Energieeffiziente Sanierung eines Sportzentrums

In neuer Frische

Deutsches Ingenieurblatt 11/2019
Forschung und Technik

Für die groß angelegte General-Sanierung des Sportzentrums Leonberg aus den 1970er-Jahren wurden die bestehenden Bauten technisch und energetisch überholt und die gesamten Außenanlagen neu gestaltet. Im Herbst 2016 wurde die attraktive Sauna-Landschaft eröffnet, die das spannende Bauvorhaben abschließt. Mit Erfolg: Das Ensemble ist heute wieder ein Besucher-Magnet und erhielt inzwischen mehrere Auszeichnungen – zuletzt den Piscina & Wellness Award 2017.

Das Bestands-Ensemble des Sportzentrums in Leonberg bei Stuttgart war schon ziemlich in die Jahre gekommen und hatte eine Sanierung dringend nötig. Der Bauherr –die Stadt Leonberg – beschloss 2014, die Bauten grundlegend zu sanieren. Innerhalb von zwölf Monaten gelang den beauftragten 4a Architekten aus Stuttgart und den beteiligten Ingenieuren eine überzeugende Verwandlung.
Das Ergebnis ist optisch ansprechend und technisch auf dem neuesten Stand. Die effiziente Wirtschaftlichkeit in Unterhalt und Betrieb konnte inzwischen bestätigt werden.

Neue Bestandsanalyse in zwei Bauabschnitten geplant

Grundlage für die Sanierung bildete eine Bestandsanalyse des beteiligten Stuttgarter Ingenieurbüros Klotz und Partner. Diese untersuchten umfangreich unterschiedliche Bauteile: Holztragwerk, Beton- und Stahlbetonkonstruktion, Glasfassaden, Beckenkonstruktion und Beckenauskleidung, Umkleiden, technische Anlagen der Sanitär-, Heizung-, Lüftungs-, Badewasser- und Elektrotechnik. Die Bestandsaufnahme der Experten brachte Folgendes zutage:

  • Heizung: BHKW mit Gas
  • Außenwände: Sichtbeton, ungedämmt
  • Dach: Stahlbetondächer, gedämmt als Steildach mit Holzschalung, Dämmung und Blecheindeckung
  • Fenster: Stahl-Pfosten-Riegel-Fassaden mit Isolierglasscheiben
  • Außenraum: Terrassenflächen, Sportplätze (Tartan) und Parkierungsflächen
  • Türen: Stahlzargen mit Holztürblättern, in den Nassbereichen Stahlzargen mit Ganzglastüren
  • Keller: Erdgeschoss zu 95 % unterkellert

Die Architekten teilten die Baumaßnahmen in zwei Bauabschnitte ein. In einem ersten Schritt wurden die zwei Sporthallen sowie die Badehalle mit Nebenräumen und Technik saniert. Der zweite Anlauf umfasste die zukünftige Umstrukturierung und komplette Sanierung des Saunabereichs mit Ausblicksauna und Saunagarten.
Auf der Gesamtfläche von 11.111 Quadratmetern zeigt sich das Sportzentrum von außen nahezu unverändert –die charakteristische Dreiecksform der Badehalle prägt nach wie vor den Gebäudekomplex. Das erklärte Ziel war es, das gesamte Zentrum mit nachhaltigen und wirtschaftlich sinnvollen baulichen Eingriffen hinsichtlich der funktionalen Anforderungen und atmosphärischen Wirkung maximal zu verbessern. Dafür wurden komplett neue Raumaufteilungen geschaffen und auch die Wegeführungen im Foyer und in den Nebenräumen verändert und optimiert. Herausgekommen ist eine moderne Sportwelt für Einwohner und Gäste von Leonberg.

