49 Wohnungen für das Areal der Kitzinger Brauhöfe

Von der Brauerei zur Wohnidylle

Deutsches Ingenieurblatt 11/2019
Objekte

Eine bewegte Geschichte liegt hinter den Mauern der Kitzinger Brauhöfe. Brände, Krieg und Leerstand haben ihre Spuren hinterlassen. Jetzt werden hinter diesen alten Mauern neue Geschichten geschrieben – in 49 barrierefreien Wohnungen in bester Lage und mit optimaler Wärmedämmung mit möglichst geringem Wohnraumverlust.

Der Ort Kitzingen liegt direkt am Main und nur 25 Autominuten von Würzburg entfernt. Mit einer Einwohnerzahl von 21.000 Menschen, einer hohen Beschäftigungszahl und einer guten touristischen Infrastruktur ist die Stadt als Wohnort attraktiv und sehr beliebt. Im Jahr 2014 belegte Kitzingen Platz 39 der lebenswertesten Landkreise in Deutschland.
Direkt in der Fußgängerzone gelegen, wurden auf dem Areal der Kitzinger Brauhöfe 49 Wohnungen mit Tiefgarage erbaut. Neben den Einkaufsmöglichkeiten der Innenstadt befinden sich in direkter Umgebung auch Ärzte, Cafés und andere Einrichtungen des täglichen Lebens. Auch der Main ist fußläufig erreichbar.

Älteste Exportbrauerei Bayerns mit bewegter Historie

Die Kitzinger Bauhöfe haben bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Zunächst befand sich in dem Gebäude die Brauerei „Ehemann Bräu“ der Familie Ehemann. Das Bankhaus Bachmann kaufte dieses im Jahr 1885 auf und wandelte es unter dem Namen „Bürgerbräu Kitzingen“ in eine Aktiengesellschaft um, die an der Münchener Börse aktiv war. Der erhoffte Erfolg blieb jedoch aus und es folgte eine schwierige Zeit mit zwei Konkursen und einem Brand in der Mälzerei der Bürgerbräu.
Erst im Jahre 1909, nach dem Kauf von Heinrich Rockstroh, wurde es ruhiger um die Kitzinger Brauhöfe. Bereits drei Jahre später zeigte sich der Erfolg und Rockstroh erwarb eine weitere Brauerei, legte sie still und baute sie zu einer eigenständigen Mälzerei um. Bis in die 1950er-Jahre wurde dort noch Malz hergestellt.

Im Jahr 1936 übernahm der Enkel Rockstrohs die Brauerei, nachdem er zuvor nach dem Tod des Großvaters einige Jahre als Geschäftsführer in einer Erbengemeinschaft die Brauerei geführt hatte. Von diesem Zeitpunkt an war sie unter dem Namen „Bürgerbräu Kitzingen Siegfried Rockstroh“ bekannt. Doch auch Siegfried Rockstroh musste mit der Brauerei schwere Zeiten durchleben, denn der zweite Weltkrieg forderte auch in Kitzingen seinen Tribut. Bei einem Bombenangriff am 23. Februar 1945 entstand ein großer Schaden an den Gebäuden. Im Zuge des Wiederaufbaus wurden auch einige Modernisierungen durchgeführt.
Im Jahr 1970 übernahm die Tochter des Unternehmers mit ihrem Mann den Betrieb. Unter dem Namen Bürgerbräu KG führte Familie Fiebig den Familienbetrieb fort. Die Erfolgsgeschichte ist nicht zuletzt auf die stetigen Modernisierungsmaßnahmen zurück zu führen, denen durch alle Generationen hinweg eine große Bedeutung zugesprochen wurde. Dennoch wuchs der Konkurrenzkampf unter den Brauereien und die, jetzt so attraktive, Lage im Zentrum Kitzingens erschwerte es den Inhabern zunehmend, am Markt bestand zu haben. Eine Umsiedlung kam allerdings ebenfalls nicht in Frage – ein Grund dafür war auch der eigene Tiefbrunnen des Unternehmens.
Im Jahr 1982 wurde das 175-jährige Gründungsjubiläum gefeiert, sechzehn Jahre später allerdings die Bierfabrikation eingestellt. Bis zu ihrer Aufgabe war die Bürgerbräu Kitzingen damit die älteste Exportbierbrauerei Bayerns.

