Führungskompetenzen im Zeitalter von KI

Digitalisierung
Ingenieurbüro – Recht & Finanzen
Management
Digitalisierung
BIM

Veränderungen mit Resilienz begegnen

Zu den Eigenschaften einer erfolgreichen Führungskraft gehört die Fähigkeit, Veränderungen in Teams und Organisationen voranzubringen. Gute Führungskräfte beschäftigen sich mit Modellen für Veränderungsmanagement und wissen, wie sie die Gründe für Veränderungen erklären, den Nutzen klar darlegen, die Mitarbeitenden ins Boot holen und klar kommunizieren sollten. Dieser Ansatz funktioniert gut, wenn die Veränderung vergleichsweise evident ist, z. B. bei einer organisatorischen Veränderung oder der Einführung neuer Prozesse oder Systeme. Doch wie vorgehen, wenn sich ständig etwas ändert?

Seit Jahren beschleunigen technologische Innovationen das Tempo des Wandels. Künstliche Intelligenz (KI) in all ihren Formen hat diese Kontinuität des Wandels gefestigt. Natürlich können solide Praktiken des Veränderungsmanagements, die sich in der Vergangenheit bei ereignisbezogenen Veränderungen bewährt haben, weiterhin anwenden. Doch Führungskräfte müssen sich noch besser auf den Wandel einstellen – es braucht eine Ergänzung. Ein guter Ansatzpunkt ist die Stärkung der Resilienz.

KI vs. Arbeitsplätze?

Ein Umfeld des ständigen Wandels verunsichert Teams und Mitarbeitende. Sie machen sich vielleicht Sorgen darüber, ob KI-Technologien ihre Funktion überflüssig machen werden, ob ihre Arbeitsplätze wegfallen oder wie sie mithalten können. Das kann überfordernd sein und sogar zu Burnout führen. Überarbeitete Beschäftigte ziehen sich zurück. Sie sind weniger leistungsfähig, und die Produktivität geht zurück. Die Stärkung von Resilienz kann jedoch dazu beitragen, dass die Beschäftigten weiterhin engagiert Arbeit sind und sich auf die Zukunft freuen, anstatt sich vor ihr zu fürchten.

Wie lässt sich Resilienz fördern?

Resilienz beginnt im Inneren. Nur wer selbst belastbar, zuversichtlich und engagiert ist, kann sein Team dabei unterstützen, diese Eigenschaften zu entwickeln.

Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Erstens: eine positive Einstellung. Der kontinuierliche Wandel sollte als ständige Chance statt Bedrohung gesehen werden. Führungskräfte sollten sich Zeit nehmen, um darüber nachzudenken, wie ihr Unternehmen und ihr Team KI und andere technologische Fortschritte nutzen können, um neue Umsatzmöglichkeiten zu erschließen oder repetitive Tätigkeiten mit geringem Mehrwert aufzugeben, die ohnehin nur von wenigen Personen gerne erledigt werden. Diese Denkweise wird dazu beitragen, den Wandel als willkommene Chance zu begreifen.

Zweitens: Investitionen in die eigene Person. Etwas Neues zu lernen, fühlt sich gut an. Neue Kenntnisse eröffnen neue Herausforderungen und neue Fähigkeiten. Ganz gleich, ob man Kurse über künstliche Intelligenz belegt, mit ihr experimentiert oder einfach nur ein paar YouTube-Videos anschaut – wer etwas über innovative Technologien lernt und sich mit ihnen beschäftigt, verkleinert den Angstfaktor.