Rückbau des Bestands

Der sanierungsbedürftige Bestand wurde gänzlich rückgebaut. Im Wesentlichen betraf diese Maßnahme die Areale des früheren Haar-Salons – dieser wurde zum Verwaltungsbereich umgewandelt –, die Bereiche der Eingangshalle mit Bistro und Küche und die Umkleiden, Duschen und WC-Anlagen der Badehalle und der Sporthallen.
Die Planer fanden hier zunächst einen ziemlich dunklen Eingangsbereich mit erheblichem Umgestaltungsbedarf vor. Die Glasfassaden waren nicht mehr luftdicht und die Bausubstanz nicht mehr effektiv vor Feuchtigkeit geschützt. Daher wurden zur energetischen Optimierung zunächst sämtliche Glasfassaden im Gebäude ausgetauscht und von außen und innen saniert.
Die Investition in den Austausch der Glasfassaden war einer der wichtigsten ersten Schritte, denn der zu erwartende Wartungs- und Erneuerungsaufwand des Bestands wäre im Vergleich zu dieser Maßnahme nicht wirtschaftlich gewesen.
Die neue Fassade ist aus Stahlprofilen mit aufgesetzten Glasklemmprofilen und 3-Scheiben-Isolierverglasung mit thermisch verbesserten Abstandshaltern und Randverbund gefertigt. Die technischen Werte lauten 10-14-6-14-10, Gesamtenergiedurchlassgrad g 43 %, Wärmeschutz Ug 00,6 W/m2K, Lichtdurchlässigkeit LT 65 % und Lichtreflexion außen RLa 17 %.

Im Zuge der Erneuerung der Glasfassaden wurde eine effektive Innendämmung auf die angrenzenden Betonbauteile aufgebracht. Das Gebäude aus den 1970er-Jahren mit viel Sichtbeton sollte seinen Charakter nach außen beibehalten, daher konzentrierten sich die Architekten ausschließlich auf effektive Maßnahmen im Innern des Gebäudes. Das erwies sich außerdem als die wirtschaftlich bessere und gestalterisch ansprechendere Lösung. Wärmedämm-Maßnahmen auf den außen liegenden Sichtbetonbauteilen waren nicht gewünscht, auch wäre eine außenliegende Dämmung aufgrund der massiven Betonbauteile und deren Ausformung technisch sehr aufwändig und damit unwirtschaftlich gewesen.

Für die Innendämmung wurden 10 cm dicke CaSi-Dämmstoffplatten (Calcium-Silikat) mit einer Wärmeleitzahl von 0,045 W/mK eingesetzt. Im direkten Anschlussbereich der Fassaden mit der Funktion einer raumseitigen Dampfsperre kamen als Innendämmung Schaumglasplatten– je nach Fassadenkonstruktion in verschiedenen Dicken – zum Einsatz (Wärmeleitzahl 0,045 W/mK), die im Anschluss verputzt wurden.
Markantes Element im Foyer ist die an die Glasfassade anschließende Betonkassettendecke. Diese wurde in der ersten Reihe – der Anschluss/Übergang zur Eingangsfassade– vollständig ausgedämmt. Alle anderen Kassetten sind zur akustischen Verbesserung mit einer gelochten Gipskartonplatte ausgekleidet und entsprechend des Leitsystems farbig gestrichen. Zudem wurden einige Felder mit eigens für dieses Projekt angefertigten Lichtdecken bestückt, die optische Akzente setzen.
Flankendämmung wurde an den vertikalen Betonstegen, in den Kassetten und unterseitig an der Betondecke mit einer Mindesttiefe von 1,15 Metern angebracht. So lassen sich die klassischen Wärmebrücken vermeiden. Die Innenseiten der Kassetten wurden passend zum Farbsystem gestrichen. Sie führen die Besucher wegweisend in die unterschiedlichen Bereiche. Durch die neu verglaste Eingangsfassade sind jetzt weitflächige Einblicke in das veränderte und viel hellere Foyer möglich.

Freizeitbad von Kunstwerk überdacht

Die Boden- und Beckenfliesen im Schwimmbad waren noch völlig intakt und dicht; es mussten an dieser Stelle keine neuen Fliesen montiert werden. Man entdeckte zwar keine feuchten Mauerwerksstellen oder Schimmel im Gebäude, allerdings hatten es die Planer mit schadstoffbelasteten Materialen zu tun. Im Wesentlichen fand man

  • künstliche Mineralfasern aus Wärmedämmung, akustische Auflagen in abgehängten Decken, Isolationsmaterial von Kanälen und Leitungen
  • PCB-belastetes Fugenmaterial in Fensterelementen, viele Verdachtsfälle, schließlich jedoch wenige tatsächliche Belastungen
  • PCB in Holzverkleidungen
  • PCB in Leimholzbindern
  • Brandschutzklappen mit Asbestbauteilen

