Umfassender Brandschutz im Modulbau

Agentur für Arbeit in Köln

bauplaner 11/2018

Wenn es um den Brandschutz geht, ist eine umfassende Fachkompetenz und Erfahrung aller Beteiligten gefordert. Die moderne Modulbauweise ermöglicht viele Vorteile und hohe Sicherheit. Das Planen und Bauen aus einer Hand minimiert potenzielle Sicherheitslücken und ermöglicht eine präzise sowie bedarfsgerechte Fertigung, wie bei der neuen Agentur für Arbeit in Köln.

›Die neue Agentur für Arbeit in Köln ist seit Anfang 2018 in Betrieb, nach nur acht Monaten Bauzeit. Das Bestandsgebäude der Stadtagentur war unwirtschaftlich geworden und sanierungsbedürftig, weshalb die Entscheidung für einen Neubau auf dem ehemaligen Flughafengelände Butzweilerhof in Köln-Ossendorf fiel. Bei einem europaweit ausgeschriebenen Vergabeverfahren um die Neubaumaßnahme und deren anschließende Vermietung an die Agentur für Arbeit setzte sich Alho durch. Das Modulbauunternehmen hat hier erstmals als Generalübernehmer und zugleich als Investor agiert. Entworfen wurde der Komplex von den Architekturbüros Hartmut Bromberger aus Waiblingen und Wittkowski & Partner aus Köln-Porz: Ein sechsgeschossiger Längsriegel bildet das Gebäuderückgrat, zu dem senkrecht auf beiden Seiten Gebäudeflügel in vier- bis fünfgeschossiger Bauweise angeordnet sind. Rund 600 Mitarbeiter finden auf insgesamt 19.500 Quadratmetern Platz.

Nach der aktuell gültigen Landesbauordnung in Nordrhein-Westfalen wurde der Komplex als Gebäude mittlerer Höhe eingestuft. Um den entsprechenden Brandschutz zu gewährleisten, war die Tragkonstruktion des Gebäudes in der Feuerwiderstandsklasse F90 AB herzustellen. Dementsprechend wurde die tragende Konstruktion mit Trockenbauprodukten verkleidet und in Wände sowie Decken integriert. Außerdem wurden erforderliche Brandwände oder andere brandschutzrelevanten Unterteilungen im Decken- und Wandbereich auf Grundlage diverser Verwendbarkeitsnachweise errichtet. Durchdringungen von Kabeln, Rohrleitungen sowie Lüftungsanlagen durch feuerhemmende und feuerbeständige Bauteile sind geschottet. Insgesamt fertigte Alho 391 Raummodule für den Neubau.

Massiv- und Modulbau – gleiche Beständigkeit,gleiche Regeln
Moderne Modulgebäude aus Stahl sind eine Alternative zur konventionellen Bauweise. Grundsätzlich ist die Modulbauweise für Neubauten aller Art und für Anbauten, insbesondere für Aufstockungen, geeignet. Dabei muss beachtet werden: Modulbau und Containerbau sind zwei unterschiedliche Bauweisen. Modulgebäude sind dauerhafte Gebäude, daher werden die allgemein üblichen bauordnungsrechtlichen Vorschriften angewendet mit einer Vorgehensweise vergleichbar dem Massivbau. Dies gilt natürlich auch für den Brandschutz.

Im vorbeugenden baulichen Brandschutz sind der Feuerwiderstand von Bauteilen und die Brennbarkeit von Baustoffen entscheidend. Grundlagen für die Beurteilung des Brandschutzes bilden zum einen die DIN 4102-2-ff und die europäische harmonisierte Norm DIN EN 13501-2. Nach diesen beiden Normen erfolgt die brandschutztechnische Einstufung der Stahlmodulkonstruktion in Schutzklassen. Welche Schutzklasse erfüllt werden muss, legt die jeweilige Landesbauordnung (LBO) fest. Zum anderen bilden Verwendbarkeitsnachweise bekannter Hersteller die Grundlage für die Auswahl der Verkleidung der einzelnen Stahlbauelemente. Da Raummodule von Alho individuell aus verschiedenen Komponenten gefertigt werden, können sie nicht über grundsätzlich geltende Verwendbarkeitsnachweise verfügen. Um dennoch Planungssicherheit zu bieten, werden geprüfte Produkte von namhaften Lieferanten bezogen.

Als Modulgrundlage dienen standardisierte, Brandschutz konforme Lösungen, die in den industriellen Fertigungsprozess integriert sind. Jeder Arbeitsschritt ist vor Produktionsbeginn auf die Anforderung abgestimmt, welche sich bezüglich der LBO an das Bauteil und diverse brandschutztechnisch relevanten Materialien richten. Eine abschließende Qualitätskontrolle überprüft vor Auslieferung eines jeden Moduls die Qualität der Ausführung. Vorgefertigte Bauteile wie Brandschutzverkleidungen werden auf der Baustelle nach einem detaillierten Montageplan von ausgebildeten Fachkräften montiert und komplettieren das Gebäude.

Raumtragwerke aus Stahl werden vor Hitze geschützt
Stahl ist im Vergleich zu Holz nach DIN 4102 Teil 1 per se ein „nicht brennbares Material“ (Baustoffklasse A1). Bei Temperaturen ab 500 °C verliert er jedoch zunehmend seine Festigkeit. Um diese Bauteile im Brandfall vor der Hitze zu schützen, werden die tragenden Konstruktionsglieder mit Trockenbauprodukten verkleidet. Dabei richtet sich die Wahl und Ausführung der schützenden Bekleidung nach dem Schutzziel der Feuerwiderstandsklasse F30, F60 oder F90, das die jeweilige LBO vorschreibt. Alho greift bei der Herstellung seiner aus Stahl gefertigten Raummodule und bei der Verkleidung der Stahlbauteile nur auf erprobte und standardisierte Materialien und Details zurück, die von der MFPA Leipzig (Gesellschaft für Materialforschung und Prüfungsanstalt für das Bauwesen) freigegeben und als geeignet bestätigt wurden. Umfassende Gutachten für die verwendeten Bauteile und Materialien bewerten die verschiedenen Bauteile hinsichtlich ihrer brandschutztechnischen Bekleid ung, in Anlehnung an die entsprechenden Verwendbarkeitsnachweise. Dieses Dokument gibt Planern, Prüfern und Anwendern die Sicherheit, für jede Konstruktion das passende freigegebene Detail konform den bauordnungsrechtlichen Anforderungen aus der LBO einzusetzen.

Modulbauunternehmen übernimmt den Brandschutz
Planungssicherheit beim Bauen mit Raummodulen wird durch bewährte Detaillösungen und Standards gerade im Bereich der Bauphysik und damit auch beim Brandschutz erreicht. Obwohl die Verantwortung für den Brandschutz im Bau grundsätzlich beim Bauherren liegt, sind die beauftragten Ingenieure und Architekten dennoch verpflichtet, den baulichen Brandschutz verlässlich herzustellen und letztlich das fertige Objekt durch die Bauaufsicht erfolgreich abnehmen zu lassen. Bei Alho werden all diese Schritte vom Modulbauunternehmen übernommen. Eine ganze Abteilung widmet sich ausschließlich dem komplexen Thema Brandschutz und arbeitet dabei eng mit kompetenten Ingenieurbüros zusammen. Vom baulichen Brandschutz, also dem Schutz der Tragkonstruktion, über den organisatorischen Brandschutz in Form von Flucht und Rettungswegplänen bis zum technischen Brandschutz wird alles abgedeckt – Planung bis Umsetzung inklusive.

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