Sozialverträglicher Wohnungsbau mit genossenschaftlichem Wohnkonzept

Neubau in monolithischer Ziegelbauweise

bauplaner 6/2019
Objekte

Erschwinglicher Wohnraum ist auch in Nürnberg knapp. Gerade Familien und Senioren mit durchschnittlichen Einkommen spüren dies immer deutlicher. Die Wohngenossenschaft Fürth-Oberasbach eG trägt neben dem verantwortungsbewussten Erhalt und der Modernisierung ihres Wohnungsbestandes durch den Neubau von Häusern zur Reduzierung der Wohnungsknappheit bei. Im Februar 2018 konnten 40 neue Wohnungen den Mietern übergeben werden.

Sozialverträgliche Wohnungen werden überall dringend gesucht, denn zwischen teuren Eigentumswohnungen und öffentlich geförderten Sozialwohnungen klafft eine große Lücke. Die Wohnungsbaugenossenschaft Fürth-Oberasbach versucht daher, neuen Wohnraum für Haushalte mittleren Einkommens in Fürth zu schaffen. Deshalb musste ein bestehendes Gebäude an der Wiesenstraße 33 mit wenig Wohneinheiten und einer nicht erhaltenswerten Bausubstanz einer Wohnanlage mit 40 Mietwohnungen und Tiefgarage weichen. „Es sind 1.400 Wohnungsinteressenten auf unserer Warteliste, und in Fürth gab es kaum mehr freie Bauflächen“, sagt Roland Breun, geschäftsführender Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft. „Umso wichtiger ist es, Baulücken zu schließen, um bezahlbare Mietwohnungen zu schaffen.“

Ein Architekturwettbewerb gab 2014 den Ausschlag, für die bestmögliche Nutzung dieses Grundstücks am Rande der historischen Kriegerheimsiedlung am Espan. Hilpert + Kretschy Architekten aus Fürth integrierten mit ihrem Planungskonzept eine moderne Architektur in die historische Wohnsiedlung und bildeten damit die Anforderungen des Bauherren an einen wirtschaftlichen und nachhaltigen Wohnungsbau im Sinne einer verantwortungsbewussten Genossenschaft am besten ab. Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 2016.

Städtebauliche Integration  Der Neubau der Wohnanlage stellt einen städtebaulich harmonischen Abschluss der Bestandsbebauung um einen gemeinschaftlich  genutzten Innenhof dar und schließt zudem die aufgelockerte Blockrandbebauung der Wiesen- und Espanstraße. Entlang der Georgenstraße wurde die städtebauliche Ausrichtung der bestehenden Gebäudestangen der nordwestlichen Wohnsiedlung übernommen. Die beiden im Nordwesten erschlossenen  Dreispänner entlang der Wiesenstraße bilden den dominanten Gebäuderiegel, der Laubengangriegel entlang der Georgenstraße folgt einer geordneten Schottengrundstruktur als Tragwerk. Der Laubengang wird aufgelockert durch kleine individuelle Nischen im Zugangsbereich der Wohnungen und schafft somit Raum für Privatsphäre in einem öffentlich zugängigen Bereich. Alle Wohnungen sind barrierefrei ausgeführt. Eine große Wiese als begrünter Innenhof mit Kleinkinderspielbereich und Freisitz greift namentlich die „Wiesenstraße“ auf und dient als Kommunikationsfläche  der Bewohner.  Die Zwei- und Dreizimmer-Wohnungen verfügen über hochwertig ausgestattete 55 bis 80 Quadratmeter Wohnfläche. Die Wohnungen im Erdgeschoss haben ebenerdig vorgelagerte Terrassen mit eigenem Gartenanteil, alle weiteren Wohnungen verfügen über überdachte Balkone, Loggien oder teilüberdachte Penthaus-Dachterrassen. Die Zweieinhalbzimmer- Mittelwohnungen haben jeweils einen multifunktionalen Raum, der sich auch als sommerliche Loggia nach Süden raumbreit öffnen lässt. Die Verschattung aus einfachen Aluminiumschiebeläden bietet eine wartungsfreie, bauphysikalisch sinnvolle und kostengünstigeAlternative zu den üblichen Kunststoffrollläden. 

