Auf höchste Anforderungen eingestellt

Sanierung von Hubschrauberlandeplätzen

bauplaner 11/2020
Bavaria Production Services GmbH
Brandschutz

Setzt ein Rettungshubschrauber mit einem Verunglückten an Bord zur Landung an, geht es oftmals um Sekunden. Besatzung, Notfallärzte und Rettungssanitäter müssen sich darauf verlassen können, dass sich die Landeplattform auf dem Klinikdach in einwandfreiem Zustand befindet – technisch wie baulich.

Vom Einschweben und Aufsetzen der Kufen über die Übergabe des Patienten mitsamt medizinischem Gerät bis zum Transport in den OP-Bereich des Krankenhauses muss alles wie am Schnürchen klappen. In luftiger Höhe unter freiem Himmel sind Klinikdächer oftmals widrigen Wetterverhältnissen ausgesetzt. Ein professioneller Bautenschutz ist für die Sicherheit und zum Funktionserhalt von Rettungshubschrauberlandeplätzen unverzichtbar. An die Beschichtung von Hubschrauberplateaus, ihren Funktionserhalt durch Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten wie auch an die Markierung der Landezone werden daher höchste Qualitätsanforderungen gestellt. Der bundesweit tätige Fachbetrieb Epowit Bautechnik aus Eichenzell bei Fulda verfügt über eine breite Expertise im Beschichten von Gebäudeteilen und Großflächen aus Beton. Zu den Referenzen zählt beispielsweise die Unfall-Klinik der Bau-Berufsgenossenschaft (BG Bau) in Frankfurt am Main, eine von neun berufsgenossenschaftlichen Akutkliniken in Deutschland. Behandelt werden dort überwiegend schwer verletzte Patienten. Die Unfallklinik gilt im Rhein-Main-Gebiet als traumatologisches Schwerpunktzentrum, in dem jährlich mehr als 12.000 Operationen durchgeführt und zirka 72.000 Menschen ambulant sowie fast 10.000 stationär behandelt werden. Die BG-Unfallklinik ist Standort des Rettungshubschraubers Christoph 2.

Objektspezifische Beratung

„Bei Hubschrauberlandeplateaus auf Klinikdächern wird eine permanente Nutzbarkeit vorausgesetzt“, sagt Dr. Jörg Rathenow. Der Epowit-Geschäftsführer kennt die hohen Erwartungen von Klinikbetreibern aus zahlreichen Bauvorhaben. Sein Rat an Planer und Architekten: „Bei einer Sanierung ist es sinnvoll, sich mit allen Beteiligten so früh wie möglich an den Planungstisch zu setzen, um Sein und Soll sowie den Weg zum Ziel exakt zu definieren. Die Empfehlung passender Bautenschutzprodukte und -systeme sowie die optimale Applikationstechnik leiten sich daraus ab und können vom Kunden umso leichter als folgerichtig nachvollzogen werden“, erläutert der Betonschutzexperte.
Anders als bei öffentlichen Parkhäusern oder Tiefgaragen großer Wohnanlagen, bei denen einzelne Parkdecks für die Dauer der Arbeiten gesperrt werden können, finden Bautenschutzmaßnahmen an Hubschrauberlandeplätzen unter verschärften Bedingungen statt. „Bei Spezialkliniken, die vornehmlich Patienten mit schweren Verletzungen behandeln, muss die Landefläche eigentlich nonstop verfügbar sein. Nur in Ausnahmefällen kann das Dach vorübergehend gesperrt werden, zum Beispiel für Instandsetzungsmaßnahmen, die unausweichlich sind und der Sicherheit dienen“, betont Dr. Rathenow. Der Zeitdruck ist dadurch enorm, was sich auch auf die Wahl der Materialien auswirkt: Die eingesetzten Beschichtungskomponenten sollen Landungen und Starts in rascher Folge ermöglichen und die Basis für einen sicheren und schnellen Transport von Patienten in den OP-Bereich des Klinikums bilden. Bautenschutzprodukte, die bei Arbeiten an Hubschrauberlandeplätzen zum Einsatz kommen, müssen aus diesen Gründen unter anderem zügig zu verarbeiten sein und schnell aushärten. „Der Beschichtungsaufbau muss extreme Temperaturunterschiede verkraften können, denn an der Oberfläche treten im Sommer bei +50 Grad Celsius ganz andere Spannungen auf als im Winter bei -15 Grad Celsius“, erklärt der Epowit-Geschäftsführer.
Die Wahl des richtigen Bautenschutzsystems hänge vom Standort des Gebäudes ab, auf dem sich der Landeplatz befindet. Weiterhin ist die Beschichtung im Ergebnis dauerhaft, robust, antistatisch, abrasionsfest, feuchteresistent, hitzeunempfindlich, flächendicht, rutschhemmend und in statischer Hinsicht extrem punktbelastbar auszuführen – schließlich muss der Landeplatz das Gewicht eines rettungsmedizinisch voll ausgestatteten Hubschraubers samt Besatzung tragen können. Das Startgewicht von Christoph 2 zum Beispiel kann bis zu drei Tonnen betragen. Außerdem sind für Rettungshubschrauberlandeplätze retroreflektierende Markierungen vorgeschrieben.

