Schluss mit Schlüsseln

Elektronische Zutrittslösung für Reha-Einrichtungen

Deutsches Ingenieurblatt 9/2019
Objekte

Die Medizinischen Reha-Einrichtungen der Stadt Radolfzell, Mettnau, suchten einen Ersatz für ihre kostenintensiven und unübersichtlichen mechanischen Schließanlagen. Gefunden haben sie eine Lösung, die Komfort für die Gäste, eine einfache Bedienung für die Mitarbeiter und mehr Sicherheit für die Kliniken miteinander verknüpft.

Die Mettnau zählt deutschlandweit zu einem der traditionsreichsten Zentren für Bewegungstherapie. Mit ihren vier Kliniken ist sie spezialisiert auf Prävention und Rehabilitation bei Störungen und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Begleitend behandelt werden unter anderem Stoffwechselerkrankungen, orthopädische Funktionsstörungen und die Folgen psychischer Überlastung. Das Mettnau-Team besteht aus Sportlehrern, Therapeuten sowie Medizinern, darunter Kardiologen, Internisten, Ernährungsspezialisten und Psychologen.

„Bei uns steht das Wohlbefinden der Gäste im Mittelpunkt. Dazu gehört auch, dass sie sich so komfortabel und frei wie möglich auf dem gesamten Gelände bewegen können. Bislang mussten wir ihnen dafür fünf bis sechs Schlüssel aushändigen – das konnte nicht die Zukunft sein“, beschreibt Frank Herzog die Beweggründe für die Neuanschaffung einer Zutrittskontrolle. Die Rehakliniken hatten in ihren Immobilien zuvor fünf unterschiedliche mechanische Schließsysteme genutzt, die in die Jahre gekommen waren. Damit einher gingen die für mechanische Schließanlagen typischen Probleme, erinnert sich der Leiter der Abteilung Bau und Technik: „Der Verschleiß und die hohen Kosten für Nachbestellungen waren deutlich spürbar“. Personelle Wechsel und die Übernahme von Immobilien reduzierten darüber hinaus den Überblick über die einzelnen Schließberechtigungen und die sich in Umlauf befindenden Schlüssel. 

Einfache Bedienung für Gäste und Mitarbeiter
Aus diesem Grund entschlossen sich die Kliniken zur Einführung einer einheitlichen elektronischen Lösung. Damit wollten sie vor allem zwei Ziele erreichen: einerseits den Komfort für die Gäste und andererseits die Organisation der Berechtigungsvergabe für die Mitarbeiter zu verbessern. Wichtigstes Kriterium bei der Auswahl war für Herzog die einfache Bedienung sowohl für Gäste als auch Rezeptionsmitarbeiter: „Wir wollten kein System, das wir unseren Gästen während des Eincheckens zeitaufwendig an der Rezeption erläutern müssen. Für uns kam nur eine Lösung in Betracht, die ähnlich funktioniert wie in Hotels: selbsterklärend und mit einer Bewegung für die Türöffnung. Entsprechend haben wir recht früh elektronische Beschläge favorisiert“.

Insbesondere die Rezeptionsmitarbeiter sollen problemlos mit der Software umgehen können. „Da die Kollegen ein breites Spektrum von Aufgaben wahrnehmen, ist in diesem Bereich eine leichte Handhabung unverzichtbar“, betont Frank Herzog.

Zu den Anforderungen zählte außerdem ein breites Portfolio des Herstellers, um der unterschiedlichen Nutzung in den Liegenschaften zu entsprechen, zu der nicht nur Türen, sondern auch Spinde und automatische Schrankenanlagen gehören. Eine nicht minder wichtige Rollte spielte darüber hinaus die Gestaltung der Türen. „Wir haben in einem denkmalgeschützten Gebäude beispielsweise alte Türen mit Kastenschlössern, die wir behalten wollten“, sagt der Abteilungsleiter. Für die Bewertung innerhalb der öffentlichen Ausschreibung waren neben dem Preis insbesondere die Bedienungs- und Design relevant. Ein weiteres Augenmerk lag auf dem Systemlayout mit virtuellem Netzwerk sowie auf der einfachen Vergabe von Zutrittsberechtigungen für zusätzliche, kostenpflichtig gebuchte Leistungen wie die Nutzung der Tiefgarage oder des Fahrradkellers. 

