Dynamisches Holz und schwere Maschinen

Top Mountain Crosspoint in Hochgurgl

bauplaner 05/2018
Bavaria Production Services GmbH
Brandschutz
Top Mountain Crosspoint in Hochgurgl

Abgeleitet von der Form einer Schneewechte und an den Schwung einer Skispur erinnernd vereint der im Dezember 2015 eröffnete Top Mountain Crosspoint auf 2.175 Metern vier unterschiedliche Nutzungen unter einem Dach: Neben dem höchstgelegenen Motorradmuseum Europas beinhaltet der Neubau ein Themenrestaurant mit Panoramaterrasse, eine Gondelbahn und die Mautstelle der Timmelsjoch Hochalpenstraße.

Die Timmelsjoch Hochalpenstraße verbindet das hintere Ötztal mit dem Südtiroler Meran und gilt als beliebte und gleichzeitig anspruchsvolle Passstrecke. Die Privatstraße befindet sich zum Teil im Besitz der Familie Scheiber, die mit dem Bau einer ersten Schutzhütte im Jahre 1881 Wegbereiter des Ötztaler Tourismus sind. Diese Familientradition wird von den Brüdern Attila und Alban Scheiber auch heute noch fortgesetzt. Sie haben sich nicht nur der infrastrukturellen Weiterentwicklung ihrer Heimatregion verschrieben, sondern hegen eine große Leidenschaft für den Motorsport. Mit dem Erwerb einer umfangreichen Sammlung an Motorrad- und Automobilraritäten nahm der gemeinsame Traum von einem hochalpinen Motorradmuseum Gestalt an.

Mit Schwung und Leichtigkeit
Im Jahr 2012 wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Michael Brötz, ein junger Tiroler Gestalter und Autodidakt im Bereich der Architektur, setzte sich mit seinem Entwurf gegen regional etablierte Architekturbüros durch und erhielt den Auftrag, diesen zu realisieren. Er übersetzte das Thema Bewegung – ob auf Skiern, Snowboards, zwei oder vier Rädern – in eine geschwungene Bauform, die mit ihrer Umgebung verschmilzt. Die größte Herausforderung des Projekts bestand darin, die vier unterschiedlichen Funktionen sinnvoll zu verknüpfen, gleichzeitig eine gestalterisch anspruchsvolle Einheit zu schaffen und trotz des Bauvolumens Leichtigkeit zu vermitteln. Die Hälfte der Gesamtfläche von 6.060 Quadratmetern nimmt der Museumsbereich ein. Ein großes Anliegen war es dem Planer, in Bauweise und Ästhetik regionale wie traditionelle Bezüge herzustellen, ohne rustikal zu werden. Das Erdgeschoss wurde in Stahlbeton ausgeführt, das Obergeschoss in konstruktiver Holzbauweise. Während der untere Sockelbereich der Fassade mit Schieferschindeln verkleidet wurde, bildet die stark horizontal strukturierte Fassade aus heimischem, sägerauem Lärchenholz einen Schwung in Richtung Tal. Das Dach deutet über dem Restaurant noch das Motiv der traditionellen Satteldeckung an, verläuft dann weiter in einer fließenden Bewegung über die Seilbahnstation und kragt über die anschließende Ausstellungsfläche und die darunter liegende Mautstation aus.

Brandschutz auf hohem Niveau
Das Zentrum des Gebäudes bildet die Talstation der neuen Kirchenkar-Gondelbahn, die einen optischen Kontrapunkt zu den sich jeweils seitlich anschließenden Nutzungen darstellt. Reduziert gestaltet steht in diesem Gebäudeteil die technische Ästhetik der Liftanlage im Vordergrund. Eine Brücke verbindet im Obergeschoss das Museum mit dem Restaurant und schafft so die Möglichkeit eines Rundgangs durch das Haus. Der Aufbau des Top Mountain Crosspoints erforderte dabei spezielle brandschutztechnische Maßnahmen, um die verschiedenen Gebäudeteile im Brandfall voneinander abzutrennen. Um diese Anforderung zu erfüllen, wurden Feuerschutz-Schiebetore mit T30-Brandschutzfunktion von Hörmann verbaut. Während sich das im Obergeschoss eingesetzte Schiebetor in Richtung Restaurantgalerie optisch in das Gesamtbild einfügt und doch für jeden Besucher sichtbar ist, wählte Michael Brötz im Erdgeschossbereich ein Schiebetor, das nahezu unsichtbar hinter einer in der Wand liegenden Nischenklappe verläuft.

