Gelebte Verantwortung

green BUILDING 03/2018 (#85)
Wertschätzung, Kompetenz und Verantwortung sind die Kernwerte der Unternehmensstruktur der Wasgau AG aus dem westpfälzischen Pirmasens. Und diese Philosophie lebt das traditionsreiche Lebensmittel-Handelsunternehmen konsequent auch beim Umbau bestehender sowie dem Bau neuer Märkte nach Green-Building-Aspekten.

Überwiegend in den eher ländlich geprägten Regionen Rheinland-Pfalz und Saarland liegen die aktuell 77 Super- und Verbrauchermärkte des Wasgau-Konzerns mit ihren Verkaufsflächen zwischen 600 und 3.200 Quadratmetern. Kunden erhalten dort insbesondere Produkte aus dem Lebensmittelbereich. Daneben betreibt Wasgaunoch sechs Cash-und-Carry (C+C)-Betriebe als Partner für Gastronomie und Großverbraucher. Zum Konzern, der in einer Einkaufskooperation mit der Rewe Markt GmbH ist, gehören außerdem eine Metzgerei und eine Bäckerei. Mit den dort hergestellten Waren werden die Märkte täglich frisch versorgt. Der Anteil der Frische-Warengruppen am Gesamtsortiment beträgt insgesamt über 50 Prozent.

Besondere Räume für besondere Einkaufserlebnisse

In Konsequenz der unternehmerischen Werte Wertschätzung, Kompetenz und Verantwortung sind Nachhaltigkeit und Transparenz zentrale Bestandteile des Geschäftsmodells. Und ebenso ein unternehmerischer Erfolgsfaktor, denn Regionalität, Qualität und Bio-Produkte gewinnen im Lebensmittelhandel zunehmend an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund übernimmt das regional verwurzelte Unternehmen ganz bewusst Verantwortung für die Menschen, Natur und Region. Das Engagement des Unternehmens zeigt sich auch in der Bauweise der seit 2014 entstandenen Marktneubauten, wie sie beispielsweise in jüngster Zeit in Lustadt, Rohrbach und Hütschenhausen eröffnet wurden. Dort sind bzw. werden in Kürze auch jeweils zwei Schnell ladestationen für E-Mobile verfügbar sein.

Beim Bau von neuen, aber auch bei Umbauten bestehender Märkte steht die verantwortungsvolle Nutzung von Energie-und Materialressourcen gemäß den Leitlinien des Green Building im Fokus. Speziell im Fall der neu errichteten Gebäude zeigt sich dies in der Bauweise: Hier werden nachhaltige und möglichst recycelbare Baustoffe wie Holz – etwa für das Haupttragwerk der Gebäude – und Holzverbundstoffe genutzt, ebenso, je nach Auflage, mineralische Dämmstoffe. In Kombination mit Tageslicht hat die Verwendung von Holz als dem Symbolträger für Nachhaltigkeit schlechthin dabei den positiven Nebeneffekt, dass architektonisch ganz besondere Räume entstehen und damit für die Kunden auch ein außergewöhnlicheres Einkaufserlebnis. Fossile Brennstoffe werden bei Wasgau nicht eingesetzt.

Alle Neubauten sowie grundsätzlich auch die Bestandsmärktesind barrierefrei zugänglich. Außerdem verfügen die neuenMärkte über eine behindertengerechte Toilette.

Für den Neu- und Umbau sowie die Unterhaltung der Gebäude und der darin befindlichen Anlagen arbeitet Wasgau nach Möglichkeit mit lokal ansässigen Spezialisten zusammen. Dies verkürzt die Anfahrtswege, belässt die Wertschöpfung in der Region und sichert wertvolle Arbeitsplätze. Auch die Wartung und Instandhaltung übernehmen regionale Unternehmen.

Moderne Lichttechnik

Die Beleuchtung, der Betrieb der Anlagen, die Klimatisierung und die Belüftung der Gebäude machen einen großen Anteil des Energieverbrauchs aus. Gut ein Viertel des Stromverbrauchs beansprucht dabei die Beleuchtung im Innen- und Außenbereich. Ein energiesparendes Konzept ist hier also essenziell, denn speziell die Innenbeleuchtung wirkt sich direkt auf das Wohlgefühl der Kunden aus. Zudem gilt es selbstverständlich, die Produkte im Markt optimal zu präsentieren. Viel natürliches Licht bringen insbesondere bei den neu gebauten Wasgau-Frischemärkten die breiten und hohen Fensterfronten am Eingang verbunden mit Oberlichtern im Kassenbereich ins Gebäude. Bei den Leuchtmitteln kommt innen und außen auch bei den Bestandsmärkten heute ausschließlich LED-Technik zum Einsatz, die für Einsparungen zwischen 30 und 45 Prozent sorgt. Unterstützt wird dies durch eine optimale Steuerung der jeweiligen Anlagen auf Basis einer Tageslicht-Messung, einer Jahresuhr und eines Dämmerungsschalters.

