Eine Scheune wird zur Schwimmhalle

green BUILDING 01/2019 (#89)

Die Umnutzung historischer Bauten ist für Planer immer eine besondere  Herausforderung. Kann man doch nie alle Eventualitäten voraussehen, bleibt somit immer eine  gewisse Planungsunsicherheit. Im Fall einer  Schwimmhalle sind Spezial- Know-how und gleichermaßen sichere wie pragmatische Lösungen gefragt.

Die wohl edelste Form der Umfunktionierung einer alten Landgut-Scheune ist die Nutzung als Schwimmhalle. In diesem Fall war Platz reichlich vorhanden.  Das eröffnete viele Möglichkeiten der Gestaltung, brachte aber auch einige Herausforderungen mit sich. Die Planung war so angelegt, dass möglichst  alle Wünsche des Bauherrn berücksichtigt wurden: ein großes Schwimmbecken für den sportlichen Ausgleich, der Whirlpool  für die Entspannung, Sauna und  Dampfbad für die Gesundheit und eine  eher moderne Gestaltung mit Fenstern, die zum Stil des Gebäudes passen. Die Außenansicht sollte in bisheriger Form belassen werden.

Am Anfang stand der aufwändige Aushub für das Schwimmbecken innerhalb  des Gebäudes. Durch die gute Zugänglichkeit wurden diese Arbeiten rationell mit einem Bagger erledigt. Durch die teilweise erforderlichen Abbrucharbeiten  konnten alle Vorbereitungen für die notwendige Versorgung mit Wasser, Strom und Lüftung organisiert werden. Die Beheizung wurde mit einer leistungsfähigen Pellet-Heizanlage realisiert, für die Belüftung und Entfeuchtung der Schwimmhallen-Luft wurde die Halle mit einer zentralen Anlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Dabei wird die entfeuchtete und erwärmte Zuluft kurz vor den Fenstern vom Boden her eingeblasen und oben über die Schattenfuge der abgehängten Decke wieder abgesaugt und der Abluftanlage zugeführt. Über spezielle Kanäle wird die Luft umgewälzt und teilweise auch mit Frischluft angereichert. So bleibt immer ein konstantes Klima erhalten.

Sichere Wand-Konstruktion  
An Raumhöhe musste hier nicht gespart werden. So konnte ein geräumiger, ca. 2,80 m hoher Wellnessraum entstehen. Die alte Bausubstanz war natürlich nicht für die hohe Feuchtebelastung einer Schwimmhalle geeignet. Sowohl der Wärmeschutz als auch der Feuchteschutz mussten auf ein zeitgemäßes und sicheres Niveau gebracht werden. Die massiven Wände wurden mit einer 10 cm dicken Innen-Wärmedämmung mit Alu-Dampfsperre ausgeführt. Man entschied sich für das ISO-Plus-System, das direkt auf der Alu-Dampfsperre weiterbeschichtet und verputzt werden konnte. So wurde eine bauphysikalisch sichere und gleichzeitig energiesparende Lösung erzielt, wobei außen die ursprüngliche Gestaltung erhalten bleiben konnte. Die hermetische Innendämmung sorgt dafür, dass überall,  auch in den Raumecken, die Oberflächentemperatur nur minimal von der Raumtemperatur abweicht. Kalte Stellen und Wärmebrücken werden zuverlässig vermieden.

Alu-Dampfsperre direkt verputzbar Bei Innendämmung und Dampfsperre denken viele Praktiker an irgendwelche Folien und Unterkonstruktionen, die leicht verletzt werden können. Derartige Risiken sind aber im Schwimmbad strikt zu vermeiden. Deshalb ist hier die direkt verputzbare Alu-Dampfsperre die sicherste Lösung. Sie wird seit mehr als 40 Jahren erfolgreich im Schwimmhallen- Bau eingesetzt. Es handelt sich dabei um eine Innendämmung aus EPS-Hartschaum mit werksseitig auf kaschiertem Alu-Dünnblech. Diese Sandwich-Lösung kann direkt auf dem Alu raumseitig systemgerecht weiterbeschichtet werden. Dazu gibt es passend zum System einen speziellen Haftgrund-Anstrich und eine systemgerechte Gewebe-Armierung mit Feuchtraum-Spachtel. Darauf kann dann individuell weitergearbeitet werden. Putzgestaltung, Fliesen, Tapeten und weitere Gestaltungen sind möglich.

Abgehängte Decke 
Die Decke zum Dachgeschoß aus  Holzbalken mit obenliegender Brettschalung in 3 m Höhe war bereits vorhanden. Sie konnte komplett erhalten werden. Von unten wurden die Balken-Zwischenräume vollständig mit  Dämmstoff gefüllt und an der Unterseite wurde eine stabile OSB-Spanplatten- Fläche hergestellt. Dann wurde dort ebenfalls das dampfdichte System  in 5 cm Dicke montiert. Alle Anschlüsse zu den Wänden wurden systemgerecht dampfdicht abgeklebt.

Eine direkte Beschichtung war hier nicht gefordert, denn die Schwimmhalle  erhielt eine komplett abgehängte Decke, die dann auch die Beleuchtung aufnahm. Alle Bauteile wurden dabei auf das hochfeuchte  Schwimmhallen-Klima ausgelegt und alle notwendigen Durchdringungen der Dampfsperre wurden systemgerecht abgedichtet. Auf diese Weise bleibt das angenehme feuchte Klima im dafür vorgesehenen Bereich und alle angrenzenden Räume und Bauteile bleiben davon unberührt und auf Dauer trocken. Die fugenlos verputzte Decke ist komplett in Schwimmbad-Qualität aus einem Feuchtraum-Paneel hergestellt  worden. Diese nur 8 mm dicke Platte ist etwa halb so schwer wie übliche Zement-  Platten, was die Balkenkonstruktion entlastet. Die Verarbeitung erfolgt, wie im Trockenbau üblich, und stellte keine besonderen Anforderungen an den Handwerker.

Für die Beleuchtung hat man neben  der Becken- und Whirlpool-Beleuchtung effektvolle Bodenstrahler eingebaut. Diese lassen die erhabene Wandgestaltung gut zur Wirkung kommen. Die abgehängte Decke wurde mit rundumlaufender Schattenfuge und  indirekter LED-Beleuchtung versehen. So kann jederzeit die gewünschte Lichtstimmung im Raum erzeugt werden. Über die Schattenfuge wird die Abluft abgeführt, sodass kein Lüftungsgitter nötig war. Auf diese Weise spielen alle Komponenten der Schwimmhalle optimal zusammen und sie bleibt im Sommer wie Winter ein Ort der Ruhe  und Entspannung. Die sonst übliche Halligkeit schallharter Flächen wurdehier auf ein angenehmes Maß reduziert.  Um solch einen Wellness-Raum zu realisieren, sind gewerkeübergreifende Fachkompetenz und viel Erfahrung beim Schwimmhallen-Bau erforderlich. Denn alte Bausubstanz bietet immer wieder  unvorhergesehene Überraschungen sowie technische und logistische Herausforderungen.

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