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green BUILDING 6/2019 (#94)
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Boden
Umbau & Neubau

Kork, Bambus, Linoleum oder Filz: Natürliche Bodenbeläge sind immer stärker gefragt. Denn nicht nur an unserem Lebensstil ändert sich derzeit vieles – das neue Bewusstsein für die Umwelt zeigt sich auch beim Thema Wohnen.

Bauherren achten mehr und mehr auf die Verwendung nachwachsender Rohstoffe, auf natürliche Materialien und auf die Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts. Mit einem natürlichen Bodenbelag fördert man zudem ein gesundes Wohnklima und trägt gleichzeitig viel für die Umwelt bei.

Es lohnt sich also, natürliche Bodenbeläge genauer unter die Lupe zu nehmen. Die meisten Naturböden sehen nämlich nicht nur toll aus, sondern sind auch gut für die Gesundheit, schadstofffrei, antiallergisch und nachhaltig. Und bei den aktuellen trendigen Farben, Oberflächen und Texturen ist für jeden Wohngeschmack etwas dabei.

Keramik & Naturstein

Der gute alte Steinboden feiert gerade sein großes Comeback. Böden aus Fliesen, Naturstein, Marmor und Terracotta sind momentan wieder sehr gefragt und werden gerne in Wohnbereichen, aber auch in Geschäften, Büros und Hotels eingesetzt. Die pflegeleichten Böden sehen edel aus und bestehen aus einem nachhaltigen Naturmaterial. Je nach Abbaugebiet oder Zusammensetzung von Steinmehlen ergeben sich sehr vielfältige Oberflächenstrukturen und Farbtöne. Durch neue Oberflächentechniken werden Natursteine wie Marmor, Granit und Sandstein zudem immer pflegeleichter.

Cotto

Sogar der traditionelle Terracottaboden liegt gerade jetzt wieder sehr im Trend. Der echte Ton stammt aus unterschiedlichen Abbaugebieten wie Italien, Marokko, Spanien und Portugal. Ein besonders hochwertiger Cotto wird in der Umgebung von Imprunetta gewonnen. Die spezielle Herstellung und das natürliche Tonmaterial machen den schönen Terracottaboden sehr begehrenswert. Und durch die hohe Brenndauer wird Terracotta zu einem frostfesten Material.

Fliesen

Aus natürlichen Rohstoffen gebrannt, bekommen Fliesen jetzt eine ganz neue Optik. Bei vielen Anbietern wird bei der Fliesenherstellung schon auf PVC, Weichmacher und Synthesekautschuk verzichtet. Dadurch entstehen nachhaltige Produkte. Durch moderne Druck- und Prägetechniken erscheinen Fliesen neuerdings sogar in realer Holzoptik, Beton- oder Natursteindesign. Gerade in Küche und Bad kann man mit diesen strapazierfähigen Fliesen eine behagliche Atmosphäre schaffen.

Sisal

Dieser rasch nachwachsende Rohstoff ist ein echter Alleskönner. Sisal wird aus den Fasern der Sisalagave gewonnen und ist ein zu 100 % reines Naturgarn. Die Fasern der Pflanze werden in der Sonne getrocknet und anschließend zu Garnen verarbeitet. Je nach Stärke der Garne und der unterschiedlichen Webarten erhalten die Sisal-Teppiche und -Bodenbeläge ihre charakteristische Optik. Auch aus der Kombination Sisal mit Papierfasern werden natürliche Bodenbeläge hergestellt.

Bodenbeläge aus Sisal haben zudem die Eigenschaft, Luftfeuchtigkeit im Raum gut auszubalancieren. Dadurch unterstützt die reine Naturfaser ein gesundes Raumklima. Auch haben Motten und andere Schädlinge bei Sisal keine Chance. Wegen seiner antistatischen Eigenschaften bietet sich Sisal perfekt für Büroräume und Arbeitszimmer an, in denen Computer oder andere empfindliche Geräte stehen. Im Gegensatz zu vielen Teppichböden lädt sich die Sisalfaser nicht auf.

Sisalteppiche oder -bodenbeläge passen perfekt zum „Hamptons Style“. Aber auch bei skandinavisch inspirierten Interiors ist ein Sisalboden ein toller Begleiter.

