Aus Alt mach besser: Bodenplatten im Kreislauf

Ein Praxisbeispiel mit gebrauchten Bodenplatten

Bauplaner 7-8/2022
Objekte
Green Engineering: Umwelt, Energie, Mensch
Umweltschutz und der damit verbundene Circular-Economy-Gedanke gewinnen in der Baubranche immer mehr an Bedeutung. Ziel ist der Wandel zu nachhaltigen, gesünderen Gebäuden mit dem Einsatz von Produkten, die möglichst in geschlossenen Materialkreisläufen geführt werden. Abfall und Linearwirtschaft in der Baubranche war gestern – sinnvolle Wiederverwendung und hochwertiges Recycling ist die Zukunft.

In der Baubranche dominierte bisher die Linearwirtschaft: Nach ihrer Nutzungsphase werden Produkte und Baumaterialien als Müll entsorgt. Ressourcenknappheit, Umweltverschmutzung und Klimaveränderungen fordern Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zum Umdenken auf. Das Modell der Kreislaufwirtschaft zeigt sich hier als wichtiger Lösungsansatz: Produkte werden so lange wie möglich genutzt und nach deren Aufbereitung weiterverwendet oder als Rohstoff gleichwertig recycelt. Bereits 2014 erkannte Lindner, dass gebrauchte Bodenplatten längst kein Abfall sind und offerierte seinen Kund:innen ein uneingeschränktes Rücknahmeangebot für Gipsfaser-Doppelbodenplatten. Zudem können Bodensysteme bei Lindner auch geleast werden, um dadurch flexibel für spätere Veränderungen bleiben zu können und zugleich die Liquidität zu schonen. Nun folgt der nächste Schritt in Richtung kreislauffähiges Bauen: die Aufbereitung von gebrauchten Bodenplatten. Der Wiederverwendungsansatz wird ebenso für Trennwand- und Deckensysteme sowie Holztüren verfolgt. Ausschlaggebend hierfür ist ein modulares, zirkulär gedachtes Produktdesign: Einheitliche Abmessungen schaffen die Basis und machen die Systeme austauschfähig.

Neuer Einsatz für aufbereitete Bodenplatten
Um an gebrauchte Platten zu kommen und bei Sanierungsprojekten frühzeitig involviert zu sein, kooperiert Lindner mit Baustoffbörsen und Sanierungsunternehmen. Freiwerdende Bodenplatten werden fachgerecht demontiert, ins Lindner Werk geliefert, einer Qualitätsprüfung unterzogen, aufbereitet und als Sekundärprodukt verkauft. Doppelbodenplatten in einwandfreiem Zustand lassen sich so vor der Mülldeponie retten und werden einer weiteren Nutzungsphase in anderen Bauprojekten zugeführt.
Während beim Doppelboden „Loop“ nur die Oberseite erneuert wird, werden bei „Loop prime“ und „Loop aurum“ zusätzlich die umlaufenden Seiten neu bearbeitet. Die Loop prime erhält anschließend einen Kantenschutz in Form eines Kantenbandes. Hierauf wird bei der Variante Loop aurum (umwelt-)bewusst verzichtet. Durch den Einsatz von über 50 % regenerativer Energie wird die Nachhaltigkeit bei diesem Produkt zusätzlich gesteigert. Dies bestätigt die Cradle-to-Cradle-Certified-Gold-Auszeichnung, welche die Bodensysteme Loop aurum und Nortec aurum als weltweit erste Bodensysteme erhielten.

Gleiche Eigenschaften – mit einer extra Portion Nachhaltigkeit
Nicht nur optisch, sondern auch bauphysikalisch unterscheiden sich die aufbereiteten Platten kaum von den Neuprodukten: Sie weisen die gleich guten Eigenschaften hinsichtlich Statik, Brand- und Schallschutz auf – die Lebensdauer, Baustoffklasse und Bearbeitbarkeit bleiben uneingeschränkt erhalten. Auch der Nachweis der Schadstofffreiheit ist mit einem IBR-Prüfzeugnis gegeben. Darüber hinaus bieten die gebrauchten Bodenplatten eine deutlich verbesserte CO2-Bilanz von bis zu 72 % gegenüber dem vergleichbaren Neuprodukt. Das ist auch in den entsprechenden Umweltproduktdeklarationen nach ISO 14021 bzw. EN 15804/ISO 14025 nachweisbar.

Praxistest erfolgreich bestanden
Die aufbereiteten Bodenplatten kamen bereits in verschiedenen Bauvorhaben in Deutschland und Österreich zum Einsatz. Was zunächst in kleinen Pilotprojekten getestet wurde, wird nun für Bauvorhaben in ganz Europa seitens Architekten und Bauherren angefragt und umgesetzt.

Gebrauchte Doppelbodenplatten gesucht!
Die Vision der geschlossenen Produktkreisläufe ist bei Lindner längst Wirklichkeit geworden. Die Vorteile liegen klar auf der Hand und immer mehr Kunden fragen nach aufbereiteten Bodenplatten. Was hindert Lindner noch an der großflächigen Umsetzung des zirkulären Bodensystems?

Die Beschaffung von gebrauchten Platten gestaltet sich schwierig, weil sich die Branche noch im Umdenken befindet. Für die Entkernungs- und Abbruchunternehmen sind Bodenplatten im Altbestand oft nichts anderes als Abfall, noch dazu als Baumischabfall „Sondermüll“. Sie werden ohne weiteres Nachdenken auf die Deponie gebracht und entsorgt.

Lindner bietet dagegen verschiedene attraktive Angebote als Alternativen zur Entsorgung. Je nach Projekt und Wunsch des Anbieters können die Demontagearbeiten und der Abtransport als „Rundum-sorglos-Paket“ von Lindner übernommen oder nur der Transport mitangeboten werden. Ebenso besteht die Möglichkeit, die Platten selbst anzuliefern. Für jedem Fall kann eine lukrative Lösung angeboten werden. 

Wenn Sie also bei der Sanierung eines Gebäudes auf einen gut erhaltenen Doppelboden stoßen, melden Sie sich unter used.floors@Lindner-Group.com! Geeignet sind alle Doppelbodenplatten mit oder ohne Oberbelag bzw. unterseitiger Applikation. Dabei sind herstellerunabhängig alle Bodenplatten mit einem Kern aus Gipsfaser oder Holzwerkstoff für die Aufbereitung geeignet.

Vom Planspiel zur Praxis
"Wie können Bauprodukte möglichst lange im Kreislauf gehalten werden?" Damit beschäftigte sich ein Konsortium aus der Lindner Group, dem Betriebswirtschaftlichen Institut für Abfall- und Umweltstudien (BIFAS) und dem Institut für Infrastruktur-Wasser-Ressourcen-Umwelt (IWARU) der FH Münster im Rahmen der Fördermaßnahme ReziProK (Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft – Innovative Produktkreisläufe) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und dem Projekt "RessProKA". Die Antwort fand sich in innovativen Geschäftsmodellen zur Stärkung der Circular Economy.