Maritime Müllabfuhr

green BUILDING 6/2019 (#94)
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Der SeeElefant, das Müllverwertungsschiff der Umweltorganisation One Earth – One Ocean e.V. (OEOO), dessen Machbarkeitsstudie im Mai 2019 fertiggestellt wurde, ist für den diesjährigen Bundespreis ecodesign nominiert.

Aus mehr als 300 Einreichungen wählte die Fachjury aus Design- und Umweltexperten in Berlin 31 Projekte als diesjährige Nominierte aus, darunter auch die Machbarkeitsstudie und das Umsetzungskonzept zum Pilotsystem SeeElefant von OEOO, dessen Konzeption von der gemeinnützigen Röchling Stiftung aus Mannheim finanziell unterstützt wurde. Der Preis, der jährlich vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und nukleare Sicherheit, dem Umweltbundesamt und dem Internationalen Design Zentrum Berlin verliehen wird, prämiert innovative Produkte, Dienstleistungen und Konzepte, die sich durch eine herausragende ökologische Qualität, einen innovativen Ansatz und durch eine hohe Designqualität auszeichnen. Die Gewinner standen zum Redaktionsschluss dieser greenBUILDING-Ausgabe noch nicht fest.

Gravierende Umweltprobleme

Dass Plastikmüll in den Gewässern weltweit eines der gravierendsten Umweltprobleme unserer Weltgesellschaft ist, muss nicht mehr betont werden. Die gemeinnützige Organisation One Earth – One Ocean e.V. (OEOO) mit Sitz in München-Garching und Kiel hat deshalb bereits seit 2011 ihr Konzept der „Maritimen Müllabfuhr“ zur Sammlung von Plastikmüll aus den Meeren entwickelt. Schon 2016 wurden das Müllsammelschiff „SeeKuh“ von OEOO für den Bundespreis ecodesign nominiert. Finanzielle Unterstützung erfährt OEOO seit Jahren durch die gemeinnützige Röchling Stiftung. Der Bundespreis ecodesign ist die höchste staatliche Auszeichnung für ökologisches Design in Deutschland und wird jährlich vergeben.

„Wir freuen uns sehr über die Nominierung des SeeElefanten zum diesjährigen Bundespreis ecodesign“, erklärt Günther Bonin, Gründer und Vorsitzender der Organisation OneEarth – One Ocean e.V.. „Obwohl das Thema Plastikmüll in den Meeren heute allgegenwärtig ist, fehlen weltweit tragfähige und umsetzbare Konzepte, die es ermöglichen, schnell gegen die Vermüllung durch Plastik im Meer vorzugehen. Utopien helfen uns da nicht weiter. Unser Konzept ist ein durchdachter und pragmatischer Lösungsansatz, der in Teilen bereits erprobt und laufend optimiert wurde. Wir sammeln nicht nur, sondern sortieren den Plastikmüll an Bord des SeeElefanten, sodass er wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden kann.“

Maritime Müllabfuhr

Über 140 Mio. Tonnen Plastikmüll befinden sich nach Schätzungen bereits in den Meeren weltweit, jedes Jahr kommen mindestens 10-15 Mio. Tonnen dazu. Prognosen gehen bis 2025 von einer Verdoppelung der maritimen Müllmengen aus. Die globalen jährlichen Schäden durch Plastikmüll in Gewässern werden von der UN mit 13 Mrd. USD angegeben. Langzeitauswirkungen und Folgeschäden für Menschen, Tiere und Ökosysteme, insbesondere durch Mikroplastik in der Nahrungskette, sind dabei noch nicht berücksichtigt.

Das Konzept der „Maritimen Müllabfuhr“ sieht eine Flotte aus speziellen Arbeitsschiffen mit fördertechnischer Ausrüstung zum Aufsammeln des Plastikmülls in Flussmündungen und küstennahen Meeresregionen vor. Eine erste sogenannte „SeeKuh“ wurde 2016 gebaut und ist seitdem im Einsatz, eine modernisierte Variante soll 2020 fertiggestellt werden.