Korkboden

Ein ganz besonderes Material ist Kork. Durch seine schlechte Wärmeleitfähigkeit hat der Kork immer eine angenehme Oberflächentemperatur. Darum haben wir auf diesem Bodenbelag immer angenehm warme Füße. Außerdem bietet der Korkboden eine gute Schalldämmung und es läuft sich darauf angenehm weich, wie auf einem Waldboden. Das ist gut für unsere Gelenke und schont den Rücken.

Korkboden kann auf verschiedene Arten verlegt werden und passt zu modernen Interiors ebenso wie zu einer eher traditionellen Einrichtung. Das Material kann sogar mit einer Fußbodenheizung kombiniert werden. Hierfür sollte der Kork dann als dünnere Schicht verlegt werden, um möglichst wenig Wärmeverlust zu gewährleisten.

Auch die Produktion von Korkböden kann sich ökologisch sehen lassen: Korkböden bestehen zum größten Teil aus Abfall, der bei der Herstellung von Flaschenkorken entsteht. Aus dem Verschnitt wird Korkgranulat hergestellt. Dieses wird dann mit einem natürlichen Bindemittel vermischt und bei großer Hitze zu Platten gepresst. Die früher verwendeten formaldehydhaltigen Bindemittel werden heutzutage durch Naturharze auf Wasserbasis ersetzt.

Für unsere Gesundheit bietet Kork besondere Vorteile: Kork kann die Luftfeuchtigkeit im Raum ausbalancieren und schafft dadurch eine gesunde Wohnatmosphäre. Zudem ist Kork sehr gut für Allergiker geeignet. Da Kork antistatisch ist, bleiben weder Staub noch Pollen oder Haare am Boden haften. Dieser natürliche Bodenbelag ist zudem sehr pflegeleicht. Fegen und Saugen genügt im Alltag. Für eine gründlichere Reinigung lässt sich der Kork am besten nebelfeucht wischen. Wie viele Naturmaterialien ist Kork zudem antibakteriell und gilt durch den natürlichen Inhaltsstoff Suberin als schwer entflammbar.

Wollfilz

Reine Wolle ist ein nachhaltiges und natürliches Produkt. Aus Wolle lassen sich eben nicht nur schöne Pullis stricken, sondern das Material eignet sich wunderbar für Produkte im Interior.

Der Wollfilz kann hervorragend als Bodenbelag oder Teppich genutzt werden. Reiner Wollfilz ist ein ökologischer und nachwachsender Werkstoff, der sehr langlebig und außerdem recyclebar ist. Auch Wollfilze fördern die Gesundheit und sind gut für das Raumklima. Ein Bodenbelag aus Wollfilz ist eine perfekte Wärmedämmung und wirkt gleichzeitig schallschluckend. Das Material wirkt im Sommer und Winter klimaausgleichend und ist zudem sehr strapazierfähig.

Wollfilze können auf zwei Arten hergestellt werden: Nassfilzen und Trockenfilzen. Beim Nassfilzen werden die losen Fasern mit warmem Wasser, Dampf und Seife durch das Walken miteinander verklebt. Walkfilze werden meist in traditioneller Handwerksarbeit hergestellt und bestehen aus natürlichen Fasern.

Trockenfilzen: Trockene Wolle, Tierhaare oder Pflanzenfasern werden durch das Einstechen vieler Filznadeln untereinander verhakt, sodass eine untrennbare Schicht entsteht. Durch die kleinen Widerhaken der Filznadeln werden die Fasern untrennbar miteinander verbunden. Anschließend wird der Filz mit Wasserdampf nachbehandelt.

Lehm

Einer der ältesten Baustoffe in der Geschichte der Menschheit ist Lehm. Dieser natürliche Baustoff ist extrem nachhaltig. Wer mit Lehm baut, tut nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern auch der eigenen Gesundheit. Ein Lehmboden kann Schadstoffe aus der Raumluft aufnehmen und das Raumklima deutlich verbessern. Lehm funktioniert nämlich wie eine natürliche Klimaanlage, denn das Material kann Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen und absorbieren. Lehm ist natürlich auch als Putz, als Dämmung, als Lehmziegel oder sogar als Lehmfarbe einsetzbar.

Parkett

Eines der ältesten natürlichen Baumaterialien ist Holz. Gerade für Bodenbeläge hat sich Holz schon lange bewährt. Je nach Holzart, Maserung, Oberflächenbehandlung und Verlegeartent steht bei jedem Bauvorhaben ein völlig individuelles Bodenbild.