Nachhaltige Ziegelbauweise  neu entdeckt
Beide Baukörper sind in massiver einschaliger Ziegelbauweise errichtet und entsprechen denstrengen Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung.  Entscheidend tragen die hoch wärmedämmenden Außenwände aus „Poroton-S9-Planziegeln“ in 36,5 und 42,5 Zentimeter Wanddicke dazu bei, den energieeffizienten Gebäudestandard einzuhalten. Der Planziegel mit einem U-Wert der Wand von 0,23 W/(m2K) bzw. 0,20 W/(m2K) hält mit einer innen liegenden Dämmung aus natürlichem Vulkangestein (Perlit) die Wohnräume im Winterwarm und im Sommer kühl. Zur Erhöhung  der Speichermasse des Baukörpers tragen die Innenwände („Poroton-Planziegel T 1,4“) und ohnungstrennwände („Poroton-S-Pz“ mit  =24 cm) bei. Für einen erhöhten Wärmeschutz  wurden die in Beton ausgeführten Treppenaufgängezusätzlich mit Poroton-WDF gedämmt. 

Ein neues Lochbild beschert dem Poroton- S9 eine fast 50 Prozent höhere Tragfähigkeit als bisher. Gebäude von bis zu neun Stockwerken in monolithischer Ausführung können damit  realisiert werden. Mit der hohen Druckfestigkeitsklasse 12 sowie einer charakteristischen Mauerwerksdruckfestigkeit fk nach DIN EN 1996 (EC6) von 5,3 MN/m² hält der Objektziegel sogar einer Belastung von bis zu 530 Tonnen  auf einen Quadratmeter Wand Stand. Mit einer geprüften Feuerwiderstandsdauer von 90 Minuten (F90-AB) erreicht er zudem die geforderten Brandschutzvorgaben im Wohnungsbau. Das korrigierte bewertete Schalldämmmaß des Poroton-S9 beträgt bei einer Wanddicke von 36,5 Zentimetern 52,2 Dezibel; 50,1 Dezibel bei 42,5 Zentimetern. Damit lassen sich auch erhöhte Schallschutzanforderungen im Objektbau realisieren.

Für den Bauherrn Roland Breun stand die Nachhaltigkeit der Gebäudehülle von Anfang an im Vordergrund: „Da neu gebaute Genossenschaftswohnungen  unseren Mitgliedern über viele Jahre einen hohen Wohnkomfort garantieren sollen, setzen wir auf die ökonomischen, ökologischen und bauphysikalischen Vorteile der nachhaltigen Ziegelbauweise.“ Bauherr und Architekt waren von den Vorteilen der perlitgefüllten Poroton-Ziegel angetan, nachdem aber die moderne Ziegelbauweise in der Region in Vergessenheit geraten schien, informierten sie sich daher eigens auf einer Baustellenexkursion. Breun: „Wir denken als Genossenschaft in 100 Jahren. Perlitgefüllte Ziegel passen daher zu unserer Philosophie, sie sind nachhaltig und langlebig. Gebäude daraus haben eine hohe Wertbeständigkeit und Stabilität, sie garantieren unseren Mietern ein gesundes Wohnklima.“ Der Mietpreis der neuen Wohnungen liegt bei 8,90 Euro je Quadratmeter zuzüglich Nebenkosten. Dies liegt weit unter dem Durchschnittspreis in der Metropolregion.

Fazit
Kluge Planung und die sorgfältige Auswahl qualitativ hochwertiger Materialien zeigen sich bei dieser Baumaßnahme sowohl in der optisch ansprechenden als auch in der technisch-bauphysikalischen Ausführung der Wohnanlage. Auf eine zusätzliche Außendämmung konnte mithilfe der monolithischen  Ziegelbauweise verzichtet werden. Dem nachhaltigen Gedanken einer langen Lebensdauer sowie überschaubaren Unterhaltskosten der Fassaden wurde somit Rechnung getragen. Zwei weitere Neubauobjekte der Wohnungsbaugenossenschaft Fürth- Oberasbach eG wurden in der Zwischenzeit ebenfalls mit perlitgefüllten Poroton-Ziegeln realisiert.

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