Back to Nature

green BUILDING 02/2019 (#90)

„Natur“ liegt wieder voll im Trend. Auch im Interior-Bereich darf es jetzt wieder ein bisschen natürlicher werden. Ob bei Bodenbelägen, Tapeten, Stoffen oder Möbeln – immer mehr Menschen legen Wert auf natürliche Materialien und die damit verbundene Nachhaltigkeit. Nicht nur das Material spielt hierbei eine große Rolle, sondern auch die Verarbeitung, der Transport und die damit verbundene Ökobilanz.

Motive aus der Natur dürfen in der Einrichtung nicht fehlen – sie zeigen sich als Wandbilder, auf Dekostoffen oder als Skulpturen. Sogar das Möbel- Design folgt immer mehr organischen Formen und nimmt damit die neue Natürlichkeit auch optisch auf. Ob schlicht, modern oder etwas robuster: Natürliche Materialien wie Treibholz, Sisal, feiner Kork oder das klassische Rohrgeflecht sind nur einige Beispiele, wie abwechslungsreich Natur sich zur Einrichtung kombinieren lässt.

Zu den verschiedensten Wohnstilen bieten Designer, Hersteller und Werkstätten eine Vielfalt von natürlichen Einrichtungsmöglichkeiten an und die Natur erobert sich ihren Weg in unser Zuhause. Dieser Trend ist nicht nur schön anzusehen, sondern  auch gut für die Umwelt.

Naturboden Böden aus geölten Holzdielen oder der aus 100 % natürlichen Materialien bestehende Linoleumboden sind strapazierfähig,  pflegeleicht und geben den Räumen ein angenehmes Ambiente. Diese Böden sind nachhaltig und überdauern, bei richtiger Pflege, viele Jahre. Je nach persönlichem Geschmack und Einrichtungsstil kann man unter vielen Oberflächen, Strukturen und Farbnuancen wählen.

Auch Keramik und Natursteine sind wieder sehr gefragt. Egal, ob in Wohnbereichen, Hotels, Geschäften oder Gastronomie. Naturstein als Bodenbelag ist und bleibt ein sehr beliebtes und nachhaltiges Naturmaterial. Und dank neuer Oberflächentechniken werden Marmor, Granit und Sandstein auch immer pflegeleichter.

Sehr im Trend liegen handgefertigte Cottoböden. Terracottafliesen werden aus verschiedenen Tonsorten gefertigt, die in unterschiedlichen Abbaugebieten gewonnen werden, wie Italien, Marokko, Spanien und Portugal. Ein besonders hochwertiger Cotto wird in der Umgebung von Imprunetta gewonnen - durch die besondere Zusammensetzung dieses Tons und der hohen Brenntemperatur entsteht ein sehr frostfestes Material.

Sisal ist ein reines Naturgarn und wird aus den Fasern der Sisalagave gewonnen. Die in der Sonne getrockneten Fasern   der Pflanze werden zu Garnen verarbeitet. Je nach Stärke der Garne erhalten die Sisal-Teppiche und -Bodenbeläge ihre ganz charakteristische Optik.

Sisal-Teppiche bieten einige Vorzüge: Die Naturfaser ist in der Lage, Luftfeuchtigkeit im Raum gut auszubalancieren. Dadurch unterstützt sie ein gesundes Raumklima. Zudem ist Sisal immun gegen Motten und andere Schädlinge und so extrem pflegeleicht.

Da Sisal außerdem antistatisch ist, bietet er sich perfekt für Büroräume und Arbeitszimmer an, in denen Computer oder andere empfindliche Geräte stehen. Im Gegensatz zu vielen Teppichböden lädt sich die Sisalfaser nicht auf.

Auch der Korkboden feiert derzeit sein Comeback: Dank der schlechten Wärmeleitung des Korks haben wir auf diesem Bodenbelag immer warme Füße. Zudem federt der Korkbelag die Schritte sanft ab und wir laufen darauf wie auf Wolke 7. Kein Wunder also, dass gerade beim Thema Bodenbelag viele Bauherrn gerne auf Naturmaterialien zurückgreifen.