Energiesparen mit Glas

Den Löwenanteil mit im Mittel 50 Prozent des Strombedarfsmacht bei Wasgau die Kühlung aus. Nicht zuletzt angesichts der stetig steigenden Nachfrage nach Frische- und Convenience-Produkten sind daher entsprechende Maßnahmen gefragt, um den Verbrauch zu senken. In den Wasgau-Märkten stehen moderne Kühlelemente und -möbel mit Glastüren und Schiebedeckeln, die das Entweichen von Luft verhindern. Im Ergebnis muss so weniger Energie für das Nachkühlen verwendet werden. Positiver Nebeneffekt: Die Umgebungstemperatur ist deutlich angenehmer. Gleichzeitig verringern geschlossene Systeme per se nicht nur schon den Fremdlufteingang während der Öffnungszeiten,sondern reduzieren ihn – und damit den Energieverbrauch– nachts und während der sonstigen Schließzeiten der Märkte auf praktisch null. Für ein effizientes Arbeiten sorgen zudem ihre Energiespar ventilatoren und sie nutzen überdies das natürliche Kältemittel CO2. Mit den vollverglasten Kühlmöbelnkann das Unternehmen auf diese Weise die Stromkosten signifikant senken. Die Betreuung und Wartung übernehmen jeweils die Errichter der Anlagen. Für eine Fernüberwachung verfügen alle Kühlstellen über eine „eigene Adresse“, sodass im Bedarfsfall bei Tag und Nacht sofort reagiert und die Fachfirma informiert werden kann.  

Effiziente Nutzung von Kälte und Wärme

Bei der Anschaffung von Maschinen und Anlagen – auch für die hauseigene Metzgerei und Bäckerei – wird konsequent auf Energieeffizienz geachtet. So verfügen beispielsweise die Stikkenöfen in der Bäckerei über eine integrierte Wärmerückgewinnungsanlage, die benötigtes Wasser im Produktionsprozess erwärmt, etwa bei der Korbreinigungsanlage. In der Metzgerei ermöglichen Abgaswärmetauscher eine Wärmerückgewinnung. In den Märkten lässt sich für die Raumheizung die Abwärme der Kälteanlagen nahezu vollständig nutzen, indem sie in einen Pufferspeicher eingespeist und dann in den Heizkreislauf gebracht wird. Eine zusätzliche Optimierung des Heizenergieverbrauchs gewährleistet die automatische Steuerung von Temperatur und Schaltzeiten. Unter anderem auf diese Weise konnte im Jahr 2017 ein im Vergleich zu 2016 um 5,4 Prozent niedrigerer Stromverbrauch verzeichnet werden; der Anteil der erneuerbaren Energien im bezogenen Strom liegt aktuell bei 46 Prozent.

Wiederverwenden, Recyceln, Spenden

Mit der Entsorgung der entstehenden Abfälle in den Frischemärkten und auch den Produktionsbetrieben sind kommunale sowie private Entsorger beauftragt, die Wertstoffe der Wiederverwendung oder dem Recycling zuführen. Um einen Beitrag zur Vermeidung von Lebensmittel verschwendung zu leisten, arbeitet Wasgau bereits seit vielen Jahren partnerschaftlich mit den ortsansässigen Tafeln zusammen: Sie erhalten alle nichtverkauften Lebensmittel, die bedenkenlos verzehrt werden können. Weitere Lebensmittelabfälle etwa an Obst oder Gemüse werden, wenn möglich, kompostiert oder der Biogaserzeugung zugeführt. Im Zuge der Minimierung von Plastikabfällen kauft Wasgau keine Einweg tüten aus Kunststoff mehr zu, stattdessen haben Kunden die Möglichkeit, Permanent taschen aus Recyclingmaterial oder wie bisher auch Tragetaschen aus Papier zu erwerben. An den Verkaufstheken der Bäckereien sind To-Go-Mehrweg-Kaffee-Becher erhältlich.

Energiemanagement

Das erklärte Ziel ist es, einen messbaren Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz zu leisten bzw. die Belastungen für Klima und Umwelt so gering wie möglich zu halten. Daher erfolgt etwa die Optimierung der gesamten Haus- und Kühltechnik über moderne Steuerungsanlagen. Insbesondere die kontinuierliche Fernüberwachung der Kühlelemente durch digitale Messstellen wirkt hierbei einem ungeplanten Ressourcen verbrauch entgegen. Darüberhinaus erfolgen regelmäßig Wirtschaftlichkeitsprüfungen etwa bei Wärmeerzeugern.

Zur Koordination ressourcensparender Maßnahmen und für die Planung künftiger Schritte, um die Märkte auf dem neuesten technischen Stand zu halten, hat das Unternehmen ein konzernweites Energiemanagement nach DIN ISO 50001 eingeführt und einen Energiebeauftragten ernannt. Eine Bewertung de rEnergieverbräuche findet anhand von Energieleistungskennzahlen (EnPIs) statt. Die vom Deutschen Nachhaltigkeitskodex vorgegebenen Leistungsindikatoren dienen als KPI s rund um Umweltbelange; mittels zusätzlicher unternehmens interner KPIs überprüft Wasgau zudem die ausgegebenen Ziele.

Im Ergebnis greifen bei Wasgau zahlreiche Stellschrauben ineinander,die alle einer Zielsetzung dienen: der gelebten Verantwortung für den Menschen, die Produkte und die Umwelt.

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