Nachhaltiges Bauen - 7 Trends für grüne Architektur

Nachhaltigkeit gehört zu den bestimmenden Themen unserer Zeit, welches uns in den nächsten Jahren in Bezug auf viele Lebens- und Arbeitsbereiche weiter beschäftigen wird. Denn Nachhaltigkeit ist kein Trend-Thema. Der Klimawandel gehört zu den drängendsten gesellschaftlichen Herausforderungen. Sollen zukünftige Generationen eine lebenswerte Umwelt vorfinden, müssen wir umlenken. Dem Baugewerbe kommt dabei eine wichtige Rolle zu, denn Gebäude gehören in Deutschland mit zu den großen Klimasündern. Die Wende hin zu nachhaltigem Bauen ist für die Baubranche unabdingbar.

21. März 2022
Nachhaltig gebautes Haus mit grüner Wiese und Blumen im Vordergrund.

Hoch im Kurs: Nachhaltige Architektur und grünes Bauen

Laut einer Studie des unabhängigen Marktforschungsinstituts INNOFACT achten 80% der Befragten beim Kauf einer Immobilie oder beim Neubau besonders auf Wohngesundheit und Umweltverträglichkeit. Nachhaltiges Bauen steht also unter diesen beiden Aspekten hoch im Kurs. Doch wie sieht es in der Realität aus? Beginnt sich nachhaltige Architektur auf dem Markt durchzusetzen?

Dringend nötig: Mehr Nachhaltigkeit in der Baubranche

Die World Green Building Trends 2021 geben hier Aufschluss. In Deutschland haben 2021 16% der Bauträger auf grünes Bauen gesetzt. Und obwohl das nachhaltigste Gebäude der Welt, das Eisbärhaus in Kirchheim unter Teck, in Baden-Württemberg steht, liegt Deutschland insgesamt im europäischen Vergleich weit zurück. Perspektivisch prognostiziert die Studie von Dodge Data & Analytics einen Anstieg auf 32% bis zum Jahr 2024 – es zeichnet sich also eine Verdopplung in den nächsten drei Jahren ab und damit ein großer Handlungsbedarf bei Bauträgern, Architekten und Ingenieuren.

Allein die CO2-Emissionen von Bauprojekten belasten das Klima gravierend. In Deutschland produzieren Gebäude 30% der jährlichen CO2-Emissionen. Die Herstellung von Beton erfordert z.B. nicht nur sehr viel Energie, sondern benötigt auch Sand. Ein großes Problem, denn der Abbau von Sand sorgt für gravierende Einschnitte in die Umwelt. Es ist also höchste Zeit zu handeln und mehr Nachhaltigkeit in die Baubranche zu bringen.

Nachhaltiges Bauen: Zertifizierung

Im Jahr 2002 hat die Bundesregierung die nationale Nachhaltigkeitsstrategie ‘Perspektiven für Deutschland’ verabschiedet. Sie enthält politische Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung und umfasst 21 Indikatoren zur Erfassung von Zielen und Fortschritten. Das Maßnahmenprogramm beinhaltet auch die Ausrichtung von Bundesbauten an den Anforderungen des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB). Neben dem BNB-Programm des Bundes betreibt die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) seit 2007 ein Zertifizierungsystem für private Bauten.

In Deutschland haben sich derzeit diese Zertifizierungs- und Bewertungssysteme durchgesetzt:

  • Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)
  • Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB),
  • Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau (NaWoh)
  • Leadership in Energy and Environmental Design (LEED)
  • Building Research Establishment Environmental Assessment Method (BREEAM).

Nachhaltigkeit im Bauwesen: 7 Trends 2022

An der Vielzahl von Zertifizierungsmöglichkeiten kann man schon ablesen: Die Umsetzung von nachhaltigem Bauen ist anspruchsvoll. Denn die Anforderungen an nachhaltige Architektur sind hoch. Ökologische, soziokulturelle und ökonomische Faktoren sind gleichberechtigt zu berücksichtigen. Über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes von der Planung über die Errichtung bis zur Instandhaltung und Abriss soll die Umwelt möglichst wenig belastet werden.

Und: Nachhaltiges Bauen entwickelt sich rasant. Der politische Druck wächst, die gesellschaftlichen Erwartungen ändern sich. Architekten und Ingenieure müssen ständig auf dem Laufenden bleiben, welche Trends und Parameter sie in Bezug auf Nachhaltigkeit im Bauwesen berücksichtigen sollten. Wir haben 7 Trends, die für grüne Architektur 2022 weiter eine Rolle spielen werden, beobachtet und zusammengefasst.

