Ein BIM-Content für alle

Standardisierte Bauteilinformationen für modellorientiertes Arbeiten

bauplaner 04/2021
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Um einen komplett durchgängigen BIM-Fluss möglich zu machen, der mit der ersten Projektidee beginnt und sich bis hin zum Bau oder gar zum Betrieb fortführen lässt, braucht es standardisierte Bauteilinformationen. Spätestens in Leistungsphase 3 sollten die Projektpartner begonnen haben, mit solchen Standardelementen zu arbeiten, damit eine Durchgängigkeit und damit eine optimierte Zusammenarbeit sämtlicher Fachdisziplinen in allen Projektphasen optimal unterstützt werden kann.

Der offene, ISO-klassifizierte IFC-Standard von buildingSMART e.V. reicht für die in Deutschland sehr spezifische Bauteilklassifikation nicht aus. Zu diesem Zweck wurde für Bauprojekte in Deutschland die DIN SPEC 91400 eingeführt. Diese Standardisierung ermöglicht es, Bauteile in Bauwerksmodellen mit einheitlichen Eigenschaften kompatibel zum Standardleistungsbuch Bau (STLB-Bau) sowie zum IFC-Standard mit Daten zu füllen.

Mit BIM starten und unmittelbar Ergebnisse vorweisen
„Der Schlüssel für eine vollkommen durchgängige, modellbasierte Arbeitsweise ist die BIM-Klassifikation nach STLB-Bau nach der DIN SPEC 91400, die heute in vielen gängigen, am deutschen Markt etablierten Softwareprogrammen mit Hilfe unserer Software DBD-BIM genutzt werden kann“, erklärt Dr. Gerald Faschingbauer, Geschäftsführer der Dr. Schiller & Partner GmbH. „Auf diese Weise offerieren wir für sämtliche Vertreter entlang der Wertschöpfungskette Bau einen einheitlichen BIM-Content, mit dem sie unmittelbar in die modellbasierte Arbeitsweise starten und direkt Ergebnisse vorweisen können“, führt er weiter aus.

BIM-Content für die gesamte Wertschöpfungskette Bau
In der Vergangenheit sah das Szenario anders aus. Sämtliche Unternehmen, sowohl Planungsbüros als auch Bauunternehmen und Großkonzerne, waren allesamt gefordert, zunächst einen eigenen Content für das modellorientierte Planen und Bauen zu erstellen. Für größere Organisationen ist es bis heute üblich, mit eigenen, oft hochspezifischen BIM-Contents zu arbeiPartnerten. In Planungsbüros stellte sich dies jedoch meist als schwierig dar, da oft kein Personal für derart aufwendige Arbeiten, die zudem hochspezifisches Know-how erfordern, zur Verfügung gestellt werden kann. So sind die Planer vielleicht die größten Profiteure des Standard-Contents, mit dem sie in der Lage sind, einen Großteil der Bauteilinformationen effizient abzubilden und in Leistungen und Kosten zu übersetzen. Doch auch größere Unternehmen können fortan mit einem umfassenden Content arbeiten, der sich aus den standardisierten Informationen aus DBD-BIM und ihrem eigenen Content zusammensetzt.

„Profitieren vom Standard-Content kann letzten Endes jeder“, ergänzt Dr. Marco Götz von Dr. Schiller & Partner und nennt einige Beispiele. Für den Bauherrn bedeutet die Arbeit mit standardisierten Bauteilinformationen durchgängig mehr Kostensicherheit. Planer haben einen besseren Projektüberblick, da sie in der Lage sind, vom Start weg direkt mit Kosten zu arbeiten. Und bauausführende Unternehmen wissen aufgrund der durchgängig mit Kosten verknüpften Modellinformationen, an welchen Stellen genau Leistungen erfasst werden, und können Aufwände dadurch genauer einschätzen.

