Restaurierung eines historischen Gebäudekomplexes in St. Petersburg

Mit Bernhard-Remmers-Preis ausgezeichnet

bauplaner 9/2019
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1703 vom damaligen Zar Peter gegründet, gilt St. Petersburg heute als „heimliche“ Hauptstadt Russlands und eines der größten Kulturzentren des Landes. Mitten im historischen Stadtzentrum – gelegen auf einer Insel – befindet sich mit dem Gebäudekomplex „New Holland” eine echte Sehenswürdigkeit. Derzeit werden die Mauerwerkfassaden des Bauwerks im Rahmen umfangreicher Restaurierungsmaßnahmen unter Berücksichtigung der Denkmalschutzanforderungen restauriert.

Der riesige Komplex „New Holland“ mit insgesamt 17 Gebäuden ist auf einer künstlichen dreieckigen Insel gelegen – direkt an der Verbindung von Kryukov- und Admiralteysky- Kanal mit dem Fluss Moyka. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden dort zunächst hölzerne Lagerhäuser zur Lagerung von Schiffbauhölzern errichtet. Aufgrund der hohen Brandgefahr wurden diese später durch Steinbauten ersetzt. So entstand ein imposantes Gebäudeensemble in Kalk-Lehmziegel-Bauweise mit rötlichem Verblendmauerwerk an den Fassaden. Die Gebäudesockel wurden teils mit Granitplatten, teils mit Putilov Kalkstein verkleidet. Im Laufe der Jahre wurden die Gebäude von „New Holland“auf unterschiedliche Weise und teils mehrfach restauriert sowie durch An- und Neubauten ergänzt. 

Mit dem Ziel, das Gelände wieder in das wirtschaftliche Leben von St. Petersburg zu integrieren, begann im Jahr 2011 die ganzheitliche Neuentwicklung von „New Holland“. So entstand die Idee, auf dem Areal ein Kulturund Wissenschaftszentrum entstehen zu lassen. Nachdem zunächst der Abriss aller Gebäude diskutiert wurde, entschloss sich der Bauherr New Holland Development, LLC (St. Petersburg) schließlich für den Erhalt und die Sanierung des Ensembles. Die Restaurierung der historischen Ziegelfassaden – die erste Phase startete 2015 – erfolgte unter Aufsicht des Amtes für Denkmalschutz von St. Petersburg und in Übereinstimmung mit den Normen und Richtlinien zum Schutz von Baudenkmälern mit nationaler Bedeutung. Schon Mitte 2015 wurden in diesem Zuge auch die Remmers Fachplanung und das Bernhard Remmers Institut für Analytik (BRIfA) hinzugezogen und mit intensiven Analysen im Vorfeld der Restaurierungsmaßnahmen beauftragt. Detaillierte Analysen im Vorfeld  Im Mittelpunkt der Sanierung standen der „Prison Tower“ – das ehemalige Gefängnisgebäude –, die Schmiede („Foundry“) sowie drei der historischen Lagerhäuser. Um sich ein umfassendes Bild der Schäden zu machen, führte auch das Projektinstitut Georekonstrukzija (Fachplaner für Abdichtung und Mauerwerksverstärkung) gemeinsam mit dem Berater Prof. Orlowitsch detaillierte Schadensanalysen von Bauteilen und Baustoffen durch. Dies erwies sich aufgrund des Alters und der Heterogenität der Bausubstanz als äußerst aufwändig. Auf dieser Basis wurden in enger Zusammenarbeit aller Beteiligten – vom Bauherrn bis zur Denkmalschutzbehörde – die entsprechenden Instandsetzungstechnologien und Restaurierungsverfahren für die einzelnen Gebäude erarbeitet.

Umfangreiche Schäden an den Gebäuden
Bei der Bestandsanalyse zeigte sich: Alle Gebäude wiesen sowohl im Innenbereich als auch an Fassade und Dach teils starke Beschädigungen auf. Als Problem entpuppten sich vor allem die stark durchfeuchteten Ziegel- und Putzflächen. Darüber hinaus wurden unter anderem zahlreiche Schäden am Mauerwerk und an den Verschalungen der Sockel konstatiert. Zum Beispiel waren an vielen Stellen Verluste an der Steinoberfläche und des Mauermörtels zu verzeichnen. Dazu kamen umfangreiche Verschmutzungen und nicht mehr funktionsfähige Abdichtungen. Nicht zuletzt stellten die Experten ein stark versalzenes Mauerwerk, ein zerstörtes Mischmauerwerk (Ziegel und Putilov Kalksteinplatten) sowie mehrlagige Farbanstriche auf dem Sichtmauerwerk fest. Sergej Stojko, Baustellenleiter beim Generalunternehmer BIK, erklärt: „Die Hauptaufgabe bestand darin, die Reste des Deckmaterials zu erhalten, vorherige Reparaturschichten zu entfernen und unprofessionelle Restaurierungsarbeiten zu beheben. Dabei haben wir uns vor allem auf die Sanierung des Mauerwerks, der Sockel und der Verkleidungen konzentriert.“

