Umweltfreundlich ins eigene Fertighaus

green BUILDING 3/2019 (#91)

Auf einmal ging es ganz schnell: Auf dem angrenzenden Grundstück, wo vorgestern nur die Bodenplatte  lag, steht heute ein Haus. Zwei Stockwerke, Satteldach, große Fenster und Balkon.

Nur zwei Werktage hat es gedauert, ehe die junge Baufamilie aus der Stadt den Rohbau ihres neuen Traumhauses im Grünen bewundern konnte. Sie hatte sich für die Holz-Fertigbauweise entschieden, denn der Leistungsumfang und die Qualitätsversprechen des Fertighaus-Herstellers haben sie überzeugt. In wenigen Wochen soll ihr Eigenheim schlüsselfertig sein, inklusive Tapeten und Bodenbelägen, Küche und Bad sowie Photovoltaikanlage auf dem Dach.

Qualität ist eines der wichtigsten Bedürfnisse jedes Bauherrn. Sie ist aber mehr als ein subjektives Empfinden, sie  ist die Summe objektiver Qualitätskriterien. Die Fertighausbranche geht hiermit offen und transparent um und bietet Baufamilien dadurch ein wichtiges Argument für die Fertigbauweise.

Ein bedeutender Schritt war die Einführung der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau (QDF) im Jahr 1989,  also vor genau 30 Jahren. Diese Qualitätsgrundlage für moderne Fertighäuser wurde seitdem 14-mal an den Stand der Technik angepasst, um Baufamilien ein Maximum an Sicherheit und Qualität  zu garantieren. Die Einhaltung der QDF-Satzung wird sowohl im Werk  ls auch auf der Baustelle regelmäßig von unabhängigen Sachverständigen überprüft. Alle führenden Hersteller von Holz-Fertighäusern, die im Bundesverband  Deutscher Fertigbau (BDF) zusammengeschlossen ind, verpflichten sich, die QDF-Vorgaben einzuhalten. Diese gehen teils deutlich über die Anforderungen des Gesetzgebers hinaus. Das zeigt sich zum Beispiel bei der Energieeffizienz moderner Fertighäuser: Bauherren von Fertighäusern entscheiden sich meist für einen Neubau mit hoher Energieeffizienz. Das geht aus einer  aktuellen Branchenumfrage des BDF hervor. Hiernach werden neun von zehn Fertighäusern als sparsame und förderfähige KfW-Effizienzhäuser realisiert.

Hohe Effizienz  
Von Grund auf besitzen moderne  olz-Fertighäuser ideale Voraussetzungen für einen niedrigen Energiebedarf.  Denn das Naturmaterial Holz punktet mit vorteilhaften Eigenschaften zum Bauen und Dämmen von Häusern. „Diese Vorteile kommen in den intelligenten Wandkonstruktionen der Hersteller sehr gut zum Tragen“, erklärt BDF-Sprecher Christoph Windscheif. Bei Fertighäusern werden die Dämmstoffe nicht einfach von außen auf die Wand aufgebracht, sondern im Inneren der industriell vorgefertigten Bauelemente eingebracht. Das ergibt hochgedämmte Gebäudehüllen bei gleichzeitig geringer Wanddicke.

Die in Fertighäusern verbaute Heiztechnik wird mithilfe eines intelligenten Energiemanagements gezielt auf  die Konstruktionen und den Bedarf der Baufamilie abgestimmt. „Dabei zahlt es sich aus, dass alle Bau- und Planungsleistungen aus einer Hand kommen und Schnittstellenprobleme somit vermieden werden“, weiß Windscheif. Die meisten neuen Fertighäuser werden mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Auch eine Wärmepumpe gehört längst zum Standard. Mehr als jedes vierte neu gebaute Haus derBDF-Hersteller erhält eine Photovoltaikanlage,  immerhin gut 14 Prozent einen Energiespeicher. „Viele Baufamilien möchten sich weniger abhängig von ihrem Stromanbieter machen. Mit  einer modernen Photovoltaikanlage auf einem nach Süden ausgerichteten Dach produziert sie über weite Strecken des Jahres mehr Strom, als sie für Kochen, Waschen & Co. benötigt – und das auf umweltfreundliche Weise“, so der Fertighausexperte. Wer Überschüsse seiner grünen Energie in einer Batterie speichere, könne noch öfter auf Strom vom Netzbetreiber verzichten.

