Beton: Rezyklatanteil könnte deutlich höher sein

Bauplaner 03/2023
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Der Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie (BTB) setzt sich bereits seit den 1990er Jahren für das Bauen mit rezyklierter Gesteinskörnung ein. Allerdings hat sich das Bauen mit Recyclingbeton in Deutschland bis heute nicht im Markt durchgesetzt. Dabei ist das Potenzial groß, wie Dr. Olaf Aßbrock, BTB-Hauptgeschäftsführer, im Rahmen eines Interviews des Informations Zentrums Beton (Düsseldorf) kürzlich ausführte. Hier einige wichtige Auszüge aus dem Interview.

Wie viele Tonnen an recyceltem Bauschutt durch Abbruch und Rückbau fallen derzeit jährlich in Deutschland an? Und wie viele Tonnen davon werden als rezyklierte Gesteinskörnung zur Betonherstellung eingesetzt?
Nach dem Monitoring Mineralische Bauabfälle fielen 2020 – das sind die aktuellen Zahlen – in Deutschland 60 Millionen Tonnen Bauschutt an. Die Menge der Erzeugnisse von Bauschuttaufbereitungsanlagen, die für die Verwendung in Betonmischanlagen eingesetzt werden, belief sich laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2020 auf 0,90 Millionen Tonnen. Das sind zwar noch keine beachtenswerten Kennwerte, doch hat sich damit die statistisch erfasste Menge von 2014 bis dahin mehr als verdreifacht. Der Trend ist deutlich positiv.

Wie werden sich diese Mengen mittelund langfristig weiterentwickeln?
Mittel- und langfristig erwarten wir weiteres Wachstum. Diese Annahme basiert auf verschiedenen, hilfreich wirkenden Rahmenbedingungen: dem politischen und gesellschaftlichen Willen, den Einsatz rezyklierter Gesteinskörnungen zu erhöhen, verbesserten normativen Bedingungen für deren Verwendung in der Betonherstellung – und letztlich dem steigenden Betonanteil in Nachkriegsgebäuden. Zusätzliche Impulse könnten durch eine Forcierung des selektiven Rückbaus und durch eine Verbesserung der abfallrechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Vor allem sollten geeignete Recyclingmaterialien nach der Aufbereitung aus dem Abfallregime entlassen werden.

Wie viel rezyklierte Gesteinskörnung könnte schon heute theoretisch beim Bauen mit Beton eingesetzt werden?
Heute könnten wir – so haben wir errechnet – theoretisch etwa 20 Millionen Tonnen vom Gesteinskörnungstyp1 (Betonsplitt) und 14 Millionen Tonnen vom Gesteinskörnungstyp 2 pro Jahr einsetzen. Das heißt, dass wir theoretisch bereits heute von den in Deutschland jährlich anfallenden 60 Millionen Tonnen Bauschutt insgesamt 34 Millionen Tonnen als rezyklierte Gesteinskörnung verwenden könnten.

Warum geschieht das nicht?
Weil das Material in für die Herstellung von Beton aufbereiteter Form heute weder in kontinuierlich verfügbaren Mengen noch in der erforderlichen Qualität zur Verfügung steht. Von den Millionen Tonnen Bauschutt werden 77,9% recycelt. Dieser Anteil wird größtenteils im Straßen-, Landschafts- und Gartenbau verwendet. Aber: Nach der neuen Norm DIN 1045-2 werden rezyklierte Gesteinskörnungen des Typs 1 auch Sandanteile, also Betonsplitt-Sand oder Betonabbruchsand, enthalten dürfen. Der beim Recycling von Beton anfallende Sand wird also nicht mehr gesondert in anderen Bereichen verwendet werden müssen, was die Aufbereitung und Verwendung rezyklierter Gesteinskörnungen deutlich vereinfacht. Würden wir also künftig bei allen in Deutschland verbauten Betonen den möglichen, 25%igen Anteil von rezyklierter Gesteinskörnung ausschöpfen, würden wir – auch das haben wir bereits geprüft – alle verfügbaren geeigneten Mengen an Bauschutt, ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft, in neuem Beton verbauen.

Selbst die Herstellung von Beton mit bis zu 100% rezyklierter Gesteinskörnung ist heute technisch prinzipiell möglich – allerdings verändern sich dabei die Produkteigenschaften im Vergleich zu Beton mit natürlicher Gesteinskörnung oder zu Beton mit den zulässigen Anteilen an Recyclingmaterial. Für diese Betone ist eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung oder eine sogenannte Zustimmung im Einzelfall notwendig.

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