Damit nicht nur ein natürliches Material zum Einsatz kommt, sondern auch die Ökobilanz stimmt, sollte man das Holz vor allem aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft wählen und heimische Holzbetriebe bevorzugen. So bleiben die Transportwege kurz. Auch bei der Oberflächenbehandlung sollte eher auf hochwertige Öle gesetzt werden, statt auf Lacke.

Außerdem kann sogar bereits verbautes Holz für ein Parkett verwendet werden. Altholz-Bodendielen können aus jahrhundertealten Brettern oder Dachbalken gefertigt werden. Die Oberfläche zeigt dann eine tolle, gealterte Struktur mit viel Patina. Alle sichtbaren Druckstellen, Kratzer oder Verfärbungen machen einen solchen Parkettboden einzigartig. Aber auch aus dem Kern des Altholzes lassen sich neue Dielen herstellen, die z.B. dann mit einer gedämpften Oberfläche verlegt werden können.

Ein Holzboden kann, ähnlich wie Lehm, Raumfeuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Wie viele natürliche Materialien kann auch ein Parkettboden das Raumklima gut regulieren. Außerdem ist naturgeöltes Parkett antistatisch und verhindert, dass sich Staub ansammelt.

Bambus

Bambus ist die Pflanze, die weltweit am schnellsten wächst. Bambus gehört zur Gruppe der Gräser und ist sehr strapazierfähig, nachhaltig und schön. Kein Wunder also, dass dieses Baumaterial schon vor Tausenden von Jahren in China für den Bau der Häuser, Möbel und auch als Bodenbelag entdeckt wurde. Bis heute ist Bambus ein bewährtes Material. Bambus wird sehr ähnlich wie Holz verarbeitet und als Parkett verlegt. Damit der ökologische Wert des Bodenbelags erhalten bleibt, sollte man bei der Verklebung unbedenkliche und lösungsmittelfreie Kleber einsetzen, wie z.B. einen Naturharzkleber.

Linoleumboden

Was vielen nicht bekannt ist: Linoleum ist kein synthetisches Material, sondern ein reines Naturprodukt. Linoleum besteht aus Leinöl, Holzmehl oder Korkmehl, Kalkstein, Naturharzen und natürlichen Farbstoffen – also aus rein biologisch abbaubaren Naturstoffen.

Meist erhält Linoleum bereits bei der Herstellung einen Oberflächenschutz auf Wasserbasis. Unbehandeltes Linoleum wird dagegen nach dem Verlegen mit Hartöl behandelt. Linoleum ist also frei von Lösungsmitteln oder Weichmachern und zählt daher zu den besonders wohngesunden und natürlichen Bodenbelägen.

Linoleum wird in Bahnen hergestellt, ist aber auch als Fliese erhältlich. Viele Muster und Farben sind beim Linoboden möglich. Der Belag sollte von einem Profi verlegt werden, denn Linoleum muss zugeschnitten, verklebt, gewalzt und an den Nähten versiegelt werden. Es gibt mittlerweile aber auch Linoleum- Dielen, die sich im Klick- System, ähnlich wie ein Laminat, als DIY verlegen lassen. Ob in Bahnen verlegt oder als Fliesen: Linoleumboden kann gut mit einer Fußbodenheizung kombiniert werden.

Das Material ist rutschfest, extrem strapazierfähig und pflegeleicht. Außerdem ist Linoleum bakterienhemmend, hygienisch und antistatisch. Sogar Fette, Öle oder verdünnte Säuren können Linoleum nichts anhaben. Ein Linoleumboden ist sehr lange haltbar und sogar schalldämmend, trittelastisch und schwer entflammbar. Daher eignet sich Linoleum für stark beanspruchte Wohn- und Arbeitsbereiche sowie für Arztpraxen und Krankenhäuser. Nur für Feuchträume ist ein Linoleumboden ungeeignet, da der Belag bei Nässe aufquillt.

Natürlicher Estrich & Beton

Der klassische Estrich oder Zementestrich besteht aus Sand und Kies. Dieser Estrich gilt als besonders wetterbeständig und eignet sich daher für den Innen- und Außenbereich. Estrich findet aber nicht nur als Untergrund für Bodenbeläge aller Art Anwendung. Mittlerweile ist Estrich an sich sehenswert geworden und wird bei immer mehr Bauherren beliebt. Durch Einfärben und Schleifen wird der Sichtestrich salonfähig. Während des Schleifens wird der Belag teilweise mit Magnesit versiegelt, wodurch eine dichtere Oberfläche entsteht.

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