Sämtliche Materialien mussten fachgerecht ausgebaut und entsorgt werden. Aufgrund statischer Berechnungen wurden während der gesamten Umbauphase die umliegenden tragenden Elemente beim neuen Lift und bei den Türdurchbrüchen partiell provisorisch unterstützt. Im Bereich des neuen Aufzugs wurden tragende Schachtwände in Stahlbeton ergänzt.
Die Betonflächen im Eingangsbereich erhielten einen frischen, weißen Anstrich, der Boden wurde neu gefliest. Zur Orientierung haben die Planer das bisherige Farbleitsystem übernommen. Es prägt mit einer leitenden Farbcodierung das gesamte Gebäude: Blau führt die Besucher zur Badehalle, Grün steuert direkt in die Umkleiden, Orange weist den Weg zur großen Sporthalle und Gelb in die Gymnastikhalle. Alle Bereiche des Erdgeschosses sowie die Sporthallen im Untergeschoss sind jetzt behindertengerecht und barrierefrei erreichbar.
Ein Hingucker aus dem Altbestand ist das signifikante Kunstwerk, das an der Decke installiert ist und nun auch perfekt zum neuen Design der Badehalle passt. Die auffällige Lampenkonstruktion zwischen Schwimmer- und Lehrschwimmbecken bekam einen helleren Anstrich und leuchtet das Bad jetzt harmonisch aus.
Als kostengünstige und ökologische Alternative zu monumentalen Erlebnisbädern ist auch die große Badehalle jetzt ein gelungenes Freizeitbad mit einem großen Becken für Streckenschwimmer, einem Lehrschwimmbecken und einem Kinderbecken.

Viel Licht für eine bessere Ausleuchtung

Auch in den beiden Sporthallen wurden sämtliche Oberflächen erneuert und die Fassaden von innen gedämmt. Die Bodenbeläge dagegen blieben unverändert. Neue Prallwände mit Lindenfurnier verkleiden die Wände. Ausgewählte Betonoberflächen sowie die dunklen Holzverkleidungen wurden neu gestrichen. Die Optik ist vornehmlich weiß – auch die neuen Deckenplatten mit Deckeneinbauten sind weiß gestaltet. LED-Lichtlinien an den Decken sorgen für die besonders gute Ausleuchtung. Auch die neue transparente Verglasung in der angrenzenden kleinen Gymnastikhalle ermöglicht einen stärkeren Tageslichteinfall als die ehemals opaken Fensterflächen und öffnet den Raum nach außen. In der großen Sporthalle mit Galerie wurde zudem die einfahrbare Tribüne erneuert und passend zu den Prallwänden mit Lindenholz ausgeführt.

Energiekosten im Blick

Die Decken in der Badehalle und in den beiden Sporthallen wurden abgehängt. Dort ließ man auch alle Wandbekleidungen erneuern. Die sanierungsbedürftige Unterdecke der eingeschossigen Halle befand sich in bis zu 11,50 Metern Höhe oberhalb des 25-mal-12,5-Meter-Beckens mit Ein-Meter- und Drei-Meter-Sprungbrett. Sie bestand aus einer Holzlatten-Bekleidung mit geringem Fugenanteil, sodass nur sehr wenig schallabsorbierende Fläche vorhanden war. Die Akustikauflage aus Mineralfaser musste ausgetauscht werden. In diesem Zuge wurden auch die Lüftungsanlage mit den entsprechenden Kanälen sowie die Deckenbeleuchtung erneuert bzw. neu konzipiert. Die Energiekosten in öffentlichen Bädern machen einen Anteil von etwa 30 Prozent der Kostenbelastungen aus. In Leonberg will man durch die Sanierung einen konsequent wirtschaftlichen Betrieb sichern. Energieverbrauch und -kosten hat man aktuell immer im Blick. Die gesamte Gebäudetechnik wurde erneuert – lediglich Teile der technischen Badewasser-Anlagen blieben im Bestand erhalten.
Das Haus genügt nun dem ENEV-Standard für Nichtwohngebäude. Der Primärenergiebedarf beträgt 369 kWh/(m2*a). Die energetische Verbesserung des Gebäudes wird vor allem durch Dämmmaßnahmen und dann erst durch haustechnische Verbesserungen erreicht. Ein weiterer Blickfang ist die farbige Gestaltung der Decke in der Badehalle mit einem Muster aus grünen, gelben und blauen Platten, das sich aus der Dreiecksform des Dachs ableitet. Die Umbauarbeiten für den Saunabereich starteten im April 2015 und wurden im August 2016 abgeschlossen.