Antistatisches System

Auf dem Dach der Unfallklinik der BG Bau in Frankfurt am Main haben die Fachkräfte von Epowit Bautechnik alle Anforderungen auf einer Fläche von 110 Quadratmetern durch Applikation eines antistatischen Gewässerschutzsystems erfüllt. Es ist nach den Bau- und Prüfgrundsätzen für den Gewässerschutz, Teil 1, des Deutschen Instituts für Bautechnik zugelassen für wassergefährdende Flüssigkeiten zahlreicher Chemikaliengruppen. Das applizierte WHG-System wurde im Bereich der Lauf- und Rollwege auf 85 Quadratmetern mit einer Hartkornschicht ausgestattet, um die erforderliche Rutschsicherheit R12 V6 zu erzielen. Das applizierte Gewässerschutzsystem erfüllt die Anforderungen des strengen deutschen Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) und ist bauaufsichtlich zugelassen für Bereiche, in denen Explosionsgefahr besteht oder mit brennbaren, wassergefährdenden Stoffen (VbF A I, A II und B) umgegangen wird. Das antistatische System verfügt über einen Eichenzelldableitwiderstand von RE <106 Ohm gemäß DIN EN 61340-4-1. In Frankfurt am Main ist das schon deshalb nötig, weil der Rettungshubschrauber an seinem Standplatz auf dem Dach der BG-Unfallklinik auch gewartet wird. Die Beschichtung muss daher absolut dicht sein und maximale Sicherheit vor Hydrauliköl, Jet-A1, Skydrol, Säuren und anderen Chemikalien bieten, die bei der Inspektion des Motors oder des Rotorgestänges möglicherweise austreten könnten. Die gewählten Systemkomponenten verfügen mit der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (abZ) nach den bauordnungsrechtlichen Vorschriften (MBO § 17) über einen bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweises als Ersatz für die wasserrechtliche Eignungsfeststellung gemäß WHG § 632 nach WasBauPVO23.

Besondere Oberflächenmerkmale

Das Plateau ist zum Schutz vor Vereisung mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Da ein Hubschrauberlandebereich kein Gefälle aufweisen darf, wurden Rinnen eingearbeitet, um Regenwasser kontrolliert ablaufen zu lassen. Das beugt zugleich der Bildung von Pfützen auf der Oberfläche vor, in denen sich sonst – wie in einem Biotop – mit der Zeit mehr und mehr Algen entwickeln. Für die Rettungskräfte würden sie eine potenzielle Rutschgefahr darstellen, der es durch entsprechende Bautenschutzmaßnahmen entgegenzuwirken gilt. Zu guter Letzt brachten die Epowit-Fachkräfte retroreflektierende Markierungen auf dem Hubschrauberlandeplatz an, um Piloten die Orientierung bei Landungen und Starts zu erleichtern. Die gesamte Bautenschutzmaßnahme in Frankfurt konnte 2020 innerhalb von knapp drei Wochen abgeschlossen werden.

Auch in Offenbach im Einsatz

Das Sana Klinikum Offenbach (ehemals Städtische Kliniken Offenbach) ist ein 900-Betten-Krankenhaus. 23 Fachkliniken, eigene Labore, wissenschaftliche Institute sowie eine der größten Notaufnahmen Hessens machen das Sana Klinikum Offenbach zum Ziel zahlreicher Rettungsflüge. Dementsprechend groß ist der Landeplatz für Hubschrauber: Die für Landungen und Starts beanspruchte Dachfläche beläuft sich auf 600 Quadratmeter. Im Zuge der Sanierung wurde sie 2020 von Epowit mit einem neuen OS10-System ausgerüstet. Dabei mussten unter anderem auch 165 laufende Meter Fugen saniert und mit dauerelastischer PU-Masse neu verfüllt werden.

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