Die SeeKühe liefern den gesammelten Plastikmüll beim „SeeElefanten“ ab, einem Müllverwertungsschiff und zentralem Baustein im Konzept der „Maritimen Müllabfuhr“. Der SeeElefant ist ein umgebauter Mehrzweckfrachter, der Anlagen zum Sortieren, Zerkleinern, Verarbeiten und Pressen von Meeresmüll an Bord haben wird. Ein Expertenteam aus Schiffskonstrukteuren, Anlagen und Umwelttechnikern sowie Projektentwicklern und Ökonomen hatte im letzten Jahr ein Umsetzungskonzept für dieses Pilotsystems erarbeitet, das nun für den diesjährigen Bundespreis ecodesign nominiert wurde.

Das von den Müllsammelschiffen der Organisation eingesammelte Meeresplastik wird an Bord des SeeElefanten zu sortenreinen Kunststoffballen gepresst und später dem Recycling zugeführt. In wenigen Jahren – bei Verfügbarkeit von industrietauglichen Depolymerisationsanlagen – soll Plastik direkt an Bord auch verölt werden können. Angestrebt wird beim Pilotsystem eine Verarbeitungskapazität von etwa 20 t pro Tag. In weiteren Ausbaustufen soll dieses System dann auch für kommerzielle Betreiber mit bis zu 200 t proTag entwickelt werden.

Auszeichnung

Für ihr Konzept der „Maritimen Müllabfuhr“ wurde die Umweltorganisation OEOO bereits 2013 mit dem renommierten GreenTec Award, Europas größtem Umwelt- und Wirtschaftspreis, ausgezeichnet. 2016 folgte erstmals die Nominierung für den Bundespreis ecodesign, der höchsten Auszeichnung für ökologisches Design in Deutschland, damals für das Müllsammelschiff SeeKuh. Interessierte Unternehmen und Organisationen, die sich an der Umsetzung des ersten Pilotsystems des SeeElefanten beteiligen wollen, können sich gerne an OEOO wenden.

One Earth - One Ocean e. V.(OEOO)

Die Umweltorganisation One Earth- One Ocean e.V. (OEOO) mit Sitz in München-Garching und Kiel hat das Ziel, Gewässer vom Plastikmüll, aber auch von Öl und anderen Schadstoffen zu befreien. Bereits heute hat die Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll besorgniserregende Ausmaße erreicht. Wenn wir nicht gegensteuern, wird 2050 nach einer Studie der UN das Gewicht des Plastikmülls jenes der Fische übertreffen.
OEOO arbeitet deshalb bereits seit 2011 an der Umsetzung und Erprobung seines Pilotkonzepts einer „Maritimen Müllabfuhr“. Gründer von OEOO ist Günther Bonin, ehemals Inhaber einer erfolgreichen IT-Firma und seit Jugendtagen passionierter Segler. Sein Konzept gliedert sich in mehrere Stufen: In einem ersten Schritt wird der Plastikmüll mit speziellen Sammelschiffen auf Gewässern eingesammelt. Die Sortierung und Verballung des Mülls erfolgt an Bord eines umgerüsteten Mehrzweckfrachters, das Recycling bei Entsorgern an Land. Recycelbare Kunststoffe werden zu sortenreinen Kunststoffballen gepresst. Daneben soll Plastikmüll in Zukunft auch in Energie und Öl verwandelt werden. Aus einer Tonne Plastik lassen sich ca. 800 Liter Öl rückgewinnen.
Was anfangs wie eine Utopie eines Idealisten klang, nimmt heute konkrete Formen an. Sammelschiffe unterschiedlicher Größe sind heute in der Ostsee, Hong Kong und Kambodscha im Einsatz. Im Frühjahr 2019 wurde eine Machbarkeitsstudie für das SeeElefant-Pilotsystem vorgestellt, bis 2021 soll die Realisierung erfolgen. Namhafte Unternehmen und auch Privatpersonen, darunter die Röchling Stiftung GmbH, die Deutsche Telekom AG und die Daimler AG, unterstützen OEOO in unterschiedlicher Weise.

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