Fachgerechte Restaurierungsarbeiten an Gebäudesockeln
Vor Beginn der Trocknungs- und Entsalzungsarbeiten am Ziegelmauerwerk wurden die Gebäude zunächst gegen das Eindringen weiterer Feuchtigkeit geschützt. Dazu erhielt die besonders stark beschädigte Schmiede – diese war nicht bedacht – eine komplette Einhausung. Im ersten Schritt wurden die stark geschädigten Fundamente des Gefängnisgebäudes aufwendig instand gesetzt. Hierbei setzten die Verarbeiter der Fachfirma WladMiraStroj auf Systemlösungen von Remmers. Für die Verkieselung des Fundaments und die wasserabweisende Isolierung sorgt das Verkieselungskonzentrat „Kiesol“. Der multifunktionale und Sulfat beständige Spachtel „WP Sulfatex Rapid“ wurde zur Egalisierung des Fundaments und als Basis für die eigentliche Bauwerksabdichtung verarbeitet. Diese Aufgabe ist prädestiniert für die „Multi-Baudicht 2K“, eine flexible, mineralische, polymermodifizierte Dickbeschichtung (FPD). Zum Schutz der abgedichteten Fundamente kam der DS-Dränsystemschutz „DS Protect“ zur Anwendung. 

Aufwändige Instandsetzung des Ziegelmauerwerks
Die Restaurierung des Ziegelmauerwerks erwies sich aufgrund des unterschiedlichen Zustands und der heterogenen Beschaffenheit – dorrt waren teils Steine mit normalem Brandgrad, aber auch verbrannte Ziegel vorhanden – als besondere Herausforderung. Dazu erklärt Wladimir Grintsewisch, technischer Direktor der Fassaden- und Instandsetzungsfirma SZDK: „Mit der ‚Rotec‘ Nebelstrahlreinigung haben wir zunächst die Verschmutzung an Ziegeloberflächen, Kalkstein und Granit entfernt. Als Reinigungsgranulat wurde dabei reiner Glasquartz mit einer Körnung von 0,1 bis 0,2 mm eingesetzt – zusätzlich fraktioniert sowie calciniert und bestehend aus durchsichtigen abgerundeten Quarzkörnern.“ Zum fachgerechten Auffüllen der Steinverluste setzten die Verarbeiter von SZDK im Anschluss partiell auf den „Funcosil“ Restauriermörtel. Die unterschiedlichen physikalischen und mechanischen Charakteristika des Ziegelmauerwerks erforderten auch bei der Verfestigung und der Wahl des Verfestigungsmittels eine besondere Herangehensweise.

Für die Demineralisierung kamen zunächst Entsalzungskompressen zum Einsatz. Auf Flächen mit einem Salzgehalt von unter 1 % wurde eine Steinverfestigung mit den Remmers Produkten „KSE-100“, „KSE-300“ und „KSE-300 E“ durchgeführt. Um eine möglichst stimmige farbliche Angleichung der Steinoberflächen zu erreichen, wurde abschließend die „Color LA Historic“ Lasur verwendet. 

Mit dem Ergebnis der Restaurationsarbeiten zeigt sich Julia Kutscherenko, Generaldirektorin beim Investor New Holland Development, hochzufrieden: „Alle Arbeiten wurden in enger Zusammenarbeit aller Beteiligten mit Respekt der Handwerkskunst vergangener Zeiten sehr feinfühlig durchgeführt und tragen so dazu bei, die Schönheit des New-Holland-Komplexes zu erhalten und den Zeitgenossen ganz neu darzustellen.“  

Objekttafel:

Bauherr: New Holland Development, LLC (St. Petersburg)

Projektentwicklung: AKSIOMA, LLC (St. Petersburg)

Generalunternehmen: BIK, LLC (St. Petersburg)

Denkmalschutz: Committee for the State Inspection and Preservation of Historical and Cultural Monuments of St. Petersburg

Ausführung: 

- Abdichtung und Mauerwerkverstärkung: WladMiraStroj, LLC (St. Petersburg)
- Fassadenschutz- und Instandsetzung: SDZK, LLC (St. Petersburg)

Remmers Produkte: Rotec, BFA, Entsalzungskompresse, KSE-100, KSE-300, KSE-300 E, Restauriermörtel, Color LA Historic, MB 2K, Kiesol, WP  ulfatex rapid, DS-Protect, Bohrlochsuspension, Elestoschlämme 1K, Injektionsleim 2K, Kiesol C, Pflasterfugenmörtel M, Multiplan, WP DS Levell, SP Levell, SP Top White, Tiefgrund W, Verbundmörtel S, Rapidhärter, Sulfatex Flüssig, Induline GW 201, Induline ZW-400, Induline DW-601 

Anwendungstechnische Beratung: Remmers Fachplanung GmbH und Remmers Technik Service (RTS)

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