Membranüberdachung im neuen Lilienthalhaus

green BUILDING 02/2018 (#84)
Forschungsflughafen Braunschweig

Otto Lilienthal, der Luftfahrtpionier, der als erster Mensch Gleitflüge durchführte, wurde Namenspatron des neuen Lilienthalhauses am Forschungsflughafen Braunschweig. Es ist das erste Gebäude auf dem gerade entstehenden Lilienthalquartier am Braunschweiger Flughafen. Dank einer transparenten Membranüberdachung aus EFTE-Folien soll das Lilienthalhaus allen Nutzern eine hohe Aufenthaltsqualität garantieren.

Das neue, viergeschossige Gebäude zeigt sich ebenso eigenwillig und innovativ wie sein Namensgeber. Seine Formgebung basiert auf einem Baugrundstück mit dreieckigem Grundriss. Der Architekt Hartmut Rüdiger bauchte die drei Seiten aus und schuf auf diese Weise ein freundliches, lichtdurchflutetes Atrium in der Mitte des Gebäudes. Dieser Lichthof bildet das Herzstück des Lilienthalhauses. Er ist öffentlich zugänglich und bietet Raum für Veranstaltungen, Ausstellungen und Vorträge. Als markanter Blickfang ist mittig im Foyer eine freistehende Wendeltreppe aus weiß lackiertem Stahl platziert, welche die Büroräume der vier Obergeschosse erschließt. Durch ihre Ausrichtung zum Atrium hin profitieren diese Räume von der hellen Innenhof-Atmosphäre. An der stumpfen Dreiecksseite, direkt unterhalb des ETFE-Dachs, befindet sich die Skylounge mit vorgelagerter Dachterrasse. 

Um ein helles und freundliches Ambiente im Atrium zu gewährleisten, sollte die Überdachung lichtdurchlässig sein. Ein Glasdach war aufgrund der Brandschutz anforderungen jedoch ausgeschlossen. Hinzu kam, dass Glas aufgrund seines hohen Eigengewichts eine entsprechend massive Unterkonstruktion benötigt hätte. Deshalb wandten sich Rüdiger Architekten an die Membranexperten von formTL aus Radolfzell. Die Ingenieure fanden eine leichte und den Anforderungen entsprechende Alternative für die Überdachung: transparente Folien aus ETFE. Wie Glas bietet dieser innovative Werkstoff nicht nur eine hohe UV- und Lichtdurchlässigkeit, sondern er gewährleistet aufgrund der um ein Vielfaches leichteren Unterkonstruktion zugleich den erforderlichen Brandschutz. 

Die Ingenieure entwarfen für die Überdachung des Lilienthalhauses ein über 400 m2 großes, dreieckiges ETFE-Kissen. Eine Besonderheit dieser Lösung: Aufgrund der reinen Zugbeanspruchung konnte das Dach mit einer äußerst leichten Unterkonstruktion realisiert werden. Lediglich rautenförmig angeordnete Stahlseile, die am umlaufenden Rand rohr befestigt sind, überspannen das Kissen. Auf diese Weise erscheint das Tragwerk nahezu unsichtbar und verleiht der Überdachung einerseits die notwendige Leichtigkeit und andererseits ein hohes Maß an Eleganz. Das dreilagige ETFE-Dach, welches sich zur Dreiecksspitze hin neigt, wurde auf dem Massivbau aufgeständert und abgespannt. Durch die Neigung entstanden zwischen Dach und Gebäudekante weitere Fassadenflächen, die ebenfalls mit ETFE-Folie und integrierten RWA-Klappen realisiert wurden. Überzeugend ist das geringe Konstruktionsgewicht dieser leichten Bauweise: Es beträgt weniger als 20kg/ m2 für die gesamte Atriumüberdachung ab Oberkante Massivbau.

Um den Wärmeeintrag durch Sonnenlicht zu reduzieren, wurde die äußere Folienlage mit einem gleichmäßigen Muster bedruckt. So garantiert der überdachte Innenhof den Nutzern des Lilienthalhauses ganzjährig eine hohe Aufenthaltsqualität.

BAUTAFEL:
Bauherr:

Volksbank BraWo, Braunschweig/DE

Architekt:
Hartmut Rüdiger, Braunschweig/DE

Membranstatik und Konfektionierung:
formTL ingenieure für tragwerk und leichtbau gmbh, Radolfzell/DE, www.form-TL.de

Pläne:
formTL

Den gesamten Artikel mit allen Zeichnungen und Bildern gibt es hier...

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