Wohnraummaximierung zwischen Stampfbetonsockel und Korkdach

Korkenzieherhaus in Berlin

bauplaner Dämmtechnik 12/2018

In Berlin-Staaken wurde ein ungewöhnliches Wohnhaus mit Korkfassade und -dach realisiert. Der Gebäudesockel aus Stampfbeton liegt unterhalb der Geländeoberkante. Darüber liegen geschickt gestaffelte Teilgeschossflächen, die von einem zentralen, atriumartigen Treppenraum erschlossen werden. 

Auf den regionalen Bezug ihrer Bauten legen die Architekten des Wohnhauses, Andreas Reeg und Marc Dufour-Feronce vom Planungsbüro rundzwei Architekten, besonderen  Wert, auch im Hinblick auf die Materialwahl. Für das „Korkenzieherhaus“, dessen unterste Wohnebene unterhalb der Geländeoberkante liegt, entwickelten sie daher einen Sockel aus Stampfbeton. Auch die Wände des lang  gestreckten Pools sind damit eingefasst. „Wie ausgegraben“ soll der Gebäudesockel wirken, erläutert Andreas Reeg. Der jahrhundertealte Baustoff wird traditionell schichtweise eingebracht und in Handarbeit verdichtet. So entsteht eine offenporige, individuell strukturierte  Oberfläche.

Korkplatten auf Fassade und Dach
 Durch das Absenken des Sockelgeschosses und die Staffelung der Flächen im Obergeschoss gelang den Planern eine Maximierung der Bruttogeschossfläche auf 320 Quadratmeter, obwohl auf dem Grundstück baurechtlich  nur ein Vollgeschoss erlaubt ist. Das planerische Konzept von Sockel und Aufbau wurde bei der Materialwahl konsequent weiterverfolgt:  ie Flächen unterhalb der Geländeoberkante sind mit Stampfbetonwänden eingefasst. Auf diesem Sockel steht eine reine Holzkonstruktion. Im Erdgeschoss sorgen große Glasflächen für eine natürliche Belichtung der Innenräume.  Die Fassaden darüber sind wie die Dachflächen – bis auf einige Fensteröffnungen und die Solarpaneele – komplett mit Korkplatten verkleidet. Das ungewöhnliche Material fanden die Architekten in Portugal. Korkgranulat ist ein Abfallprodukt der dortigen Flaschenkorkproduktion und wird mit hohem Druck und Wärme zu Fassadenplatten geformt. Bei diesem Prozess treten die im Kork enthaltenen Harze aus und verbinden das Granulat untereinander. Korkfassadenplatten sind daher ohne Zusätze und Chemikalien auf natürliche Weise gegen Witterung und Schimmel resistent. Das Naturprodukt Kork hat darüber hinaus sehr gute Dämmwerte und kann als monolithisches Fassadenmaterial verwendet werden. Eine  Tatsache, die sowohl zur Energieeffizienz als auch zur Nachhaltigkeit des Gebäudes beiträgt. Nicht unwichtig: Kork absorbiert die Tropfgeräusche bei Regen. Über diesen Wunsch der Bauherri  kamen die Planer erst auf das hierzulande unübliche Baumaterial.

Natürliche Baumaterialien, natürliche Belüftung
Beim Bau des Korkenzieherhauses wurde auf  Kleber und Bauschäume verzichtet. Neben den dämmenden Korkplatten werden Holzfaser- und Zellulosedämmstoffe verwendet. Feuchtigkeit absorbierende Materialien wie Holz oder Gipsfaseroberflächen mit diffusionsoffenen Anstrichen sorgen für ein natürliches Raumklima. Das KfW-55-Haus kommt so ohne Lüftungsanlage aus. Durch ein Schichtenspeichersystem, das durch die im Dach integrierten Solarpaneele unterstützt wird, ist die Wärmeversorgung des Hauses nahezu autark.

Das Haus ist für drei Personen geplant. Im Gebäudesockel befindet sich neben den  großzügigen Ebenen für Wohnzimmer und Küche ein Schlafbereich mit direktem Zugang zum außen liegenden Pool. Er erstreckt sich vom Haus in den Garten, ist aber durch die umgebenden Stampfbetonwände von den Nachbargrundstücken aus nicht einsehbar. Die über dem Gebäudesockel liegenden leineren Räume werden von der zentral  platzierten, umlaufenden Treppe aus erschlossen. Sie sind teilweise untereinander verbunden und könnten zukünftig auch als separate Studio-Apartments genutzt werden.

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