Fabrikgebäude machen Platz für Wohnanlage

Nach der Aufgabe der Bierfabrikation standen die Industrieanlagen jahrelang leer. Der Zahn der Zeit nagte an den Gebäuden und der Wohnraum in den Städten wird immer mehr gefragt. Anfang 2014 gründeten die Eigentümer-Familie Fiebig und die KEG Projektentwicklung AG die Kitzinger Brauhöfe GmbH & Co. KG. Bereits im Vorfeld wurden unterschiedliche Nutzungskonzepte ausgearbeitet, aus denen im Jahr 2015 ein Architektenwettbewerb resultierte. Die zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Gebäude sollten einer neuen Nutzung zugeführt und städtischer Wohnraum geschaffen werden. Die Lage inmitten der Fußgängerzone und die Größe des Grundstücks sprachen eine eindeutige Sprache und so begann im Jahr 2016 der Bau von attraktivem und gleichzeitig bezahlbarem Wohnraum, geplant wurden dort insgesamt 49 Wohnungen mit bis zu drei Zimmern und Größen bis zu 127 m2. Sie sind lichtdurchflutet, die Balkone zur Ost- oder Südostseite ausgerichtet und auch der Innenhof-Charakter spricht für die Kitzinger Brauhöfe. Das Thema Barrierefreiheit wurde in der Planung berücksichtigt.

Industriecharme und modernes Wohnen vereint

Die Anforderungen an den Industriebau waren klar: Der Charakter sollte erhalten und dennoch mit den Anforderungen an modernes Wohnen in Einklang gebracht werden. Teile der Gebäude wurden komplett entkernt, einige wurden durch Neubauten ersetzt. Insbesondere die ehemalige Malztenne ist ein Unikat, das einen ganz besonderen Flair vermittelt. Auf einer Fläche von 140 m2 inkl. Außenbereich findet man ein Loft-Ambiente, das mit den Kreuzgewölben, Säulen und Lichtkuppeln ein außergewöhnliches Wohngefühl bietet – trotz des historischen Charakters wurde den aktuellen Anforderungen wie z. B. der Wärmedämmung eine große Bedeutung zugemessen. Da einige der Gebäude unter Denkmalschutz stehen, war die einzige Möglichkeit zur energetischen Sanierung eine Innendämmung.

Der möglichst geringe Verlust von Wohnraum spielte bei der Auswahl des Systems eine wichtige Rolle. Das iQ-Therm-System von Remmers verbindet die Eigenschaften der geringen Dicke mit einer optimalen Wärmedämmung und kam somit als optimale Lösung in den Kitzinger Brauhöfen zum Einsatz. Das Geheimnis des Systems sind zwei Komponenten: Die PUR-Hartschaumplatten haben einen geringen Wärmedurchgang und sind dennoch hoch wasserdampfdiffusionsfähig.
Die Platte ist mit senkrecht zur Oberfläche stehenden Lochungen versehen, die mit einem hoch kapillaraktiven mineralischen Material verfüllt sind. Tauwasseransammlungen innerhalb des Wandaufbaus werden so vermieden und die Feuchtigkeit kann zum Raum hin ausdiffundieren. In den Kitzinger Brauhöfen kamen Platten mit einer Dicke von 80 mm zum Einsatz. Diese haben eine Wärmeleitfähigkeit (λ 10 dry) von 0,033 W/(m*K).
Mit Klebemörtel wurden die Platten auf der Wand befestigt und anschließend ein Armierungs- und Dünnschichtputz aufgetragen. Dieser lässt sich, neben den optimalen Wärmedämm- und Diffusionseigenschaften, auch einfach und schnell verarbeiten.

Bautafel

Architekt: Walter Sendelbach, Sendelbach Architekten,
97857 Urspringen bei Marktheidenfeld
Bauherr: Kitzinger Brauhöfe GmbH & Co. KG,
90571 Schwaig
Verarbeiter: Stappenbacher Putz und Maler GmbH,
97514 Oberaurach-Trossenfurt
Statik: ALS Ingenieure GmbH & Co. KG,
97074 Würzburg
Bauleitung: ba Baukostenarchitekten GmbH,
97234 Reichenberg
Produkte: iQ-Therm 80, iQ-Fix, iQ-Top SLS

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