Lehm  
Lehm ist einer der ältesten Baustoffe in der Geschichte der Menschheit. In den letzten Jahren ist dieser bewährte — und extrem nachhaltige — Baustoff wieder neu entdeckt worden. Lehm kann verschiedenartig eingesetzt werden: als Lehmputz, Bodenbelag, Dämmung, als Lehmziegel oder sogar als Lehmfarbe. Gerne wird Lehm als Oberflächentechnik im Interior verwendet. Mit Lehm verputzte Innenwände können sogar Schadstoffe aus der Raumluft aufnehmen und schaffen zudem eine deutliche Verbesserung des Raumklimas. Denn der Lehm ist in der Lage, Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft aufzunehmen und zu absorbieren — so funktioniert das Material wie eine natürliche Klimaanlage.

Grastapete
Auch bei den Tapeten darf es jetzt wieder mehr Natur sein. Die Grastapete, die einst in den 80er-Jahren gefeiert wurde, ist 2019 mehr als im Trend. Die feinen Naturtapeten bestehen aus getrockneten, rein pflanzlichen Materialien wie Gras, Bambus, Hanf oder Bast. Um die zarten Pflanzenfasern nicht zu beschädigen, werden diese Tapeten aus Asien bis heute von Hand gefertigt. Neben der schönen, natürlichen Struktur ist jede Grastapete zudem ein umweltfreundliches Unikat und gibt jeder Wand einen ganz individuellen Touch.

Grastapeten bieten noch weitere ökologische Vorteile, denn sie sind durch ihr pflanzliches Material atmungsaktiv und  verbessern damit das Raumklima. Außerdem regulieren sie die Feuchtigkeit im Raum – ähnlich wie Lehm. Durch die strukturierte Oberfläche einer Grastapete kann man zudem die Raumakustik verbessern. Richtig verklebt sind Grastapeten viele Jahre, sogar Jahrzehnte, schön anzusehen.

Mooswände 
Natur pur: Mit natürlichen Pflanzenwänden können Innenräume ganz unkompliziert begrünt werden. Verschiedene Pflanzenarten werden hierfür mit einem speziellen ökologischen Verfahren dauerhaft konserviert und verwandeln sich so zu einem wunderbaren vertikalen Garten im Haus. Frauenhaarfarn, Eukalyptus, Efeu und verschiedenen Moosarten werden kombiniert und zu ansprechenden Wandbildern  usammengestellt. Die Mooswände sind außerdem absolut pflegeleicht, denn sie benötigen weder Wasser noch Licht und behalten dennoch Ihre grüne Frische. Lediglich abstauben sollte man sie dann und wann.

Die grünen Wände wirken nicht nur sehr entspannend auf uns – sie wirken durch ihre Oberfläche auch extrem schallschluckend und verbessern so die Raumakustik. Die Pflanzenwände werden als fertige Bilder angeboten oder für ganze Wände maßgefertigt. Auch als Module sind Pflanzenwände zu haben und können daher ganz einfach selbst montiert werden.

Edles Handwerk aus Holz, Leder, Rattan und Bambus
Ein schöner Trend setzt sich immer mehr bei Möbeln, Leuchten und Wohnaccessoires durch: Naturmaterialien in Kombination    t edler Handwerkskunst. Holztische und Bänke aus geölten Hölzern oder Altholz und geflochtene Korbstühle werden wieder in liebevoller Handarbeit hergestellt. Auf die natürliche Bearbeitung der Oberflächen wird besonders viel Wert gelegt und sie wirken durch Ihre Formen und Glätte anschließend wie Handschmeichler. Auch handgearbeitetes Holzbesteck aus edlen Hölzern wie Teak wird immer beliebter. Die Stücke werden gerne in modernen Formen gestaltet. So wird die traditionelle Handwerkskunst ganz neu interpretiert.

