Editorial: Wie und wo wohnen?

Dipl.-Ing. Harald Link

Exklusiv
green BUILDING 05/2015
Dipl.-Ing. Harald Link

Liebe Leserinnen und Leser,
Wohnungsbau und Wohnungsbaupolitik sind wieder auf der Agenda. Zurecht, denn das große Thema der Wiederaufbaujahre, das bis in die 80er Jahre hinein Architekten, Stadtplaner und Politiker beschäftigt hat und für viele Kommunen Stadtbildprägend war, ist in den vergangenen Dekaden aus dem Blickfeld geraten. Die Quittung zahlen heute diejenigen, die in den Ballungszentren und Metropolen auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum sind. Vor allem für untere und mittlere Einkommensschichten sieht es düster aus. Auf den Wohnungsmärkten herrscht enormer Druck, was durch Gentrifizierung, den stetig steigenden Pro-Kopf-Wohnflächenbedarf und den Trend, „in der Stadt“wohnen zu wollen, noch verstärkt wird. Einige hunderttausend Wohnungen fehlen laut einer Untersuchung des Pestel-Instituts. Geeigneten, bezahlbaren Wohnraum zu finden: In vielen Städten ist das, vor allem für Familien, Alleinerziehende, Studierende oder Berufseinsteiger, ein Ding der Unmöglichkeit.

Seit vielen Jahren ist bekannt, dass im Gebäudebestand ein hoher Sanierungsbedarf besteht. Unter dem Label „energetische Gebäudesanierung“ geschieht hier viel – oft unterstützt durch umfangreiche Förderprogramme der öffentlichen Hand. Doch „Nachhaltigkeit“ muss mehr sein, muss komplexer denken als bis zur Erfüllung von „Soll-Werten“ einer sogenannten Energiewende. Lebensqualität in lebenswerten, lebendigen Städten entsteht vor allem auch durch eine sozio-kulturelle Vielfalt der Einwohner, die niemanden ausschließt– schon gar nicht durch zu hohe Miet- und Immobilienpreise. Langfristig sinnvolles Planen und Bauen setzt auch auf dauerhaft vitale Kommunen. Daher ist es an der Zeit, sich wieder verstärkt um den Wohnungsbau zu kümmern. Und dabei darauf zu achten, dass das „Energetische Sanieren“ nicht zum Deckmäntelchen für Entmietung und Gentrifizierung wird.

Harald Link
redaktion(at)greenbuilding-magazin.de

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