Baumhaus-Sauna im Außenbereich

Nach Westen öffnet sich der Sauna-Innenbereich über eine raumhohe Glasfassade zum Saunagarten. Diese transparente Gestaltung sowie die Materialien, die in ihrer Farbgebung und Haptik miteinander korrespondieren, sorgen für einen fließenden Übergang von Innen- und Außenraum.
Ein zentrales Element im Außenbereich ist das Warmbecken, um welches sich die Liegeflächen und die beiden Außensaunen gruppieren. Ein überdachter Vorbereich mit Außenduschen führt zur ebenerdigen Aufgusssauna. Eine zweite Außensauna wurde als „Eyecatcher“ aufgeständert. Ein Anliegen war es, der neuen Sauna in Leonberg eine eigene Identität zu verleihen, die zugleich mit der Formensprache des Bestandsgebäudes korrespondiert.
Der aufgeständerte Kubus ragt über den Saunagarten hinaus und setzt von außen einen städtebaulichen Akzent. Von der Saunakabine aus kann der Saunagast durch ein Fenster das Geschehen auf der Straße beobachten und ist selbst dank spiegelnder Gläser vor Blicken von außen geschützt. Die Erschließung der Baumhaus-Sauna erfolgt über eine markante Treppe vom Saunagarten aus. Die Wege im Außenraum werden über eine Fußbodenheizung eisfrei gehalten.

Durchgängige Materialien

Wie auch bei der Sanierung des Hallenbads hat man in der Sauna helles Feinsteinzeug als Boden- und Wandfliesen eingesetzt. Einen akzentreichen Kontrast zu dieser durchgängig ruhigen Gestaltung bilden die farbigen Mosaikfliesen der Wärmebank und im Abkühlbereich. Holzverkleidungen aus sibirischer Lärche definieren die Saunakörper und verleihen dem Raum eine warme Komponente. Für stimmungsvolles Ambiente sorgen zudem warme Farben, die im Kontrast zu den bestehenden Sichtbetonflächen stehen. Die künstliche Beleuchtung – beispielsweise des textilen Wandbehangs – zoniert die Ruheflächen.
Die Formensprache des neuen Baukörpers passt sich gut an die charakteristische Dreiecksform der Badehalle aus den 70er-Jahren an.
Hinzu kommt aber auch ein wirtschaftlicher Blickwinkel: Durch Umstrukturierungen und neue, separate Umkleiden kann die Sauna künftig unabhängig vom Sportzentrum betrieben werden.

Sinnvoller Aufwand für den Brandschutz

Erheblichen Aufwand erforderte die brandschutztechnische Sanierung. Der gesamte Gebäudekomplex wurde hinsichtlich des Brandschutzes auf Grundlage der Baugenehmigung und der zum Zeitpunkt der Erbauung eingeführten Landesbauordnung sowie dem Entwurf der Versammlungsstättenverordnung von 1969/der Versammlungsstättenverordnung von 1974 bewertet. Diese Aufgabe übernahm das Ingenieurbüro Ralf Kludt Dipl.-Ing (FH) Ingenieurgesellschaft mbH aus Konstanz. Der Bestandsschutz im gesamten Gebäudekomplex wurde geprüft.
Bei bestehenden Bauwerken, insbesondere Sonderbauten, können sich im Lauf der Jahre die baurechtlichen Anforderungen an den Brandschutz, zum Beispiel in Form von Sonderbauverordnungen, ändern. Um festzulegen, inwieweit Bestandsschutz besteht bzw. ob ein Anpassungsverlangen an aktuelle Bauvorschriften zulässig ist, wurde hier eine umfassende Bestandsanalyse und eine Bewertung der Gefährdungssituation vorgenommen.

Konzeption zur Zeit der Erbauung

Das Sportzentrum und das Hallenbad waren als eine zusammenhängende Nutzungseinheit ohne Unterteilung in Brandabschnitte erbaut und genehmigt. Die Erschließung des Gebäudes erfolgte über das gemeinsame Foyer. Der Bereich des Schwimmbads wurde in Umkleidebereich, Sauna- und Schwimmbereich unterteilt. Diese Bereiche waren aus brandschutztechnischer Sicht zusammenhängend. Der Bereich der Sporthalle war in zwei Ebenen in ein Groß- und Kleinfeld sowie einen Fitnessraum unterteilt, dazwischen waren die Umkleiden angeordnet. Das Großfeld erhielt eine Zuschauertribüne, welche über zwei entgegengesetzte Rettungswege verfügt. Das Kleinfeld dagegen war ausschließlich über die Umkleiden erschlossen. Im Untergeschoss gab es neben den Technikräumen zusätzlich noch einen Fitnessraum. Dieser besaß, ebenso wie die Umkleidekabinen für die Aktiven des Spielfelds, zwei bauliche Rettungswege über einen Flur.

