Zertifizierte Nachhaltigkeit in der Betonindustrie

green BUILDING 02/2018 (#84)

Das Concrete Sustain­ability Council (CSC) startet in Deutschland. Betonhersteller, Zementhersteller und Produzenten von Gesteinskörnung, die sich für nachhaltiges Wirtschaften engagieren, können sich ab sofort zertifizieren lassen.

Die Grundlage dazu bildet das Zertifizierungssystem des Concrete Sustainability Council (CSC). Das CSC wurde von der „Nachhaltigkeitsinitiative Zement“ (CSI) des „Weltwirtschaftsrats für Nachhaltige Entwicklung“ (WBCSD) initiiert und wird von einer wachsenden Anzahl von Mitgliedern getragen. Dies sind Unternehmen, Verbände und Institute. Das CSC hatte 2016 einen Konsultationsprozess mit der International Union for Conservation of Nature (IUCN) und anderen gesellschaftlichen Gruppen durchgeführt, deren Feedback in den CSC-Standards Berücksichtigung fand. Die weltweite Einführung des CSC-Zertifizierungssystems hat in den letzten Monaten begonnen. In Europa sind hier insbesondere Aktivitäten in den Niederlanden, Italien und der Türkei zu nennen, außerhalb Europas in Kanada. In den Niederlanden ist das Zertifizierungssystem bereits am weitesten etabliert. Weltweit wurden inzwischen mehr als 60 Werke zertifiziert.

CSC in Deutschland
Der Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie e. V. (BTB) hat die Rolle des „regionalen Systembetreibers“ für Deutschland übernommen und wird das Zertifizierungssystem hierzulande organisieren, darüber informieren, beraten und schulen. Dr. Olaf Aßbrock, Hauptgeschäftsführer des BTB: „Das Zertifizierungssystem des Concrete Sustainability Council (CSC) bietet den Herstellern unserer Branche neue Chancen: Es fördert die Transparenz des Herstellungsprozesses von Beton und dessen Wertschöpfungskette sowie deren Auswirkungen auf das soziale und ökologische Umfeld.“

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Der Wert des mit dem aus der Holz- und Papierindustrie bekannten „Forest Stewardship Council“ (FSC) vergleichbaren Systems ergibt sich für zertifizierte Unternehmen und deren Kunden insbesondere aus einer Anerkennung durch internationale Systeme zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden wie BREEAM, LEED und DGNB. Das CSC-Zertifizierungssystem ist inzwischen bei BREEAM anerkannt (auf demselben Niveau wie das FSC Mix Holz). Bei der DGNB und LEED hat das CSC die Anerkennung beantragt.

Erste Zertifikate vergeben
Die Heidelberger Beton Kurpfalz GmbH & Co. KG hat als erste deutsche Transportbetongesellschaft die Zertifizierung des Concrete Sustainability Council (CSC) erhalten. Die Zertifizierung aller neun Werke der Heidelberger Beton Kurpfalz wurde in Silber erteilt. Alexander Humbert, Geschäftsführer der Heidelberger Beton Kurpfalz: „Mit der Bereitstellung des CSC-Zertifizierungssystems besteht für die deutsche Transportbetonindustrie die Chance, die positiven Eigenschaften des Baustoffs Beton in unserer Gesellschaft angemessen zu platzieren und damit zu einer entsprechenden Wertschätzung in der Gesellschaft beizutragen. Wir sind sehr stolz, der erste deutsche Transportbetonhersteller zu sein, der diese Zertifizierung erhält.“ Auch Dr. Martin Oerter von der FIZ-Zert des VDZ, die den deutschen CSC-Pionier zertifizierte, zeigte sich äußerst zufrieden: „Der Prüfprozess bestand sowohl aus einer umfangreichen Prüfung der eingereichten Unterlagen als auch einer intensiven Begutachtung von zwei Standorten. Dank der sehr guten Vorbereitung durch den Kunden konnte der Zertifizierungsprozess zügig und effizient abgewickelt werden. Wir gratulieren der Heidelberger Beton Kurpfalz GmbH & Co. KG herzlich zu der erbrachten Leistung und freuen uns als Zertifizierungsstelle, dass unser Kunde quasi aus dem Stand ein silbernes Zertifikat nach den Vorgaben des Concrete Sustainability Council erreicht hat.“

Inzwischen gab auch die Heidelberger Beton GmbH & Co. Stuttgart KG bekannt, dass ihrem Werk Hafen das CSC-Zertifikat  in Silber erteilt wurde. „Nachhaltiges Bauen ist im Bewusstsein der Menschen angekommen“, so Thomas Puschbeck, Geschäftsführer der Heidelberger Beton GmbH & Co. Stuttgart KG. „Wir bekommen von Kunden ganz konkrete Anfragen zu nachhaltig hergestellten Baustoffen. Aus diesem Grund haben wir uns für eine Zertifizierung durch den CSC entschieden. Wir freuen uns, künftig einen noch größeren Beitrag zu nachhaltigem und umweltfreundlichem Bauen leisten zu können, indem wir Voraussetzungen für eine Zertifizierung von Gebäuden mitgestalten können.“

Laut Bundesverband Transportbeton haben bereits weitere Unternehmen der Branche die zur Zertifizierung notwendigen Lizenzen erworben und durchlaufen den Zertifizierungsprozess.

Kriterien und Zertifizierungsstellen
Die Zertifizierung erfolgt in den Kategorien Ökonomie, Ökologie, dem sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit sowie in der Kategorie Management (Details siehe Abb. 1). Im Rahmen der Zertifizierung werden entsprechend diesen Kriterien Bewertungspunkte, sogenannte „Credits“, vergeben. Maximal können 100 Prozent der Credits für das Betonwerk und dessen Lieferkette vergeben werden. Dieses Gesamtergebnis setzt sich aus dem „Betonergebnis“ und den Beiträgen aus der Lieferkette zusammen. Dabei wird das Betonwerk mit 60 % der Credits, die Lieferkette mit 40 % bewertet; bei der Bewertung der Lieferkette werden die Zementhersteller mit 25 % der Credits, Gesteinskörnungslieferanten werden mit 15 % gewichtet. Für eine Zertifizierung müssen unabhängig vom Zertifizierungsniveau alle Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Bei der Erzielung dieser Credits ist zu berücksichtigen, dass sich eine Vielzahl von diesen auf den anerkannten Stand der Technik (good practices) bezieht.

Zu den vom CSC zugelassenen Zertifizierungsdienstleistern gehören in Deutschland SGS, Kiwa, TÜV Süd und die FIZ-Zert des VDZ. Die Zertifikate gelten über einen Zeitraum von drei Jahren.

Auftakt in Berlin
Am 19.4.2018 findet in Berlin eine Auftakt- und Informationsveranstaltung zum CSC statt. Veranstalter ist der Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie e. V. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB) statt. In Berlin wird das CSC erstmalig einem größeren Publikum vorgestellt und seine Position im nachhaltigen Bauen diskutiert.

www.csc-zertifizierung.de

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