Der Naturtrend wirkt sich auch auf die Auswahl der verarbeiteten Materialien aus. So werden besonders schnell nachwachsende Pflanzen verwendet, wie beispielsweise der Moso-Bambus. Dieser Bambus ist einer der nachhaltigsten Naturstoffe auf dieser Erde, denn er wächst schneller nach, als er konsumiert wird.

Bei den Hölzern ist sogar die Maserung wieder „in“ und darf sich zeigen. Während in den letzten Jahren eher die Lackfarben bei Holzstühlen vorne lagen, werden jetzt wieder gerne Holzstrukturen und Naturholztöne verlangt. Zurück zur Natur  geht es auch bei Klassikern wie den Stahlrohr-Freischwingern mit Korb-Geflecht. Das traditionelle Wiener Geflecht ist mehr den je gefragt. Es besteht aus Peddigrohr, welches aus dem Stamm der Rattanpalme gewonnen wird.

Auch heute noch wird dieses Geflecht nach alter Handwerkskunst gefertigt. Wir finden das Wiener Geflecht momentan nicht nur bei den klassischen Stühlen, sondern jetzt auch bei Pendelleuchten, Couchtischen, Regalen und Wandverkleidungen. Das Geflecht wird von Designern zu modernen Möbeln verarbeitet und lässt diese alte Flechttradition wieder neu aufleben.

Auch Leder wird jetzt immer mehr in seiner Urform und mit naturbelassener Oberfläche eingesetzt. Die Patina, die ein unbehandeltes Leder mit der Zeit erhält, ist mittlerweile wieder ein willkommener Nebeneffekt. Leder, welches durch bestimmte Oberflächenbehandlungen „zugerichtet“ wird, ist zwar wesentlich unempfindlicher gegen Flecken und Farbveränderungen - aber nur ein natürliches Leder bietet die typische, sehr angenehme Haptik. Natürliches Leder ist atmungsaktiv und fühlt sich weich und warm an. Accessoires aus Leder und Sitzmöbel mit Lederbezug geben dem Interior zudem eine schöne Atmosphäre. Wiederentdeckt und absolut im Back-to-nature-Trend ist das Material Keramik. Schöne Leuchten, feine Schalen und moderne Wandfliesen sind aus Keramik gefertigt. Auch Keramik ist eines der nachhaltigsten Materialien überhaupt.

Naturmotive
Eine wunderbare Ergänzung zu natürlichen Materialien im Interior sind Naturmotive. Bilder von gepressten Pflanzen in edlen Rahmen, einzelne Palmenblätter in einer Vase oder Gräser machen den Natur-Look komplett. Die vielen schönen neuen Vasen für Boden, Wand oder Tisch geben Gräsern, Blättern und Blumen eine perfekte Inszenierung.  Die neuen Tapeten mit Pflanzenmotiven runden das Interior ab. Auch auf Bezugsstoffen, Kissen und Plaids dürfen sich Blumen und Pflanzen zeigen.

Formen
Form follows nature: Organische Formen unterstreichen den Trend Natur. Möbel werden nicht nur aus natürlichen Materialien  gefertigt, sondern folgen auch in der Formgebung der Natur. Runde oder ovale Formen schmeicheln nicht nur der Hand, sondern auch dem Auge. Ob Besteck, Leuchten oder Bugholzstühle: Organische Formen sind echte Klassiker.

Farben 
Auch die Farbtrends folgen dem „back to nature“-Trend. Grüntöne sind die ideale Kulisse für Interiors mit natürlichen Elementen. Gefolgt von Erdfarben wie Braun und Beige.

Naturmaterialien werden zum Stilmittel  
Back to Nature – egal, wie man wohnt, ist dieser Trend sehr inspirierend und schont die Ressourcen und die Umwelt. Mit  ein paar ausgewählten Elementen lässt sich jeder Stil mit natürlichen Materialien ergänzen. Ob mit Pflanzen, Holzmöbeln, Naturböden oder handgeflochtenen Grastapeten: So stilvoll holen auch Sie die Natur zu sich nach Hause.

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