Verständliche Durchsagen trotz herausfordernder Akustik

Beschallung im Kreuzfahrtterminal Rostock-Warnemünde

bauplaner 05/2022
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Schallschutz
Akustik und Schallschutz
Einladend, hell und beeindruckend sieht es aus, das neue Cruise Terminal „Warnemünde Cruise Center 8“, das Reisenden mit Start- oder Zielpunkt Rostock-Warnemünde für eine Kreuzfahrt zur Verfügung steht. Die große Halle wurde nach anderthalbjähriger Bauzeit im Sommer 2020 eröffnet und so langsam nimmt der Kreuzfahrttourismus wieder Fahrt auf.

Mehr als 15 Millionen Euro haben das Land Mecklenburg-Vorpommern, die Hanse- und Universitätsstadt Rostock und der Betreiber Rostock Port in den Neubau des zweiten Passagier- und Service-Terminals investiert. Gut 3.000 Quadratmeter umfasst die Fläche des Terminals und bietet so auch in Hinsicht auf die gestiegenen Gesundheits- und Hygieneanforderungen durch die COVID-19-Pandemie ausreichend Platz für Kreuzfahrtreisende und Personal. Besonders beeindruckend ist die weite Sicht durch die gläserne Front auf den Ostseehafen. Doch was für das Auge schön ist, bedeutet für die Ohren der Reisenden unter Umständen eine wahre Herausforderung: Das über 100 Meter lange, 20 Meter breite und 15 Meter hohe Kreuzfahrt-Terminal besitzt an allen Gebäudeseiten eine Glasfront und gilt als akustisch komplex und herausfordernd. „Das Terminal ist architektonisch eine Meisterleistung, nimmt mit den verbauten Materialien wie Glas, Metall und Beton und dem Raumvolumen allerdings starken Einfluss auf die Akustik“, weiß Michael Hünteler, Sales Director Germany von Pan Acoustics. „Um hier verständliche Durchsagen für die Passagiere und Besucher möglich zu machen, bedarf es spezieller Lautsprecher.“

Vorgabe der Sprachverständlichkeit
Um die gewünschte und erforderliche Sprachverständlichkeit in dem Gebäude zur Passagierbetreuung zu erreichen, blieb die Möglichkeit, entweder das Terminal räumlich über abgehängte Decken oder Deckensegel zu verändern oder neue Speziallautsprecher einzusetzen. Frank Schneider, Leiter Hochbau bei Rostock Port: „Eine Veränderung des Raumes wäre nicht nur äußerst kostenintensiv gewesen, sondern hätte auch zu einem Verlust des Flairs der anmutigen, hohen Raumkonstruktion geführt. Daher sind wir besonders froh, dass wir durch die Unterstützung der Firma Pan Acoustics eine passende Lösung gefunden haben.“ Durchsagen im Cruise Terminal sollen nicht nur verständlich sein, sie müssen es sogar. Im Falle einer Evakuierung kann das lebenswichtig sein. Daher gilt es, strikte Vorgaben einzuhalten, was den STI-Wert angeht. „STI steht dabei für ‚Speech Transmission Index‘, also den Sprachübertragungsindex und beschreibt die Qualität der Sprachverständlichkeit“, erklärt Michael Hünteler, der vorab die Räumlichkeiten sondiert und Testmessungen vorgenommen hat. „Der STI-Wert wird von unterschiedlichen Faktoren wie Echos und Reflexionen, Nachhallzeiten durch die räumlichen Gegebenheiten, aber auch durch Hintergrundgeräusche und die Lautstärke des Signals beeinflusst. Das alles galt es, bei der Planung einer passenden Beschallungslösung zu bedenken.“ 

Steuerbare Linienstrahler – integriert in Sprachalarmierungsanlage
Bereits während der Testmessungen wurde deutlich, dass eine große Anzahl an Lautsprechern nicht für die gewünschte Sprachverständlichkeit sorgen würde. Im Gegenteil: Der Schall aus den einzelnen Lautsprechern würde sich überlagern und die Durchsage nicht verständlicher werden, sondern verschwimmen. Michael Hünteler von Pan Acoustics setzte daher Lautsprecher mit „Beam Steering“ Technologie im Liniendesign ein. Diese Linienstrahler senden den Schall gerichtet und zielgenau aus. Eingestellt wird dies über eine intuitiv zu bedienende PC-Software des Lautsprecherherstellers. „Wir waren selbst überrascht, aber ein Konzept mit lediglich einem Linienstrahler des Modells PB 40 aus der Pan Beam Serie pro Stirnseite brachte schließlich das erwünschte Ergebnis“, freut sich Hünteler. Fast fünf Meter ragen die Lautsprecher nun in der Rostocker Abfertigungshalle in die Höhe und übernehmen die Beschallung mit hervorragenden STI-Werten über die gesamten 100 Meter. Die Lautsprecher ließen sich in die neue Sprachalarmierungsanlage einbinden, die vom Systemhaus Telemann aus Hamburg für das Cruise Terminal bereitgestellt und dort installiert wurde. „Unser Anspruch ist es, mit unseren Anlagen nicht nur für die erforderliche Sprachverständlichkeit im Notfall zu sorgen, sondern es dem Kunden auch zu ermöglichen, die elektroakustische Anlage ebenso als Soundsystem zur Wiedergabe von Musik oder informativen Durchsagen zu nutzen“, sagt Frederik Bolte, Teamleiter für die Bereiche Sprachalarmierung und Medientechnik bei Telemann. „Das Zusammenspiel unserer SAA mit den Linienstrahlern von Pan Acoustics läuft reibungslos und liefert beste STI-Werte“, ergänzt Jan Hartmann, der als Projektleiter seitens Telemann mit der Durchführung des Projektes betraut war.