Bemusterung in allen Phasen
Doch wie entsteht der Standard-Content für das modellorientierte Arbeiten? DBD-BIM-Daten beinhalten sämtliche Informationen über die im Projekt eingesetzten Bauteile. Sofern gewünscht, können diese aufgelöst sein bis hin zu einzelnen Ressourcen, also bis zu den Einzelkosten der Teilleistungen. Mit DBD-BIM ist eine Beschreibung von 3D-Geometriemodellen konform zur DIN BIM-Cloud während der Modellerstellung mit Hilfe einer Autorensoftware, beispielsweise Autodesk Revit, möglich. Genauso kann diese auch erst in einer späteren Phase im Projektmanagement-System iTWO 5D von RIB vorgenommen werden. Durch die eindeutigen DBD-BIMKeys ist eine prozess-, software- und anwenderübergreifende Zusammenarbeit möglich. Die ideale Situation für ein besonders wirtschaftliches Arbeiten stellt sich wie folgt dar: Der mit der Entwurfsplanung betraute Architekt startet mit einer Vorbemusterung innerhalb von Autodesk Revit während der Modellierung. Durch die Verknüpfung bestimmter Elemente innerhalb des Modells ist er in der Lage, sein Wissen optimal einzubringen. Im zweiten Schritt erhält der mit der Kostenplanung betreute Experte ein bereits verlinktes Modell, in dem er in der RIB-Software iTWO 5D eine tiefere Ausgestaltung vornehmen kann.

BIM-Cloud und BIM-Community
Entscheiden sich Produkthersteller dafür, ihre Bauteilinformationen öffentlich in DBD-BIM zur Verfügung zu stellen, so werden ihre Produkte gefunden und können unmittelbar für die Bemusterung genutzt werden. Dazu zählen aktuell etwa Dachziegel der Firma Braas sowie Sanitärprodukte von Geberit. Weitere Vorteile bietet die DIN BIM-Cloud durch die BIM-Content Bibliothek als Recherchesystem für Bauteileigenschaften in Verbindung mit STLB-Bau. Gleichzeitig ermöglicht die DIN BIM-Community interessierten Kreisen inklusive Herstellern eine Beteiligung an der Standardisierung von Bauteileigenschaften. Sind die Bauteileigenschaften einmal definiert, können sie anschließend als Mustervorlage innerhalb von DBD-BIM hinterlegt und unmittelbar für eine Baumaßnahme mit STLB-Bau-Klassifikation verwendet werden. Auch eine Weitergabe der Informationen an Dritte via IFC- oder CPIxml-Austauschformat ist direkt möglich. Und nicht zuletzt lassen sich Daten, die einmal erstellt wurden, zu jeder Zeit erneut verwenden.

„Auf diese Weise werden die Grundsteine für einen durchgängigen BIM-Fluss und eine vereinfachte Zusammenarbeit gelegt“, weiß Dr. Gerald Faschingbauer. Die standardisierten Bauteilinformationen vereinfachen Mengen- und Kostenermittlung sowie die LV-Erstellung und sorgen gleichzeitig für eine zeitsparende Kalkulation, Angebotserstellung oder Rechnungsstellung. So bieten diese Informationen völlig neue Möglichkeiten, wie etwa eine durchgängig modellbasierte Rechnungsprüfung direkt auf der Baustelle. Und alle am Projekt Beteiligten werden Teil eines einheitlichen BIM-Flusses.

Durchgängige Kosten- und Leistungsbeschreibungen auf Knopfdruck
Wie funktioniert das konkret am Beispiel der Projektmanagement-Software iTWO 5D von RIB? „Die Software DBD-BIM ist komplett in die aktuelle Version von iTWO 5D integriert“, erklärt Rainer Diehl, Produktmanager bei RIB Software. Durch diese Integration können innerhalb der iTWO-Software von RIB auf einfache Weise vollkommen durchgängige Kosten- und Leistungsbeschreibungen erstellt werden. Das Ergebnis mündet stets in VOB-gerechten Ausschreibungstexten nach STLB-Bau mit gleichzeitiger IFC-Konformität. Die Bauteile werden dabei über die Filterfunktion gezielt ausgewählt und definiert. Aus DBD-BIM Elements heraus lässt sich so relativ schnell und sicher das für das Projekt am besten passende Kostenelement finden und anschließend bemustern. Eine zusätzliche, separate Kostenberechnung innerhalb von iTWO ist nicht mehr erforderlich.

Der DBD-BIM-Content gilt als Standard-Content für die iTWO 5D-Software und erzeugt im Hintergrund stets ein Leistungsverzeichnis nach den STLB-Bau-Vorgaben auf Basis der DIN SPEC 91400. Auf diese Weise sind Planer in der Lage, eine sehr schnelle Bemusterung für ein neutrales Modell zu erstellen und können später bei Bedarf außerdem eine Bestellung auf Knopfdruck auslösen. Das Planungsbüro braucht dazu lediglich unter denjenigen Herstellern Produkte auszuwählen, die die entsprechende DIN-Klassifikation erfüllen bzw. bereits in DBD-BIM eingebunden sind. Der gesamte BIM-Prozess lässt sich auf diese Weise erheblich beschleunigen und einem schnellen Start steht praktisch nichts mehr im Wege.