Finanzierung: Hilfe vom Staat 
Der Staat fördert derartiges Energiespar- Engagement beim Hausbau mit zinsgünstigen Darlehen und Tilgungszuschüssen der KfW-Bank. Neun von zehn Fertighaus-Bauherren des BDF erfüllen bereits die Fördervoraussetzungen und können dadurch nicht nur Energie, sondern auch noch bares Geld sparen. Bis zu 15.000 Euro je Wohneinheit erhalten sie für ein KfW-Effizienzhaus 40 Plus, bis zu 10.000 Euro für ein KfW-Effizienzhaus 40 und immerhin noch 5.000 Euro für  ein KfW-Effizienzhaus 55. Letztgenannter Förderstandard wird mit 58 Prozent am häufigsten von den Fertighausherstellern realisiert. Auf die noch besseren Effizienzklassen entfallen je gut 15 Prozent. Der Gesetzgeber schreibt energetische Anforderungen vor, die gerade einmal denen des früheren KfW-Effizienzhauses 70 entsprechen.

Gemeinsames Batteriesystem 
In Zukunft könnte es sogar möglich sein, dass mehrere Effizienzhäuser miteinander verbunden werden und ihre regenerativ  erzeugten Stromüberschüsse in eine Ringleitung oder ein gemeinsames   Batteriesystem einspeisen. Der BDF betreibt hierzu ein Pilotprojekt in der FertighausWelt Wuppertal: Alle 19 ausgestellten Musterhäuser sind so vernetzt, dass Stromüberschüsse eines Gebäudes an das Nachbargebäude abgegeben werden können. Dadurch wurde der Bedarf an öffentlich bezogenem Strom je Haus bereits nachweislich reduziert. In der aktuellen Forschungsphase wird untersucht, inwieweit sich dieser Bedarf durch die Einbindung  eines zentralen Batteriespeichers weiter reduzieren lässt.

Individualität ist Trumpf Die Fertigbauweise ist in den vergangenen  Jahren aber nicht nur in der Ausführungstetig besser geworden, sondern  auch immer individueller und fortschrittlicher: Kein Fertighaus gleicht heute dem anderen. Mithilfe von erfahrenen Beratern und Architekten gestalten sich Baufamilien ihr Fertighaus zu 100 Prozent gemäß den persönlichen Vorstellungen – auf Wunsch barrierefrei als Bungalow auf einer Ebene, als Mehrgenerationenhaus, als Smart Home, als Ökohaus mit ausschließlich natürlichen Bau- und Dämmmaterialien oder auch als Kombination  der genannten und vieler weiterer Möglichkeiten. Auch Mehrgeschoss- und Objektbauten werden immer häufiger in Holz-Fertigbauweise errichtet. Bei Aufstockungen von Bestandsgebäuden besitzen der von Natur aus leichtere Baustoff sowie die schnelle und gut planbare Fertigbauweise ebenfalls großes Potenzial, der Wohnungsnot in den Städten und Ballungszentren wirksam zu begegnen. Und das auch unter Berücksichtigung  der aktuellen Klima- und CO2-Problematik: Denn das Naturmaterial lässt sich weniger energieaufwändig verarbeiten, leichter transportieren und in vorbildlicher Weise in ein nachhaltiges Kreislaufwirtschaftssystem einbinden und damit recyceln. Ganz zu schweigen von dem hohen Klimaschutzvermögen langlebiger Holzgebäude, die große Mengen Kohlenstoff binden, statt ihn  wie beim Verbrennen oder Verrotten von Holz als klimaschädliches CO2 an die Atmosphäre zurückzugegeben.

Wer mag, darf selbst anpacken
Wer eine schlüsselfertige Bauausführung in Auftrag gibt, muss – sehr komfortabel – bis zum Einzug keine oder fast keine eigenen Leistungen erbringen. Wer sich für ein Ausbauhaus entscheidet, übernimmt einige Arbeiten, wie etwa weite Teile des Innenausbaus, selbst. Dies bedeutet zwar vergleichsweise weniger Komfort, aber auch geringere Ausgaben für Fremdleistungen. Man spricht hierbei auch von der sogenannten Muskelhypothek. In jedem Fall sollOb Ein- oder Mehrfamilienhaus, Mehrgenerationen-Wohnen oder andere Wohnkonzepte: Der Fertighausbau hat immer passende Lösungen parat. Foto: BDF/Jürgen Kappelmeier ten die handwerklichen Fähigkeiten beim Einbringen von Eigenleistungen nicht überschätzt werden, damit die anvisierte Kostenersparnis nicht zum Bumerang wird und letztendlich sogar höhere Ausgaben entstehen. Der Innenausbau beginnt direkt nach dem Errichten des rohen Fertighauses. Dank der hohen Planungssicherheit der Fertigbauweise sind die weiteren Arbeitsschritte terminlich und organisatorisch sehr gut planbar.

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