Drittens: seine psychische Gesundheit im Auge behalten und proaktiv fördern. Eine Studie in den USA des U.S. Surgeon General (Sanitätsinspekteur) aus dem Jahr 2022 gibt Anlass zur Sorge. Der Studie zufolge berichteten 76 % der Befragten über mindestens ein Symptom eines psychischen Gesundheitsproblems, 81 % der Arbeitnehmer werden in Zukunft nach Arbeitsplätzen suchen, die ihre psychische Gesundheit unterstützen, und – was besonders besorgniserregend ist – 84 % der Befragten gaben an, dass die Bedingungen an ihrem Arbeitsplatz zu mindestens einem psychischen Problem beigetragen haben. Wichtig ist, dass sich Führungskräfte zuerst um ihre eigene Gesundheit kümmern.

Sobald man sich auf das Positive konzentriert, in das eigene Wohlbefinden investiert und sich um sich selbst kümmert, kann man auch seinem Umfeld helfen. Es gibt viele Möglichkeiten, die Belastbarkeit des Teams zu verbessern und es bei der Bewältigung von bereits laufenden Veränderungen zu unterstützen – und der unbestimmten Veränderungen, die noch kommen werden.

Um die Resilienz anderer zu fördern, bedarf es in erster Linie Vertrauen und Respekt. Deshalb sollte der Fokus zunächst darauf liegen. Aufrichtigkeit und Authentizität sind dabei wichtige Eigenschaften. Menschen erkennen leicht falsche Emotionen, die Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Gesagten säen können. Dies wiederum kann zu einem Vertrauensverlust und Verunsicherung führen. Offenheit ist wichtig, auch wenn das bedeutet zuzugeben: "Ich bin nicht sicher, was passieren wird, aber wir werden es gemeinsam schaffen."

Es ist auch wichtig, ein guter Trainer und ein Vorbild zu sein. Eine offensichtlich positive Einstellung färbt auf das Team ab und steigert die Resilienz in Zeiten des Wandels. Es gibt einen Grund, warum eine positive Grundhaltung Voraussetzung ist: Die richtige Einstellung ist wichtig, um diese Positivität authentisch und ehrlich zu vermitteln. Außerdem sollten positive Gedanken zum Ausdruck gebracht werden. "Wir werden das gemeinsam schaffen" ist eine starke Aussage. Dabei wird nicht nur der Teamgedanke unterstrichen und deutlich, dass alle an einem Strang ziehen, sondern auch, dass das alles gut wird.

Ehrlichkeit währt am längsten. Niemand muss sich Sorgen über die nächste Überraschung machen, wenn die Gewissheit besteht, dass der oder die Vorgesetzte immer ehrlich ist, auch wenn es einmal keine guten Nachrichten gibt. Diese Gewissheit sorgt dafür, dass Unsicherheiten ausgeräumt werden und Arbeitskräfte können sicher sein, dass sie respektiert werden. Ehrlichkeit bedeutet auch, klare Erwartungen zu formulieren und rechtzeitig Feedback zu geben, wenn etwas schiefläuft.

Die Vision und Strategie müssen zudem klar und deutlich formuliert und regelmäßig in Erinnerung gerufen werden. Wer versteht, was geschieht und wie es in das Gesamtbild passt, ist belastbarer und kann besser mit Veränderungen umgehen.

Und schließlich ist es wichtig, die Gründe für Entscheidungen in Ruhe zu erläutern. Menschen neigen dazu, zu viel in eine Sache hineinzuinterpretieren, wenn sie die Gründe dafür nicht kennen, was wiederum zu mehr Angst, Unsicherheit und Zweifeln führen kann.

Als Führungskraft im Zeitalter der künstlichen Intelligenz und der ständigen technologischen Umwälzungen ist es notwendig, diese Schritte und Strategien immer wieder anzuwenden und regelmäßig bei sich selbst und den Teammitgliedern nachzufragen, ob alles in Ordnung ist. So kann sichergestellt werden, dass alle genug Unterstützung erhalten und sich eingebunden fühlen. Nur dann werden alle täglich ihr Bestes bei der Arbeit geben, erfolgreich sein und den Erfolg des Unternehmens fördern.

Weitere Informationen

U.S. Surgeon General's Framwork for "Workplace Mental Health & Well-Being" (2022)