Plus an Sicherheit gegenüber Mechanik
Gewonnen hat die Ausschreibung die Schließ- und Sicherheitstechnik Steinmann GmbH aus Singen mit einer Lösung auf Basis der Salto Space Systemplattform. Ein wesentlicher Grund für die Entscheidung war die einfache Bedienung der Software. „Hier konnten wir mit dem Check-in/Check-out- Modul, der einfachen Zimmerauswahl und der Aufenthaltsverlängerung auf Funktionen aus dem Hotelmarkt zurückgreifen, die für die Rezeption einer Rehaklinik ebenso geeignet sind“, schildert Christoph Steinmann, Geschäftsführer des Salto Premium Partners. 

Zudem punktete das System mit seinem ausgereiften virtuellen Netzwerk und dessen Flexibilität. Der Technikleiter freut sich über die Vorteile: „Wir können Zutrittsberechtigungen nun viel genauer vergeben als mit einer mechanischen Anlage, unter anderem auch Einzelberechtigungen. Außerdem entsteht durch den Gültigkeitsablauf der Berechtigungen kein Problem, wenn eine Karte verloren geht. Ein deutliches Plus an Sicherheit gegenüber der Mechanik!“ Darüber hinaus haben die unterschiedlichen Betriebsmodi sowie deren leichte Aktivierung und Deaktivierung überzeugt. Die Klinik nutzt zum Beispiel häufig den Office-Modus, mit dem Türen innerhalb einer bestimmten Zeitspanne frei zugänglich sind und automatisch oder manuell initiiert in den ausgekuppelten Standardmodus umschalten, in dem nur berechtigten Personen Zutritt gewährt wird. „Der Batteriewechsel an der Türhardware ist ebenfalls einfach, das hat man nicht bei jedem Anbieter“, ergänzt Steinmann. Den größten Nutzen sieht Herzog allerdings in einem anderen Aspekt: Der dicke Schlüsselbund für die Gäste hat ausgedient!“

Umrüstung etappenweise im laufenden Betrieb
Das System wurde wie geplant innerhalb von fünf Jahren erfolgreich installiert. Der Umbau fand während des laufenden Betriebs der Klinik statt, da diese über das gesamte Jahr belegt ist.  

Technologisch basiert die Zutrittslösung auf dem Salto Virtual Network (SVN) mit patentierter Schreib-Lese-Funktionalität und verschlüsselter Datenübertragung. Im SVN werden die Schließberechtigungen auf dem Identmedium gespeichert, wodurch eine Verkabelung der elektronischen Beschläge und Zylinder entfällt. Gleichzeitig schreiben die Beschläge und Zylinder Informationen über gesperrte Identmedien oder beispielsweise Batteriestände auf die Identmedien und geben sie somit weiter. Die Update-Punkte – in der Mettnau sind das Online-Wandleser – übertragen die ausgelesenen Daten an den zentralen Server und übermitteln gleichzeitig die aktuellen Schließberechtigungen auf die Identmedien. 

Die Anlage besteht aus insgesamt rund 1.800 Zutrittspunkten. Davon sind etwa 20 mit online verkabelten Salto Wandlesern und Türsteuerungen ausgestattet, sämtliche anderen Zutrittspunkte sind virtuell vernetzt. Dafür kommen der elektronische Kurzbeschlag XS4 Mini, der elektronische Langschildbeschlag XS4 Original in unterschiedlichen Versionen sowie elektronische Salto GEO Zylinder zum Einsatz. Die Spinde für Gäste und Mitarbeiter werden mit dem elektronischen Spindschloss XS4 Locker gesichert. 

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