Justitia öffnet Haus und Tür

Umfangreiche Innenausbauten für historisches Justizgebäude

bauplaner 11/2019

Die Sanierung des historischen Justizgebäudes in Salzburg und dessen Erweiterung um einen Neubau erforderten unter anderem eine Vielzahl an anspruchsvollen Holztürvarianten, umfangreiche Trockenbauarbeiten sowie Hohl- und Doppelbodensysteme, die genügend Platz für beispielsweise technische Leitungen bieten.

Zwischen der Festung Hohensalzburg und dem Ufer der Salzach gelegen, befindet sich eines der größten Landesgerichte Österreichs: das Justizgebäude Salzburg. Das prunkvolle Gebäude steht am Rande der Altstadt im Kaiviertel und unterliegt dem Denkmalschutz. Der historische Teil wurde aufwendig saniert, während der Bestand im Innenhof durch einen fünfstöckigen Neubau ersetzt wurde. Der moderne Zubau verbindet die beiden Gebäudetrakte des historischen Teils miteinander. Der Umbau erfolgte unter höchsten energetischen und ökologischen Standards und stellt ein gelungenes Vorzeigeprojekt dar.

Y-förmiger Neubau

Der Innenhof des Justizgebäudes wurde in den1970er-Jahren durch diverse Baumaßnahmen verdichtet: Zwei ehemalige Zellentrakte aus dieser Zeit sowie einen weiteren Zubau ersetzte man durch einen Y-förmigen gläsernen Neubau mit ca. 7.000 Quadratmetern. Dort befindet sich nun der Haupteingang mit einer Sicherheitsschleuse, über die man ins Gebäude gelangt. Diese führt ins Atrium, das die einzelnen Geschosse optisch verbindet. Auf mehrere Stockwerke des Neubaus verteilt, befinden sich das Justiz-Servicecenter sowie sämtliche Verhandlungssäle und Beratungszimmer. Damit schafft der lichtdurchflutete offene Bau Platz für die Staatsanwaltschaft und das Salzburger Landesgericht. Stilistisch setzt er sich deutlich vom Bestandsbau ab und komplementiert ihn mit viel Glas und Holz. Ein Café auf der Dachterrasse bietet Besuchern einen fantastischen Blickwinkel auf die Festung Hohensalzburg. Auch das Bestandsgebäude wurde nachhaltig revitalisiert und um einige Büroräume erweitert. Der historische Schwurgerichtssaal ist mit moderner Technik ausgestattet und erstrahlt in neuem Glanz. Die Verhandlungs- und Büroräume schaffen nun ideale Arbeitsbedingungen mit viel Licht.

Aus Alt mach Neu

Lindner realisierte im Zuge der Sanierung und des Neubaus neben den umfangreichen Trockenbauarbeiten und akustisch optimierten Brandschutzwandbekleidungen auch in die Wände integrierte Möbel sowie passende Hohl- und Doppelbodensysteme und 581 Holztüren in unterschiedlichen Ausführungen. Für den Türenbereich produzierte und montierte der Geschäftsbereich Lindner Objektdesign ausschließlich Speziallösungen: Hohe Räume, wie sie im Altbau üblich sind, fordern Türelemente von bis zu 3 Meter Höhe. Wo möglich, wurden die historischen Türen von einem spezialisierten Tischlerbetrieb restauriert. Zwei der denkmalgeschützten Türen wurden brandschutztauglich gemacht und zusätzlich mit Drehtürantrieben ausgestattet. Neue Türelemente fertigte Lindner nach historischem Vorbild in der eigenen Produktionsstätte im tschechischen Ostrov mit Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Diese fügen sich nicht nur durch ihre stilvolle Optik in das denkmalgeschützte Gebäude ein, sondern werden gleichzeitig heutigen technischen und funktionalen Ansprüchen gerecht.

Sicherheit geht vor

Beim Justizgebäude handelt es sich um eine öffentliche Einrichtung. Aus diesem Grund unterliegt der Komplex hohen Sicherheitsauflagen sowie entsprechenden Brand-, Rauch- und Schallschutzbestimmungen. Um diese Auflagen erfüllen zu können, verbaute Lindner insgesamt 269 Brandschutztüren nach EI2 30 und 6 Türelemente der Feuerwiderstandsklasse EI2 90. Sämtliche Türelemente im Altbestand sowie Neubau wurden dem Sicherheitskonzept entsprechend mit interaktiven Schließtechniken und Sperrfallenschlössern ausgestattet. Die Türelemente entlang der Flucht- und Rettungswege entsperren sich dabei im Notfall automatisch. Auch die Trockenbauarbeiten an Wänden, Decken und Holzträgern im denkmalgeschützten Dachstuhl wurden mit entsprechender Brandschutzbekleidung ausgestattet. Im Mehrzwecksaal im Dachgeschoss verbaute Lindner außerdem ein Parkettdoppelbodensystem in Eiche. Dieses wurde an die unterschiedlichen Niveaus der angrenzenden Räume, Treppen und horizontalen Träger des Dachstuhls angepasst. Wo eine derartige Anpassung nicht möglich war, fanden Rampensysteme ihren Einsatz. Der Y-Trakt wurde komplett mit dem Hohlboden „Lindner Cavopex“ ausgestattet. Durch den Fußbodenbelag aus Terrazzofliesen waren dabei eigens angefertigte Bodendeckel und Edelstahlauslässe notwendig. In einzelnen Bereichen, wie etwa dem Dachcafé mit Blick auf die Festung Hohensalzburg und in der Bibliothek, wurde das Hohlbodensystem „Floor and more“ verbaut. Dieses nachhaltige System kann schnell verlegt werden, ist bereits nach Ablauf eines Tages nutzbar und besitzt eine Cradle to Cradle-Zertifizierung in Silber. In den Küchenbereichen des Dachcafés im Neubau kam das System „Floor and more hydro“ zum Einsatz, welches das Eindringen von Feuchtigkeit verhindert und speziell für viel frequentierte Räume mit erhöhtem Feuchtigkeitseintrag entwickelt wurde.
Im Bodenhohlraum der montierten Systeme befinden sich nun umfangreiche Einbauten, die unter den Bodenflächen verschwinden. Im historischen Schwurgerichtssaal implementierte Lindner die „Arena“-Stufenkonstruktion. Alle Herausforderungen – ob Sicherheitskonzept, Brand- und Rauchschutzauflagen, Schallschutz oder Denkmalschutz – konnten mit viel Sachverstand gelöst werden. Das vormals der Öffentlichkeit unzugängliche Justizgebäude hat eine Öffnung nach außen erfahren und ist nun auf dem neuesten Stand der Technik.

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