Dies hat den Vorteil, dass die um den Durchgang liegenden Wände einheitlich gestaltet werden können, ohne dass ein davor verlaufendes Tor die Gesamtansicht beeinflusst. Somit konnten beispielsweise in diesem Objekt alle Wände durchgängig mit Holz verkleidet werden. Alle Varianten des Hörmann Feuerschutz-Schiebetors „FST“ gewähren im Normalbetrieb die volle Durchgangsbreite, während sie im Brandfall automatisch schließen und so Brandabschnitte innerhalb des Gebäudes schaffen. Die im Top Mountain Crosspoint verbauten Tore sind zudem mit einer optischen und akustischen Warnanlage sowie mit Schlupftüren ausgestattet, die den Fluchtweg für die sich im Gebäude befindenden Personen sichern. Zusätzlich wurden im Inneren des Motorradmuseums ein- und zweiflügelige Feuerschutztüren „STU“ von Hörmann verbaut, um für den nötigen Brandschutz, zum Beispiel zu Lager- oder Technikräumen, zu sorgen. Die besonders hochwertigen Objekttüren aus Stahl sind mit Obentürschließern ausgestattet und für ein einheitliches Design optisch aufeinander abgestimmt.

Raritäten in heimischer Lärche
Im Museums- wie auch im Gastronomiebereich dominieren natürliche Materialien. Für die Dachkonstruktion wurden Fichtenleimbinder verwendet, die in ihrer Anordnung an die Rippen einer Wirbelsäule erinnern. Im Inneren des Restaurantbereiches wurde recyceltes Lärchenholz verbaut. Die aufgearbeiteten Holzpaneele schaffen horizontal, vertikal aber auch perforiert eingesetzt eine gemütliche aber auch lebendige Atmosphäre. Die Boden- und Wandverkleidung im Ausstellungsbereich besteht dagegen aus neuem, geöltem Lärchenholz. Die stromlinienförmige Vertäfelung unterstützt den dynamischen Charakter der Ausstellungsobjekte und stellt einen Bezug zur äußeren Form her.
Bewusst wurde innerhalb des Gebäudes an Tageslicht gespart, um durch das Alpenpanorama nicht von der Motorradsammlung abzulenken. Mehr als 230 internationale Motorradklassiker sowie Raritäten aus dem Automobilbereich werden hier inszeniert. Erst zum Abschluss der Ausstellung gelangt man auf eine auskragende Terrasse, die einen spektakulären Ausblick in das Tal und über das Mautgeschehen ermöglicht. Um neben der Mautabwicklung auch im Falle eines Unfalles reagieren zu können, wurde ein Hubschrauberlandeplatz sowie eine Möglichkeit der Erstversorgung in einer der Mautdurchfahrten integriert. Zwei automatisch betriebene Hörmann Sectionaltore des Typs „ALR F42“ schaffen den hierfür benötigten Raum. Die kratzfeste und hier blickdicht eingefärbte „Duratec“-Kunststoffverglasung lässt Licht in den Raum und sorgt zugleich für Sichtschutz.

Bautafel:

Standort: Hochgurgl
Bauherr/Investor: Hochgurgler Liftgesellschaften GmbH
Größe: Gesamtkubatur 26.000 m3, Bruttogeschossfläche:6.500 m² (Ausstellungsfläche: 3.000 m2)
Bauzeit: 04.2015-11.2015, Innenausbau
Museum 11.2015-04.2016
Generalplanung: ARGE Checkpoint
Architektur, Innenarchitektur, Design: BRÖTZ,Architecture-design-artwork, Michael Brötz
Ausführungsplanung, Ausschreibung: MADECO Ingenieur GmbH
Bauleitung: PLAN_B GmbH
Hörmann Produkte: Feuerschutz-Stahltüren STU mit T30 Brandschutzfunktion, 1- und 2-flügelig, mit Blockzargen, in RAL 7016 beschichtet; Feuerschutz-Schiebetore FST mit T30 Brandschutzfunktion, 1-flügelig, normal auflaufend in Einlaufprofil, stumpf auflaufend und stumpf in Nische einlaufend, mit Schlupftür mittig, mit optischer und akustischer Warnanlage im Brandfall; Sectionaltore ALR F42 mit Antrieb, Aluminiumprofilen und Duratec Verglasung

Ähnliche Beiträge