Neue Doktorarbeit zu Betonqualität und Anti-Graffiti-Schutz

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Beton
Zu dem Thema „Permanente Graffitisysteme auf Betonoberflächen im Außenbereich – Einfluss der Betongüte sowie der Betonoberfläche auf die Funktionalität und Dauerhaftigkeit von permanenten Anti-Graffiti-Systemen (AGS)“ hat die Wismarer Wissenschaftlerin Sandra Jäntsch eine Doktorarbeit vorgelegt und erfolgreich mit "Magna cum laude" verteidigt.

Illegale Graffitis sind oftmals an Häuserwänden oder Brückenbauteilen zu finden. Sandra Jäntschs 2017 begonnene Arbeit widmet sich den Bauwerken und Bauteilen aus Beton. Ihre Untersuchungen mit speziellen Langzeittests über 2,5 Jahre zeigen die unterschiedlichen Reaktionen auf das AGS und den Beton in Abhängigkeit vom Wetter, von der aufgetragenen Farbe sowie der Reinigung. 

Denn AGS verhindern nicht das Aufsprühen illegaler Graffiti. Sie sollen für eine einfachere Reinigung sorgen und das Eindringen von Farbmitteln in den Untergrund unterbinden. Die Bauingenieurin hat in ihrer Forschungsarbeit gezielt nach Einflüssen der Betongüte sowie der Betonoberfläche auf die Funktionalität und die Dauerhaftigkeit von permanenten Anti-Graffiti-Systemen (AGS) gesucht. Dazu hat sie eine achtstufige Untersuchungsmethodik entwickelt und diese auf 180 Betonprüfkörper angewandt. 

Es wurden die aus ihrer Sicht sehr wichtigen visuellen Kenngrößen wie Glanz und Helligkeit sowie der Benetzungswinkel oder der Wasseraufnahmekoeffizient als physikalische Kenngrößen bestimmt und ausgewertet. Jeder einzelnen Prüfkörper wurde dazu acht Bewitterungs- und Reinigungszyklen unterzogen. Da die Prüfkörper zur Bewitterung auf dem Dach des höchsten Gebäudes auf dem Wismarer Campus platziert worden waren, jedoch das Auftragen des AGS und die Reinigung umweltgerecht in den Laboren und auf dem Hof des Bereiches Bauingenieurwesen erfolgte, hatte Sandra Jäntsch allein für ihre Doktorarbeit rund 22 Tonnen Beton transportiert.

 

Sechs verschiedene Betonuntergründe, die sich in ihrer Betonart und -güte sowie Oberflächenbehandlung unterschieden, kamen zum Einsatz. Das heißt, dass pro Untergrund 30 Prüfkörper analysiert wurden. Da an Brückenbauwerken häufig Brettschalenoptik zu finden ist, hat Sandra Jäntsch extra für ihre Studie Prüfkörper in eben dieser Optik anfertigen lassen.

Als Graffitiprophylaxe wurden vier verschiedene permanente Systeme aufgebracht. Davon waren zwei Systeme den hydrophobierenden Imprägnierungen und zwei den Beschichtungen zuzuordnen. Die vergleichenden Untersuchungen wurden sowohl an Originalprüfkörpern als auch an AGS-geschützten sowie -ungeschützten Proben durchgeführt.

Materialen entscheiden über Erfolg
Die Ergebnisse zeigen, dass die Funktionalität und Dauerhaftigkeit stark von der Oberflächencharakteristik aber auch der Art des Anti-Graffiti-Systems abhängt. Es muss davon ausgegangen werden, dass es auch in naher Zukunft kein „Einheitsprodukt“ gibt, welches auf jedem Untergrund uneingeschränkt und mit gleicher Wirkungsweise einsetzbar wäre.

Die aktuellen Vorgaben der nationalen Richtlinien für AGS zielen darauf ab, die Sicherstellung der Funktionalität und Dauerhaftigkeit von AGS auf einem vorgegebenen standardisierten Betonuntergrund zu prüfen – einer Betongehwegplatte. 

Hier setzt nicht nur die Kritik der Forscherin, sondern auch der Praktiker an. Denn nur äußerst selten sind Graffiti auf Fußwegen zu finden und auf weit mehr als nur einer Fassadenplattenart. Außerdem fließen derzeit fast ausschließlich die verwendeten AGS selbst in die Untersuchungen ein. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass dies nicht ausreicht. 

„Es ist unbedingt erforderlich, dass die Parameter der zu schützenden Betonoberfläche einfließen und oberflächenspezifisch ein AGS definiert wird. Dafür sollten zunächst die aktuellen Merkblätter und Richtlinien angepasst und letztendlich die jeweiligen Prüfverfahren geändert werden“, fast Sandra Jäntsch das entscheidende Ergebnis ihrer Arbeit zusammen. Und fügt hinzu: „Meine aus dem direkten Kontakt mit Herstellern resultierenden Erfahrung ist, dass auch sie dies wünschen.“

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