„Die Ausbildung der Rettungswege entsprach rein von der Breite und Anordnung dem damaligen und auch dem heutigen Standard“, berichtet Thomas Broll, der Projektleiter. „Eine Abtrennung in notwendige Flure, Treppenräume etc. fand seinerzeit nicht statt und war auch zu der Zeit unüblich.“ Damals wurden Gebäude offen gestaltet und in den entsprechenden Passagen der LBO war der Satz „...außer es bestehen keine Bedenken bezüglich des Brandschutzes“ enthalten. Eine Leitungsanlagen- und Lüftungsanlagenrichtlinie war zur damaligen Zeit nicht eingeführt.

Bereiche mit Anpassungsverlangen

Mit der Einführung der aktuellen VStättVO wurden in verschiedenen Bereichen erhöhte Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz im Vergleich zur Erbauungszeit gestellt. Diese Verschärfung des Baurechts in Form einer Verordnung rechtfertigt ein Anpassungsverlangen seitens der Baurechtsbehörde. Ein Anpassungsverlangen kann, muss aber nicht gestellt werden. Ebenfalls kann ein Anpassungsverlangen einen bestehenden Bestandsschutz nur in Zusammenhang mit einer durch Prüfung im Einzelfall festgestellten konkreten Gefahr aufgebrochen werden.

In vorliegender Konzeption wurden deshalb schutzzielorientiert die aktuellen Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz mit dem Bestand abgeglichen und sahen in folgenden Bereichen die Rechtfertigung für ein Anpassungsverlangen gegeben:

  • Der Nachweis der Flucht- und Rettungswege, Fluchttürbreiten und die Berechnung der zugrunde gelegten Besucherzahlen wurde von den Sachverständigen für Brandschutz in der ausgefeilten Konzeption nach aktueller VStättVO durchgeführt und diese Bereiche dem Bestand angepasst. Bezüglich der Personenberechnung wurden die der wirklichen Nutzung entsprechenden Personenzahlen zugrunde gelegt.
    Im Bestand genehmigte Türanlagen, die das Schutzziel erfüllen, blieben aufgrund des genehmigten Zustandes erhalten.
  • Gemäß aktueller VStättVO wird in Versammlungsstätten mit mehr als 1.000 m2 Grundfläche eine vollflächige Brandmeldeüberwachung gefordert. Dies wurde von den Sachverständigen aufgrund der Größe der Gesamtanlage als erforderlich erachtet.
    Aufgrund der Brandmeldeüberwachung stellte sich eine offene Verbindung der Schwimmbadtechnik mit dem Schwimmbadbereich als zulässig dar und war bereits im Bestand genehmigt. Dies entspricht dem aktuellen Stand der Technik, da eine Verbindung der Schwimmbadtechnik und des Beckens zum Betrieb erforderlich ist.
  • Gemäß VStättVO wäre bei einer Grundfläche von mehr als 1000 m2 eine Sprachalarmierungsanlage erforderlich. Hier wurde unter Berücksichtigung der Nutzung, der geringen Besucherzahl und der übersichtlichen Raumanordnung eine Alarmierung über Sockelsirenen der Brandmeldeanlage als ausreichend angesehen. Die Anpassung erfolgte somit teilweise als Alarmierung über akustische Signale.

Konzeption durch brandschutztechnische Trennung der Hallen

Zur Trennung der unterschiedlichen Nutzungsbereiche und zur Verkleinerung der Brandabschnitte bzw. der gefährdeten Bereiche ließ man den Sporthallenbereich vom Hallenbadbereich durch eine feuerbeständige Wand im Bestand abtrennen – aufgrund der Qualität einer Trennwand nach VStättVO entsprechend.
Diese Abtrennung ließ sich durch die bestehenden Stahlbetonwände ohne großen Aufwand realisieren. Im Brandfall sind wirksame Löscharbeiten nun gut möglich– bei einem möglichen Vollbrand ist der Gesamtschaden begrenzt.

Ausbildung notwendiger Treppenräume und Flure

Offene Treppen wurden als notwendige Treppenräume und, wo erforderlich, notwendige Flure ausgebildet. Dies betrifft den Treppenraum, welcher das Foyer von der Sporthalle trennt.
Den Stiefelgang im Untergeschoss, der die Umkleidekabinen und den Fitnessraum erschließt, ließen die Ingenieure als notwendigen Flur ausbilden. Die bestehenden und genehmigten Türen bleiben als dicht schließende Türen erhalten, die neuverlegten Leitungsanlagen wurden nach aktueller Leitungsanlagen-Richtlinie ausgeführt.