1. Gesundheitsförderndes und regeneratives Design

Die Corona-Pandemie hat unseren Wohnraum immer mehr zum Lebensraum gemacht. Die meisten von uns haben so viel Zeit wie nie in ihrem Zuhause verbracht – im Homeoffice, auf der virtuellen Familienfeier per Zoom oder beim Entdecken eines neuen Heim-Hobbys. Dadurch ist es immer wichtiger geworden, dass unsere Häuser und Wohnungen ein regenerativer Wohlfühlraum für uns werden. Der schon länger bestehende Trend des Biomimikry, also von Architektur, die sich an organischen Formen orientiert und Lösungen für Klimaherausforderungen aus den Eigenschaften von Pflanzen und Tieren ableitet, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Nachhaltiges Bauen kann sich an natürlichen Lebensräumen und organischen Formen orientieren, um den darin lebenden und arbeitenden Menschen die bestmögliche Umgebung mit guter Luft, gutem Licht und guter Atmosphäre zu geben und dabei einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.

2. Verstärkter Fokus auf Klima- und Wetterbeständigkeit

Der Klimawandel wird stetig spürbarer. Die Klimaextreme nehmen zu und damit wächst die Bedeutung von sturm-, hitze- und hochwassersicheren Architekturen. In Deutschland haben wir es im Sommer 2021 dramatisch erlebt: Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat für große Verwüstung gesorgt. Gebäude zu bauen, die schwierigen Wetterlagen trotzen, wird in Zukunft mit fortschreitender Erderwärmung immer wichtiger werden. Beschichtete Fenster oder bestimmte Dachformen halten die Hitze ab, Textilfassaden regulieren nicht nur die Kälte, sondern filtern auch Feinstaub aus der Luft, um nur einige Beispiele für klimaresiliente nachhaltige Architektur zu nennen. Und: wetterbeständiges Bauen ist auch nachhaltiges Bauen. Denn je länger ein Gebäude steht und nicht saniert werden muss, umso besser amortisiert sich der CO2-lastige Bauprozess.

3. Nachhaltiges Bauen mit Baustoffen für mehr Klimafreundlichkeit

Keine neue Entwicklung, aber energiesparendes Bauen mit klimafreundlichen Materialien, wie etwa Holz, liegt im Trend. Häuser und Wohnungen, die möglichst wenig Energie benötigen, sind angesichts der immer höher werdenden Energiepreise stark gefragt. Eine gute Dämmung und eine effiziente Beschattung sind Ansätze der Energieeffizienz. Die Kriterien für das Material, das beim Bauen verwendet wird, sind dabei anspruchsvoll. Denn: nachhaltiges Bauen beginnt bei den Baustoffen. Klimafreundliche Produktion und natürliche Dämmeigenschaften spielen dabei eine große Rolle.

4. Passivhäuser

35-40 % des Gesamtenergieverbrauches eines Gebäudes geht auf Heiz- und Klimaanlagen zurück. Sogenannte Passivhäuser reduzieren diesen Verbrauch eklatant und sind so ein wichtiger Meilenstein für nachhaltige Architektur. Der überwiegende Teil des Wärmebedarfs von Passivhäusern wird aus ‘passiven’ Quellen wie Sonneneinstrahlung und Abwärme von Personen und technischen Geräten gedeckt und so der Energieverbrauch fast ganz von allein gesenkt. Der Baustandard, der besondere Anforderungen bezüglich Architektur, Technik und Ökologie festlegt und nicht auf einen bestimmten Gebäudetyp beschränkt, ist auch durch Umbauten und Sanierungen möglich und eine exzellente Chance für mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen.

5. Tiny Houses und Nachverdichtung von Städten

Wer in die großen Metropolen der Welt und auch Deutschlands blickt stellt fest: Wohnraum ist knapp und teuer. Trends wie Tiny Houses oder die gezielte Nachverdichtung von Städten werden nicht nur dem Phänomen von schwindendem Platz gerecht, sondern auch den Anforderungen an nachhaltiges Bauen. Durch Aufstockung von bestehenden Gebäuden können etwa für die Umwelt und uns Menschen so wichtige Freiflächen erhalten bleiben.

6. Zukunftsorientiertes Bauen

Zukunftsorientiertes Bauen nimmt neben dem Heute auch das Morgen in den Blick. Während der Bauphase wird dabei insbesondere auf Barrierefreiheit geachtet. Ein Wohnkonzept, welches ebenerdige Räume mit wenigen Stufen und verbreiterten Türrahmen, die auch mit einem Rollstuhl befahrbar sind, schon beim Bau berücksichtigt, muss später nicht weiterentwickelt und umgebaut werden – Stichwort ‘vorausschauende Architektur’!

7. Digitalisierung und Automatisierung

Digitalisierung in der Baubranche ist auch ein Nachhaltigkeitsthema. Denn je weniger Ressourcen (wie etwa Papier) im Bauprozess in Anspruch genommen werden, umso nachhaltiger gestaltet sich Bauen. Die Baustelle der Zukunft hat Effizienz und Umweltfreundlichkeit im Blick, bündelt, beschleunigt und automatisiert langwierige und ressourcenfressende Prozesse und ist so ein mächtiger Schrittmacher für nachhaltiges Bauen.

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Bauleiter bei der Baustellenbegehung.