Brandschutz im Foyer

„Nach aktueller VStättVO muss ein Foyer nicht von der Versammlungsstätte abgetrennt werden“, erläutet Thomas Broll. „Wenn Rettungswege jedoch aus dem Versammlungsbereichen über das Foyer führen, muss dieses mit einer Sprinkleranlage aufgerüstet und zudem entraucht werden.“
Deshalb erhielten alle Versammlungsbereiche vom Foyer unabhängige Rettungswege. Das Foyer stellt jetzt einen offenen Zugangsbereich zu allen Nutzungen dar und ist nicht als Treppenraum oder Flur ausgebildet. Es könnte auch mit Bestuhlung und vom Bistro genutzt werden.

Die technischen Finessen der neuen Sauna

Der Saunabereich hätte zwar aus baurechtlicher Sicht nicht abgetrennt werden müssen. Dies erfolgte jedoch aus Objektschutzgründen. Hier wurde eine rauchdichte Abtrennung der Sauna vom restlichen Bad durchgeführt.
Zur Sicherstellung der Rettungswege aus dem Umkleidebereich dient diese Rauchschutzabtrennung zum Erreichen eines sicheren Bereichs aus dem Umkleidebereich. Der Technikbereich im Untergeschoss musste differenziert betrachtet werden. Heizungsraum, Stromerzeugung und Lüftung ließ man nach FeuVO, EltVO und LüAR abtrennen und entsprechend abschotten. Hier war die Ausbildung in entsprechenden Zentralen und Räumen notwendig.
Auf die brandschutztechnische Abschottung der Leitungsanlagen (alte und neue Leitungen) zwischen Technik Untergeschoss und der darüber liegenden Badehalle wurde jedoch verzichtet. Stattdessen hat man zum Erreichen des Schutzziels eine Brandmeldeüberwachung eingebaut. Die Schwimmbadtechnik im Untergeschoss ist daher ohne weitere Anforderung offen mit dem Schwimmbad verbunden.
Die Decke über dem Untergeschoss ist in ihrer tragenden, aussteifenden und raumabschließenden Anforderung im Bestand nach den damaligen Normen zum Zeitpunkt der Erbauung feuerbeständig errichtet.
Für die Durchführung der Leitungsanlagen (Schwimmbadtechnik) durch die Decke über dem Untergeschoss (Schwimmbadtechnik) zum Erdgeschoss (Schwimmhalle) wurden für die Leitungsanlagen Vereinfachungen in Anlehnung an Leitungsanlagendurchführungen für feuerhemmende Wände gemäß Leitungsanlagerichtlinie (LAR) angesetzt:

  • Die Lüftungsleitungen werden mittels Stahlblechkanälen dicht eingebaut (analog der Zulassung in notwendigen Fluren nach LüAR) und vom Untergeschoss zum Erdgeschoss geführt.
  • Die Schwimmbadtechnik wird mittels wasserführenden Kunststffleitungen vom Untergeschoss ins Erdgeschoss geführt. Diese werden, angelehnt an die Vereinfachung der LAR, bündig und dicht schließend durch die Decke geführt.

Diese Erleichterung der Durchführungsausbildung durch die Decke über dem Untergeschoss der Schwimmbadtechnik (Technikgeschoss) zur Schwimmhalle wurde mit einer Brandmeldeüberwachung der Zu- und Abluftkanäle kompensiert. Zusätzlich wird das gesamte Untergeschossflächendeckend mit einer Brandfrüherkennung überwacht.
Im Fall einer Brandentwicklung oder einer sonstigen Gefährdung, beispielsweise einem Chlorgas-Austritt oder ähnlichem im Untergeschoss, wird durch den dichten Abschluss der Durchführungen ein sofortiger Übertritt von Rauch oder Gasen in den Schwimmbadbereich verhindert.
Aufgrund der Alarmierung über die Brandmeldeanlage sowie der baulichen Rettungswege in der Schwimmhalle kann das Gebäude umgehend evakuiert werden. Durch diese wirtschaftliche Maßnahme konnte die Sanierung bestehender und neuer Leitungsdurchführungen und Abschottungen stark reduziert werden.

Rauchableitung Schwimmbadbereich

Im Zug der energetischen Fassadensanierung wurde die Rauchableitung für den Schwimmbadbereich an der höchstmöglichen Stelle in die Fensterfassade integriert. Hierzu hat man Fensteröffnungen von jeweils 2 x 1 m2 pro Fassadenseite eingebracht.

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